Er war der Sohn des berühmten Regisseurs Max Ophüls. Doch auch Marcel Ophüls wusste mit seinen Dokumentarfilmen für Aufsehen zu sorgen. Nun ist er im hohen Alter gestorben.

Der mit einem Oscar ausgezeichnete Filmemacher Marcel Ophüls ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Sein Enkel Andreas-Benjamin Seyfert bestätigte gegenüber mehreren Medien, dass der Regisseur bereits am Samstag "friedlich" aus dem Leben geschieden sei.

Marcel Ophüls, der als Kind zweimal vor den Nazis fliehen musste, widmete sich in seiner Filmkarriere der Auseinandersetzung mit Kriegsgräueln und Konflikten auf der ganzen Welt. Er wurde 1927 in Frankfurt am Main geboren und war der Sohn der deutschen Schauspielerin Hilde Wall und des bekannten deutsch-jüdischen Regisseurs Max Ophüls, nach dem auch ein jährlich in Saarbrücken stattfindendes Festival für Nachwuchsfilmemacher benannt ist.

1933 floh die Familie zunächst aus Deutschland nach Frankreich. Über Spanien führte sie ihre Flucht dann weiter in die USA, wo sie 1941 ankam.

Eklat um "Das Haus nebenan"

Marcel Ophüls absolvierte die High School und das College in Los Angeles und diente 1946 in einer Theatereinheit der US-Armee in Japan. Die Familie zog 1950 wieder nach Frankreich, wo Marcel Ophüls als Assistent der Filmemacher Julien Duvivier und Anatole Litvak arbeitete.

Unter der Leitung von François Truffaut inszenierte Ophüls 1962 einen Teil seines Films "Liebe mit zwanzig" sowie 1964 den Kriminalfilm "Heißes Pflaster" mit Jeanne Moreau und Jean-Paul Belmondo. 1967 drehte er seinen ersten Dokumentarfilm "Hundert Jahre ohne Krieg - Das Münchner Abkommen von 1938".

Ophüls wurde daraufhin von einem staatlichen französischen Fernsehsender beauftragt, einen Dokumentarfilm über Frankreich unter der Nazi-Besatzung zu drehen. 1969 reichte er seinen viereinhalb Stunden langen Streifen "Das Haus nebenan" ein, der das Ausmaß der französischen Kollaboration mit den Nazis enthüllte. Der Sender weigerte sich jedoch, ihn auszustrahlen. Der Film wurde in Frankreich sogar verboten. Ein Senderchef erklärte später vor einem Regierungsausschuss, Ophüls' Werk "zerstöre Mythen, die das französische Volk noch immer braucht".

Oscar für Film über Klaus Barbie

Der Filmemacher wies Kritik zurück, er habe Frankreich unfair dargestellt. 2004 sagte er dazu in einem Interview mit der britischen Zeitung "The Guardian": "40 Jahre lang musste ich mir diesen ganzen Mist anhören, dass es sich um einen Anklagefilm handelt. Er versucht nicht, die Franzosen anzuklagen. Wer kann schon behaupten, dass sich sein Land unter denselben Umständen besser verhalten hätte?"

In Deutschland zeigte die ARD 1969 eine gekürzte Fassung. Der ungekürzte Film lief erstmals 1972 bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin.

Ophüls beschäftigte sich in seinen Dokumentarfilmen immer wieder mit unterschiedlichen Konflikten, darunter "A Sense of Loss" über den Nordirland-Konflikt, "The Memory of Justice" über Kriegsgräuel, "The Troubles We've Seen" über Kriegsberichterstattung während der Balkan-Kriege in den 90er-Jahren und "Novembertage", in dem er Ostdeutsche zum Fall des Kommunismus und zur Wiedervereinigung interviewte. Für seinen Dokumentarfilm "Hôtel Terminus: Zeit und Leben des Klaus Barbie" über den auch als "Schlächter von Lyon" bekannt gewordenen Nazi-Kriegsverbrecher Klaus Barbie erhielt Ophüls 1989 einen Oscar für den besten Dokumentarfilm.

Marcel Ophüls drehte noch bis ins hohe Alter Filme. Seine letzten Jahre verbrachte der Regisseur in Südfrankreich. 2015 nahm er bei der 65. Berlinale die Auszeichnung "Berlinale Kamera" entgegen.

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