Filme von Wes Anderson bestechen durch skurrile Figuren, absurde Storys und vor allem durch ihren einzigartigen Look. Hier macht auch "Der phönizische Meisterstreich" keine Ausnahme. Neben großen Stars trumpft mit Mia Threapleton aber vor allem ein Schauspielneuling auf.
Ein Film von Wes Anderson ist binnen Sekunden als solcher zu erkennen, denn der heute 56-jährige Regisseur hat es geschafft, mit Filmen wie "The Royal Tenenbaums", "Moonrise Kingdom" und "Grand Budapest Hotel" eine ganz eigene erzählerische und visuelle Handschrift zu manifestieren.
Nach zuletzt schwächeren Werken - wie dem überladenen "The French Dispatch" und dem inhaltlich eher blassen "Asteroid City" - kommt unter dem sperrigen Titel "Der phönizische Meisterstreich" der nächste Film des US-Amerikaners ins Kino. Und wieder bleibt sich Anderson treu, setzt auf eine abstruse Story rund um skurrile Figuren und einen namhaften und aus seinen vorherigen Werken bereits wohlbekannten Cast.
Schwieriges Vater-Tochter-Verhältnis
Wir erfahren von dem Großindustriellen Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), dem man gerade nach dem Leben trachtet. Nach einem überlebten Flugzeugabsturz setzt er seine Tochter Liesl (Mia Threapleton), eine angehende Nonne, als seine Nachfolgerin und Alleinerbin ein. Nur widerwillig lässt sie sich darauf ein, ihren Vater und dessen Insekten liebenden Assistenten Bjorn (Michael Cera) auf eine Geschäftsreise zu begleiten.
Für Liesl ist diese Reise scheinbar die beste Gelegenheit, endlich herauszufinden, ob Zsa-Zsa Korda für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist, was er vehement abstreitet. Korda hingegen will seine Tochter sowie diverse Investoren für sein neuestes Infrastruktur-Millionenprojekt begeistern, für das ihm noch das nötige Kapital fehlt und das von den Chefs der internationalen Finanzmärkte, vertreten durch deren Leiter Excalibur (Rupert Friend), auf jede erdenkliche Art torpediert wird. Immer wieder springt Korda dem Tod gerade so von der Schippe.
Exorbitantes Star-Aufgebot
So folgt man dem ungleichen Trio beim Abklappern einzelner Stationen, die vorab anhand von neun Schuhkartons durchdekliniert wurden, und trifft auf allerhand bekannte Gesichter. Tom Hanks, Bryan Cranston, Scarlett Johansson, Benedict Cumberbatch, Jeffery Wright und Riz Ahmed begegnen einem wie bei Anderson üblich in den komischsten Rollen. In den aus dem optischen Rahmen fallenden schwarz-weißen Bibelszenen, die mehrere Nahtoderfahrungen Kordas repräsentieren, verdingen sich zudem Bill Murray, Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe, die allerdings nicht allzu viel zu tun haben.
Überhaupt wirkt "Der phönizische Meisterstreich" mehr wie die Aneinanderreihung möglichst skurriler Momente als eine stringente Heist-Geschichte. Aber im Grunde ist das alles sowieso nur die Blaupause, auf der sich Vater und Tochter nach Jahren der Entfremdung wieder annähern. Und dem alten Hasen Benicio del Toro sowie Newbie Mia Threapleton - übrigens die Tochter von Kate Winslet - beim Spielen zuzuschauen, ist ein großes Vergnügen. Der raubeinige Zsa-Zsa und die gläubige Liesl bilden das Zentrum des Geschehens, womit sich der Film erzählerisch von seinen beiden bereits erwähnten Vorgängern erfrischend abhebt, die über parallel erzählte Einzelgeschichten mehr oder weniger gut funktionierten.
"Function follows form"
Unnötig zu erwähnen, dass "Der phönizische Meisterstreich" natürlich auch wieder ein visueller Anderson-Meisterstreich im 50er-Retro-Look mit vielen wahnwitzigen Gestaltungsideen ist, an denen sich die Fans des Filmemachers kaum sattsehen können. Für alle anderen wird es an der Stelle langsam allerdings etwas redundant, denn hier gilt auf jeden Fall mal wieder "function follows form". Das mag über erzählerische Schwachstellen erstmal hinwegtrösten, sorgt aber auch dafür, dass nicht allzu viel von diesem Film hängen bleibt, hat man das Kino erstmal wieder verlassen. Kurzweilige 100 Minuten sind aber trotzdem garantiert, und das ist ja auch schon was.
"Der phönizische Meisterstreich" läuft ab dem 29. Mai in den deutschen Kinos.
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