Nach seinem Sieg beim Eurovision Song Contest schaltet sich nun auch der Österreicher JJ in die Diskussion um Israels Teilnahme an dem Wettbewerb ein. Seine Forderung, das Land vom nächsten ESC auszuschließen, kontern die Verantwortlichen jedoch kühl.
Österreichs Sänger JJ, der am Wochenende den Eurovision Song Contest (ESC) in Basel gewonnen hat, stößt mit seinem Wunsch nach einem Ausschluss Israels von der Veranstaltung im kommenden Jahr auf taube Ohren bei Veranstalter und Ausrichter. "JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder", sagte ein Sprecher des Österreichischen Rundfunks (ORF) in einer ersten Reaktion. Für den Sender stünden beim ESC die Musik und die künstlerischen Darbietungen im Vordergrund.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter habe zudem eindeutige Richtlinien, die Politik von Unterhaltung trennten, so der ORF. Nach JJs Sieg wird der öffentlich-rechtliche Sender das größte Musik-Event der Welt voraussichtlich im Mai 2026 ausrichten.
Die EBU wiederum erklärte, ihre Rolle sei es, einen Song Contest zu organisieren, der auf Zusammenhalt, Diversität und Inklusion achte. Die EBU sei ein Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und nicht staatlicher Stellen. "Diese sind berechtigt, jedes Jahr am Eurovision Song Contest teilzunehmen, wenn sie die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen", hieß es in einer EBU-Stellungnahme. Und weiter: "Die EBU steht weiterhin im Einklang mit anderen internationalen Organisationen, die derzeit ebenfalls daran festhalten, israelische Teilnehmer in große Wettbewerbe einzubeziehen."
JJ relativiert seine Aussage
JJ will laut einem Zeitungsbericht, dass der ESC nächstes Jahr in Österreich ohne das diesmal zweitplatzierte Israel stattfindet. "Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt", zitierte die spanische Zeitung "El País" den 24-Jährigen, der mit bürgerlichem Namen Johannes Pietsch heißt. "Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel. Aber der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstler können uns nur dazu äußern."
Auf Nachfrage der österreichischen Nachrichtenagentur APA relativierte der Sänger seine Aussagen: "Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern."
Die beim ESC teilnehmenden Länder müssen nicht zwingend Teil Europas sein, dafür aber Mitglieder in der European Broadcasting Union, wie der volle englische Name der EBU lautet. Die Organisation ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des Song Contests, den es seit 1956 gibt. Israel war zuerst 1973 beim ESC dabei und gewann seitdem viermal den Wettbewerb.
Auch Nemo forderte Israels Ausschluss
Israels Teilnahme wurde in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Hintergrund ist der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas, den Israel im palästinensischen Gazastreifen führt. Dieser begann nach dem beispiellosen Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel im Oktober 2023 mit über 1100 Toten. Im Gazastreifen sollen seither mehr als 50.000 Menschen ums Leben gekommen sein.
Israel war in Basel am vergangenen Wochenende mit der Sängerin Yuval Raphael und dem Lied "New Day Will Rise" im ESC-Finale auf Platz zwei gelandet. Im Publikumsvoting hatte die Sängerin sogar den ersten Platz erreicht. Nur die Punkte der Fachjurys aus europäischen Ländern bescherten Österreich und dem ausgebildeten Opernsänger JJ mit seinem Lied "Wasted Love" den Sieg.
Auch Vorjahressieger Nemo aus der Schweiz hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen. Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer in einem offenen Brief geäußert.
Israels am ESC teilnehmender Fernsehsender Kan hat unterdessen nach den Beschwerden anderer TV-Anstalten über die Stimmabgabe betont, dass Israel alle Wettbewerbsregeln befolgt habe. Gegenteilige Andeutungen entsprächen nicht den Tatsachen, teilte Kan mit.
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