Die Angst vorm Loslassen, ein Mittelfinger für alle Hater, erotische Fantasien und das große Liebesglück: Auf ihrem neuen Studioalbum "Freigeistin" nimmt Sarah Connor kein Blatt vor den Mund.
Die blonde Mähne geflochten, das kantige Tattoo im Sonnenlicht, die Gitarre im Arm und der Blick in die Ferne gerichtet: Auf dem Cover ihres neuen Studioalbums "Freigeistin" schlüpft Sarah Connor in die Rolle der nachdenklichen Songwriterin.
Deutschlands Vorzeige-Pop-Sängerin hat ihr persönlichstes Werk fertiggestellt. In den sechs Jahren nach ihrem letzten Studioschaffen haben sich viele Erinnerungen und Emotionen angesammelt, die nun endlich mit der Fan-Community geteilt werden sollen.
Natürlich spielt die Liebe eine große Rolle, die Beziehung zu ihrem Mann und Manager Florian, die nun schon so lange hält (die beiden sind seit 15 Jahren verheiratet) und täglich größer zu werden scheint. Songs wie "For Life", "Tief wie das Meer" und der beschwingte Opener "Heut ist alles gut" sind leidenschaftliche Liebeserklärungen in Dur und Moll. Songs über die Liebe gibt es schon reichlich auf dieser Welt. Und auch Sarah Connor hat diesbezüglich schon unzählige Male tief blicken lassen.
Ehrliche Worte, ehrliche Künstlerin
Als "Freigeistin" nimmt die Delmenhorsterin aber auch thematische Abzweigungen fernab der gängigen Fahrtrichtungen. Da ist zum Beispiel das mit akustischen Gitarren untermalte "Ficka". In dem Track geht es um den Umgang mit Hatern und all den verletzenden und herabwürdigenden Statements, mit denen sich Sarah Connor seit dem Beginn des anonymen und oberflächlichen Social-Media-Zeitalters immer wieder konfrontiert sieht. "Ist mir scheißegal, was ihr schreibt, ihr Ficker - denn irgendwer hat immer, immer, immer was zu meckern", singt Sarah Connor und streckt dabei beide Mittelfinger in die Luft.
Ein Vierteljahrhundert im Pop-Business hat Narben hinterlassen. Die vielen Jahre im Rampenlicht haben die vierfache Mutter aber auch stark gemacht. Nur wenn es um ihre Kinder geht, dann zieht es Sarah Connor manchmal noch den Boden unter den Füßen weg. Im Song "Warum hat mir keiner gesagt" verarbeitet die Sängerin den Auszug ihrer beiden ältesten Kinder Tyler (21) und Summer (18). "Warum hat mir keiner gesagt, dass es so scheiße ist? Klar bin ich stolz, und ja, ich lass' los, dеnn du musst jetzt raus in die Welt, es ist die allergeilste Zeit", heißt es in dem aufwühlenden Loslass-Drama. Es sind ehrliche Worte einer ehrlichen Künstlerin.
Nicht nur Kratzen an der Oberfläche
Im Gegensatz zu vielen anderen musikalisch ähnlich gestrickten Kollegen kratzt Sarah Connor nicht nur an der emotionalen Oberfläche. Die Ex-Frau von Marc Terenzi geht auch gerne mal etwas tiefer, so wie im Song "Schlechte Idee", einem Track, in dem es um die nicht ganz so gängige Beziehungsform "Polyamorie" geht. Ein musikalischer Friedensapell in Zeiten von Tod und Verfolgung ist richtig und wichtig ("Herz in Aufruhr"). Und dann sind da auch noch zarte Andeutungen zum Thema Beziehung mit Frauen ("Die Fremde", "My French Girlfriend").
Sarah Connor nimmt kein Blatt vor den Mund, auch wenn sie nur Andeutungen streut. Ehrlich und authentisch ist es trotzdem - irgendwie. Die thematischen Reizpunkte werden von einem Soundmix begleitet, der nicht aneckt, schnell ins Ohr geht und in jeder Radio-Morningshow-Redaktion mit Kusshand willkommen geheißen wird.
Alles richtig gemacht. So bleibt man auch als alter Hase hip und ganz vorne mit dabei. Die Zahlen der Vorbestellungen lügen nicht. So wie auch die letzten beiden Alben "Muttersprache" und "Herz Kraft Werke" wird auch "Freigeistin" in Kürze von der Spitze der Longplayer-Charts grüßen. Gratulation dafür. Und ein Gruß geht raus an alle "Ficka" …
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