Beim Filmfestival in Karlsbad nutzt Michael Douglas die Bühne für kritische Worte: Der Hollywood-Star warnt vor dem Abrutschen der USA in die Autokratie, spricht offen über seinen Krebs und erklärt, warum er seit 2022 keinen Film mehr gedreht hat.

Beim diesjährigen Internationalen Filmfestival im tschechischen Karlsbad stand eigentlich das 50-jährige Jubiläum des Filmklassikers "Einer flog über das Kuckucksnest" von Regisseur Miloš Forman im Mittelpunkt - doch Hauptdarsteller Michael Douglas nutzte die Bühne, um Themen weit über das Kino hinaus anzusprechen. Mit klaren Worten kritisierte der Hollywood-Star die politische Entwicklung in den USA und äußerte sich zu seinem Rückzug aus der Schauspielerei.

In seiner Rede kam Douglas ungewöhnlich offen auf seine gesundheitlichen Herausforderungen zu sprechen. Im Jahr 2010 war bei ihm Kehlkopfkrebs diagnostiziert worden - eine Diagnose mit drastischen Konsequenzen. "Krebs im vierten Stadium ist kein Urlaub - aber man hat nicht viele Optionen", erklärte der Schauspieler nun. "Ich hatte Glück, dass die Strahlentherapie erfolgreich war. Eine Operation hätte bedeutet, dass ich nicht mehr hätte sprechen können - und einen Teil meines Kiefers hätte entfernen lassen müssen."

Auch aus diesem Grund habe der inzwischen 80-Jährige 2022 nach seinem letzten Film "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" entschieden, sich aus dem Schauspielgeschäft zurückzuziehen. "Ich habe fast 60 Jahre durchgehend gearbeitet. Ich wollte nicht einer dieser Menschen sein, die am Set tot umfallen", sagte Douglas. "Ich sage nicht, dass ich im Ruhestand bin. Wenn etwas wirklich Besonderes käme, würde ich vielleicht noch mal arbeiten - aber ansonsten nicht."

"Wir hatten einst Ideale in den USA ..."

Mit einem Augenzwinkern ergänzte er, dass er nun lieber seiner Ehefrau, der Schauspielerin Catherine Zeta-Jones, den Vortritt lasse: "Sie ist 25 Jahre jünger als ich und sehr beschäftigt. In einer guten Ehe muss man manchmal bereit sein, die Rolle des Ehepartners zu übernehmen - also spiele ich jetzt die Ehefrau", scherzte er.

Auch auf die politischen Zustände in seiner Heimat kam Douglas zu sprechen. Obwohl er sich mit direkten Aussagen zu Donald Trump zurückhielt - "Der Name unseres Präsidenten wurde oft genug erwähnt" -, machte er kein Geheimnis daraus, wie sehr ihn die aktuelle Lage in den USA beunruhige. "Ich sehe generell, wie kostbar Demokratie ist, wie verletzlich sie ist und dass sie ständig geschützt werden muss", betonte der Oscarpreisträger dem Magazin "Variety" zufolge. "Unser Land flirtet derzeit mit der Autokratie - wie auch einige andere Demokratien dieser Welt."

Mit Blick auf die Geschichte Tschechiens, insbesondere die Rolle von Dissidenten und Demokratiebewegungen, rief der 80-Jährige dazu auf, sich der Verantwortung jedes Einzelnen bewusst zu sein. "Demokratie darf nie für selbstverständlich gehalten werden", so Douglas weiter. "Die Enttäuschung besteht darin, dass Politik heute anscheinend nur noch profitgetrieben ist. Wir hatten einst Ideale in den USA - die sehe ich heute nicht mehr."

"Bösartiger, narzisstischer Möchtegern-Diktator"

Auch Paul Zaentz, Neffe des legendären "Einer flog über das Kuckucksnest"-Produzenten Saul Zaentz, meldete sich auf der Bühne zu Wort und zog eine direkte Linie zwischen dem Film und der heutigen politischen Lage. Der ebenfalls als Produzent tätige Zaentz erinnerte sich daran, "Einer flog über das Kuckucksnest" 1983 bei Dreharbeiten in Prag seinem Team gezeigt zu haben. Am nächsten Tag habe er dann Besuch von der tschechischen Geheimpolizei erhalten. Die Botschaft: Der Film sei im kommunistischen Regime wegen seiner Botschaft von Rebellion gegen Unterdrückung verboten.

Heute sei die Situation erneut beunruhigend, so Zaentz, allerdings diesmal in den USA. "Es ist ironisch, dass 42 Jahre später der Film hier geehrt wird, während Ken Keseys brillantes Buch möglicherweise in den USA verboten wird", sagte Zaentz laut dem Branchen-Portal "IndieWire". "Wir wissen, wofür Schwester Ratched steht." Schwester Ratched ist die leitende Krankenschwester in "Einer flog über das Kuckucksnest", die ihre Autorität nutzt, um die Patienten zu kontrollieren, zu erniedrigen und gefügig zu machen.

Mit deutlichen Worten verurteilte Zaentz auch den aktuellen politischen Kurs in den Vereinigten Staaten: "Am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, hat ein bösartiger, narzisstischer Möchtegern-Diktator ein Gesetz unterschrieben, das die Reichen reicher macht - und Menschen in Not Gesundheitsversorgung und Lebensmittel nimmt." Er appellierte an die Weltgemeinschaft, die USA nicht aufzugeben und schloss mit einem kraftvollen Zitat aus der Bürgerrechtsbewegung: "Wir werden überwinden - auch diesen moralisch bankrotten Präsidenten. Miloš Forman würde mir zustimmen: Trump ist ein Makel für mein Land."

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