Dieses Wochenende finden in Solothurn die Literaturtage statt. Vier Empfehlungen aus der Literaturredaktion für einen gelungenen Besuch.
Neues von Meral Kureyshi
Gleich mit ihrem ersten Roman «Elefanten im Garten» schaffte es Meral Kureyshi 2015 auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises. Seither steht die Bernerin als aussichtsreiche Stimme der Schweizer Literatur hoch im Kurs.

Diesen Frühling ist ihr lange erwarteter, dritter Roman erschienen. In «Im Meer waren wir nie» zieht die Ich-Erzählerin mit ihrer besten Freundin deren Sohn auf. Gleichzeitig kümmert sie sich um Lili, die ins Altersheim gezogen ist. In einzelnen Szenen erzählt Kureyshi aus dem Alltag ihrer Protagonistin, von Beziehungen, die sich verändern und nicht so recht in Schemata passen wollen, vom Altern – und von Abschieden.
In Solothurn bieten sich gute Gelegenheiten, die Autorin live mit ihrem Roman zu erleben.
Entdeckung aus Belarus: Volha Hapeyeva
Volha Hapeyevas erster Roman «Camel Travel» erzählte eindrücklich und fantasievoll von ihrer eigenen Kindheit in Minsk, die von (post-)sowjetischen Ungereimtheiten geprägt war. Die belarussische Autorin lebt seit Jahren im Exil, wo sie Lyrik, Essays und Prosa schreibt.

Ihr neuer Roman «Samota» (belarussisch für «Einsamkeit») hat mehrere Erzählstränge, die sich alle um Fragen der menschlichen Empathiefähigkeit drehen. Laut Verlag ist es ein «geheimnisvolles, verspieltes Buch mit Noir-Elementen und magischem Realismus». Nur schon wegen des poetischen Talents dieser Autorin ist es bestimmt eine Entdeckung wert.
Gegen das Verstummen
Literatur ist immer auch ein Spiegel der Gegenwart. Das heisst, auch sie muss sich unangenehmen, aber drängenden Fragen der Zeit stellen – sei das in Bezug auf Kriegserfahrungen, auf Machtmissbrauch oder auch auf sexualisierte Gewalt und die Mechanismen dahinter. Die Grundfragen, die eine ganze Reihe von Gästen der diesjährigen Literaturtage umtreiben, lauten: «Wie darüber sprechen» oder «Wie darüber schreiben».

Die israelische Autorin Lizzie Doron gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen zum Nahostkonflikt. Ein Leben lang hat sie sich eingesetzt für eine Heimat ohne Verfolgung, Frieden mit den palästinensischen Nachbarn, Freiheit und Demokratie.
Seit dem 7. Oktober 2023 fühlt sie sich als «Feindin im eigenen Land». In ihrem neuen Buch «Wir spielen Alltag» schreibt sie über den Verlust ihres Alltags und das nagende Fehlen echter Perspektiven. Am Samstag diskutiert sie mit weiteren Autorinnen die Möglichkeiten literarischer Zeugenschaft inmitten von Gewalt.
Im Gedenken an Peter Bichsel
Nicht nur als bedeutender und vielfach ausgezeichneter Autor wird Peter Bichsel der Schweizer Literaturszene fehlen, sondern auch als zuverlässiger Dauerbesucher der Solothurner Literaturtage: Irgendwo fand man ihn während des Festivals immer in der Altstadt, meist mit einem Glas Rotwein in der Hand. Ausserdem spielte er traditionell am Festivalsamstag beim Fussballspiel der Literatur-Nati gegen den Lokalverein «Raketen Solothurn» den Anstoss.

Im März ist Peter Bichsel verstorben. Am Festival wird er trotzdem präsent sein, und zwar im Rahmen verschiedener Veranstaltungen zu seinen Ehren: Im «Büro Bichsel» an der Schaalgasse kann sich das Publikum auf vielfältige Weise selbst mit dem Autor auseinandersetzen, und am Sonntag erinnern sich mehrere Autorinnen und Autoren gemeinsam an Peter Bichsel.
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