Mögen die Wimpern der jungen Frauen in Sevilla wie auch sonst überall in der für Beauty-Trends empfänglichen Welt in den Himmel wachsen, die Jungfrau Maria muss dem widerstehen. Jedenfalls diese. Sie ist schließlich nicht irgendeine Jungfrau, sondern María Santísima de la Esperanza Macarena Coronada – „La Macarena“!

Die „virgen“, wie man sie im Viertel Macarena der Einfachheit halber nennt, wird geliebt, von den Gläubigen verehrt und selbst von Agnostikern wegen ihrer Schönheit respektiert. Zu den Prozessionen der Semana Santa, die in Andalusien mit noch heiligerem Ernst gefeiert wird als im übrigen katholischen Spanien, holt man sie vom Altar ihrer Basilika und trägt sie durch die Straßen, auf dass jeder an ihrem Schmerz teilhaben kann. Dargestellt durch die fünf Glastränen, die über ihre erröteten Wangen kullern, und den traurigen Blick aus aufgerissenen Augen.

Vor ein paar Tagen war dieser unwiderstehliche Blick plötzlich verhangen. Nicht weil ein Wunder geschehen war – es gibt ja auch Madonnenstatuen, die zu passender Gelegenheit blutige Tränen verdrücken. La Macarena war einfach nur restauriert worden (man erinnere sich an den von einer Hobby-Malerin zur Unkenntlichkeit verschönerten Jesus in einer Kirche von Borja) und hatte plötzlich buschig lange Wimpern wie ein „Sephora Girl“.

Ein „unerwünschter Effekt“ fand dann auch die für die Skulptur aus dem 17. Jahrhundert verantwortliche Bruderschaft der heiligen Jungfrau von Sevilla, die ein Foto gepostet hatte, das auf herbe Kritik stieß. Also kam die Macarena wieder unter den Schminkpinsel der Restauratoren. Die Wimpern wurden wieder kürzer, aber der Teint dunkler – und die Augenbrauen? Irgendwas war auch mit den herrlich zerknirschten Augenbrauen angestellt worden, worauf die Sevillaner öffentlich noch bitterere „lágrimas“ weinten.

Die Brüder entschuldigten sich bußfertig. Jetzt folgt die nächste Restaurierung, denn bis spätestens zur Karwoche, die im Jahr 2026 am 29. März beginnt, muss die Jungfrau wieder ganz die Alte sein. Sonst gnade ihnen Gott!

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