Aus der Filmlandschaft ist Dörrie kaum wegzudenken - sie gewinnt viele Filmpreise. Ihr Weg führt von Hannover in die USA. Inzwischen ist sie zurück in München und ihre Filme laufen immer noch. Als Autorin verkauft sie Bestseller. Heute feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Mit dem Film "Männer" gelang Doris Dörrie 1985 der Durchbruch - eine Dreieckskomödie, in der ein betrogener Ehemann seinen Nebenbuhler aushebelt, indem er inkognito in dessen Wohngemeinschaft zieht. Seitdem ist Dörrie eine feste Größe in der deutschen Filmlandschaft, noch immer feiern ihre Filme große Erfolge. Doch nicht nur als Drehbuchautorin und Regisseurin, auch als Schriftstellerin ist Dörrie etabliert, zahlreiche ihrer Bücher wurden Bestseller.

Es war das Trauma der großen Schwester, das Dörrie schon als Kind zum Schreiben brachte, wie sie vor einigen Jahren im Bayerischen Rundfunk sagte. Als sie drei Jahre alt war, bekam sie Zwillingsschwestern. Ihre Eltern hätten zwar alles getan, um ihr das Gefühl der Zurücksetzung zu nehmen. "Und trotzdem ist dieses Gefühl geblieben, mich wahnsinnig anstrengen zu müssen, um Aufmerksamkeit zu bekommen", sagte Dörrie. Das Lesen und Schreiben habe ihr die Möglichkeit eröffnet, diese Konkurrenz und die Eifersucht auf die Geschwister zu vergessen.

Dörrie, die heute 70 Jahre alt wird, wuchs in Hannover auf und ging nach dem Abitur 1973 in die USA, um Improvisationstheater zu studieren. Zwei Jahre später kehrte sie nach Deutschland zurück und machte die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Als die Jury sie nach Filmen gefragt habe, die für sie vorbildlich seien, habe sie einen kompletten Blackout gehabt, sagte Dörrie im Juni 2024 dem "Arte Magazin". Sie bluffte und erfand angebliche Undergroundfilme aus den USA. Die Jurymitglieder taten so, als würden sie diese auch kennen - und nahmen Dörrie auf.

Mit dem Streifen "Der erste Walzer" schloss sie die Schule 1978 ab, ihr Kinodebüt feierte sie 1983 mit "Mitten ins Herz". Zwei Jahre später folgte "Männer" - und Dörrie wurde mit einem Schlag berühmt. "Ich wollte darüber berichten, was für verschiedene Männertypen ich kennengelernt hatte", sagte Dörrie kürzlich in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen über ihren Erfolgsfilm. Sie habe damals eine große Divergenz wahrgenommen zwischen den "noch sehr stark hippielastigen" Männern und den neoliberalen Yuppies, die schon "mit der Kreditkarte gewedelt haben".

Schicksalsschlag und Geldnot - Karriere auf Prüfstand

1988 drehte Dörrie in den USA "Ich und Er" und verliebte sich während der Dreharbeiten in den Kameramann Helge Weindler. Die beiden heirateten und bekamen eine Tochter. 1996 starb Weindler während der Dreharbeiten zu "Bin ich schön?" an einer Hirnhautentzündung - eine Krebserkrankung hatte er da gerade überwunden.

Neben der Trauer um ihren Mann und den Vater ihrer damals siebenjährigen Tochter Carla stand Dörrie damit auch noch kurz vor dem finanziellen Ruin. Die Versicherung wollte nicht für die Drehunterbrechung, die sie wegen Weindlers Tod einlegen musste, bezahlen. Überraschend sprang damals Filmproduzent Bernd Eichinger ein, wie Dörrie 2020 dem "ZEITmagazin" berichtete. Er bezahlte die acht Millionen Mark Schulden ihrer Produktionsfirma, indem er das Drehbuch und die Rechte an dem Projekt kaufte.

Vier Jahre nach "Bin ich schön?" folgte Dörries nächster großer Kinoerfolg mit "Nackt", 2007 kam "Kirschblüten - Hanami" in die Kinos, 2016 "Grüße aus Fukushima". Neben zahlreichen weiteren Kino- und Fernsehfilmen führte Dörrie auch bei verschiedenen Operninszenierungen Regie. 2022 kam "Freibad" in die deutschen Kinos und handelt von einem Schwimmbad nur für Frauen, in dem unterschiedliche kulturelle Milieus aufeinandertreffen. Im vergangenen Jahr erschien die Dokumentation "Die Flaneuse", in der Doris Dörrie über ihre Karriere erzählt.

Erfolge auch durch das Schreiben

Nebenbei schrieb Dörrie auch zahlreiche Romane, Kinder- und Sachbücher, etwa über ihr Sehnsuchtsland Japan, das Essen oder wie zuletzt das Wohnen. Am glücklichsten habe sie das Buch "Leben, schreiben, atmen" gemacht, eine Art Anleitung zum autobiografischen Schreiben, sagte sie 2021 im Bayerischen Rundfunk. "Ich habe ein System entwickelt über die vielen Jahre, wo ich es wirklich schaffe, jedem, wirklich jedem innerhalb von kürzester Zeit beizubringen, wie man schreibt", sagte Dörrie. Das habe sie mit dem Buch weitergeben wollen.

Für ihre Filme bekam Dörrie zahlreiche Preise, darunter den Deutschen und den Bayerischen Filmpreis oder den Grimme-Preis. Zudem ist sie Ehrenbürgerin der Stadt München, wo sie seit vielen Jahren lebt - gemeinsam mit dem Filmproduzenten Martin Moszkowicz. "Am Ende zählt, ob wir genug geliebt haben", sagte Dörrie 2024 in einer Dokumentation über sich. "Und dann zählt am Ende, glaube ich, auch, ob wir es geschafft haben, die Person zu werden, die in uns gesteckt hat - ob wir unser Potenzial entfaltet haben." Das gelang ihr offensichtlich.

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