Knapp zwei Wochen nachdem Sabrina Carpenter ihr umstrittenes Albumcover gepostet hat, auf dem sie in High Heels und Minikleid vor einem Mann kniet, hat die Popwelt ihr nächstes Skandalbild: Die neuseeländische Sängerin Lorde hat vier Jahre nach ihrem letzten ihr neues Album „Virgin“ veröffentlicht. Auf dem Cover ist ein Röntgenbild von ihrem Unterleib zu sehen, das ihr Innerstes zeigt: Wirbelsäule, Knochenstruktur und ihre Vagina samt Spirale. Davor hebt sich nur der dunkle Schatten des Reißverschlusses und der Schnalle ihres Gürtels ab.

Dieses Bild ist es jedoch nicht, das die Kommentarspalten auf Plattformen wie X und Reddit anheizt. Der Vinylversion ihres Albums liegt nämlich noch ein anderes Bild bei. Auch darauf sieht man den Unterleib der Sängerin, dieses Mal jedoch die fleischliche Version inklusive des Ansatzes ihrer Vulva, die Beine hält sie dabei geschlossen. Darüber eine durchsichtige Plastikhose.

Interessant an der Diskussion um die „Lordussy“, wie Fans das Bild nennen, ist, dass sie längst nicht so hitzig abläuft, wie bei Sabrina Carpenter. Carpenter warf man vor, den „Male Gaze“ zu bedienen, also den männlichen sexualisierten Blick auf Frauen, und den Feminismus um Jahre zurückzuwerfen. Die Reaktionen auf Lordes – man muss davon ausgehen, dass es sich um die Vulva der Sängerin selbst handelt – Intimbereich fallen bisher, am Tag der Veröffentlichung, jedoch deutlich milder aus.

Wohl auch, weil neben ihr kein Mann zu sehen ist, überhaupt lässt sich über einen erotischen Gehalt des Bildes streiten. So rangieren die Reaktionen zwischen beeindruckt: „Ikonisch. Ich liebe eine Königin, die sich in ihrem Körper wohlfühlt“, belustigt: „Das ist so lustig!“, und kritisch: „Was zur Hölle?“. Zahlreiche Fans zeigen ihre Reaktionen beim Öffnen des Albums auch in belustigt schockierten Gifs:

Die Diskutanten im Netz scheinen Lorde künstlerisch mehr zuzutrauen als Carpenter. Was auch daran liegen mag, dass Lorde ihr neues Album stärker als ihre Kollegin in einen Kontext einbettet. In den Songs und Musikvideos zu ihrem neuen Album geht es viel um ihre Eigenwahrnehmung als androgyn. An manchen Tagen fühle sie sich als Mann, an anderen als Frau singt sie etwas in dem Eröffnungslied „Hammer“. In dem Video zu „Man Of The Year“ sitzt sie breitbeinig auf einem Stuhl in weitem T-Shirt und Jeans, zieht sich das Shirt wie ein Mann aus – nicht mit überkreuzten Armen, sondern von hinten nach vorn – und klebt sich die Brüste ab. Mit „Virgin“ wolle sie zu der pursten Essenz ihrer selbst zurückkehren, auch ihre Gender-Identität habe sich erweitert, sagte die Sängerin in einem Interview mit dem amerikanischen „Rolling Stone“. Zuvor erzählte sie von ihrer überwundenen Essstörung, psychischen Probleme, MDMA-Therapie und dem Ende einer langjährigen Beziehung.

Lorde will sich mit ihrem neuen Album nackt und verletzlich zeigen. Sie macht auf, nicht nur in ihrer Kunst, sondern auch in den begleitenden Interviews. Diese Form der Verletzlichkeit und besonders Themen wie Gender und psychische Probleme betten sich perfekt in die auf Social Media dominierende Lebenswelt ihrer jungen Zielgruppe ein. So regt die nackte Vulva die Gen Z dann auch nicht zu einer Diskussion über Sexualisierung von Frauen an, sondern wird als cleverer Kommentar auf Selbstfindung und Gender-Identität gelesen. Nach diesen Standards kann die Satire einer sich klar als feminine Frau positionierenden Künstlerin wie Sabrina Carpenter dann nicht mithalten.

Die hat sich übrigens zu der durchaus bigotten Diskussion um ihr Albumcover geäußert und eine Alternativversion gepostet. Darauf ist sie diesmal stehend neben einem Mann zu sehen, der sein Gesicht abwendet. Das sei nun von „Gott genehmigt“, kommentiert Carpenter. Ihr neues Album wird im August erscheinen. Trotzdem deutet sich an, dass dieser Sommer Lorde gehören wird. So verkündete es zumindest ihre Freundin Charli XCX, die im vergangenen Jahr den Brat-Summer begründete. Wenn wir Lorde glauben wollen, verspricht er mehr Klarheit.

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