Von innen erinnert das Palais des Berliner Funkturms ein bisschen an ein Verlies aus einem Computerspiel. So passte es an diesem Mittwochabend ins Bild, als die frisch zur Bundesforschungsministerin hochgelevelte Dorothee Bär beim 17. Deutschen Computerspielpreis die Bühne des Palais betrat und das Spiel „Enshrouded“ als Gewinner in der Kategorie „Bestes Deutsches Spiel“ verkündete.

In dem Survival-Rollenspiel verbringen die Spieler viel Zeit in Dungeons, wo sie Viecher abmurksen und Ressourcen sammeln. Dank der Jury-Entscheidung ist Letzteres jetzt auch den Entwicklern hinter dem Spiel gelungen: Das Frankfurter Studio Keen Games darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro freuen. Weil in „Enshrouded“ zudem eine eigens dafür konzipierte Grafik-Engine angewendet wird, wurde das Spiel zusätzlich auch in der mit 40.000 Euro dotierten Kategorie „Beste Innovation und Technologie“ ausgezeichnet. Der Besuch im Berliner Dungeon hat sich für Keen Games also gelohnt.

In ihrer Begründung für die Kategorie „Bestes Spiel“ lobte die Jury „Enshrouded“ für seine vollständig formbare Spielwelt, das umfangreiche Bausystem und die enorme spielerische Freiheit, angesichts derer die Performance des Spiels stabil bleibe. Neben „Enshrouded“ waren außerdem das minimalistisch anmutende Tower Defense-Spiel „Thronefall“ von Entwickler Grizzly Games sowie das Skiabfahrts-Rennspiel „Loney Mountain: Snow Raiders“ vom Berliner Studio Megagon Industries nominiert.

Beide Mitnominierte gingen am Mittwochabend nicht gänzlich leer aus: „Thronefall“ gewann in der Kategorie „Bestes Gamedesign“, „Megagon Industries“ wurde als „Studio des Jahres“ prämiert.

Viecherjagd und Häuslebau

„Enshrouded“ (auf Deutsch etwa: „Umhüllt“/„Eingehüllt“) ist ein Survival-Rollenspiel in einer offenen Spielewelt. Neben den genretypischen Kämpfen gegen Monster und Kreaturen besticht das Spiel vor allem durch die Möglichkeit, Ressourcen zu sammeln und sich daraus eigene Häuser und Möbel zu bauen. Neben einem Einzelspieler-Modus gibt es auch einen Online-Koop, in dem bis zu 16 Spieler gleichzeitig zusammen auf Monsterhatz gehen können.

Bei Release im Januar 2024 fand „Enshrouded“ international große Beachtung. Über zwei Millionen Mal wurde das Spiel binnen eines Monats verkauft, mittlerweile sind es über vier Millionen verkaufte Lizenzen.

Das einflussreiche amerikanische Spiele-Magazin „Rock Paper Shotgun“ befand, „Enshrouded“ habe „das bisher beste Aufbau-System in einem Survival-Game.“ Auch in den Kritiken auf der Spiele-Plattform Steam findet das Spiel großen Anklang. Dort wird vor allem das einfach zu erlernende, aber trotzdem komplexe Bausystems gelobt, mit dem sich ganze Dörfer und Festungen errichten lassen. Vereinzelte Kritik gibt es seitens der Community hingegen an dem im Vergleich zu anderen Spielen bisher noch recht rudimentären Kampfsystem.

Erfolg made in Sachsenhausen

Apropos „bisher“: das Spiel erschien im Januar 2024 im „Early Access“, also in einer noch nicht fertigen Version. Durch regelmäßige Updates werden dem Spiel nach und nach weitere Inhalte und Verbesserungen hinzugefügt. Die fertige 1.0-Version des Spiels soll nach aktuellem Stand im Frühjahr 2026 erscheinen.

Bereits 2017 gewann das vor zwanzig Jahren von Antony Christoulakis und Jan Jäckel gegründete Studio Keen Games für das Spiel „Portal Knights“ in der Hauptkategorie beim Deutschen Computerspielpreis. Mit dem Erfolg kam das eigene Level-Up: Mittlerweile beschäftigt das Studio mit Hauptsitz im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen rund 70 Mitarbeiter in mehreren Ländern. Für die Entwicklung von „Enshrouded“ erhielt Keen Games zwei Millionen Euro aus der Computerspielförderung des Bundes. Um die gesamten Entwicklungskosten im zweistelligen Millionenbereich zu decken, holte man sich zusätzlich Investoren an Bord.

Kontroverses Easter-Egg

Kurz nach seiner Veröffentlichung im Januar letzten Jahres sorgte „Enshrouded“ wegen eines kontroversen Easter-Eggs für Aufsehen. So hatten die Entwickler zur Erheiterung vieler Gamer das Haus des YouTubers „Drachenlord“ originalgetreu in der Spielwelt nachgebaut. Vereinzelt kam deswegen aber auch Kritik am Entwickler auf, dieser habe sich durch die Aktion am „Mobbing“ zulasten des Drachenlords beteiligt. Daraufhin entfernten die Entwickler das virtuelle Haus aus dem Spiel.

Der Trubel um den lange im mittelfränkischen Altschauerberg beheimateten „Drachenlord“ und dessen von der Community „Drachenschanze“ getauftes, mittlerweile aber abgerissenes Wohnhaus ist im deutschsprachigen Raum längst Teil der gaming- und internetaffinen Subkultur. Insofern eigentlich passend zum Spiel, genau wie der Ort der Preisverleihung im Dungeon-Palais des Berliner Funkturms.

„Enshrouded“, erhältlich auf Steam für derzeit 23,99 Euro

„Thronefall“, erhältlich auf Steam für derzeit 12,99 Euro

„Loney Mountain: Snow Raiders“, erhältlich auf Steam für derzeit 24,99 Euro

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