Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, wirft ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann vor, die Geschichte zu verdrehen oder zu relativieren. Von der Tann hatte zuvor einen Gastbeitrag des Historikers Omer Bartov aus der „New York Times“ geteilt, dessen Titel sinngemäß übersetzt lautet: Ich bin Genozid-Forscher – ich erkenne einen Völkermord, wenn ich ihn sehe.

Prosor kritisiert die Journalistin für das Verbreiten des Beitrags. „Wenn Sophie von der Tann lieber Aktivistin wäre, sollte sie den Job wechseln. Auf ihrer Instagram-Seite teilt sie den Beitrag des israelischen Historikers Omer Bartov, der Israel einen Genozid vorwirft. Besonders perfide ist die Überschrift: ‚Never Again‘. Die Worte erinnern an die Shoah. Sie im Kontext von Gaza zu zitieren, bedeutet, die Geschichte zu verdrehen und zu relativieren“, schreibt Prosor.

Bartov, Professor an der Brown University in Providence (USA), hatte Israel als undemokratisches Apartheidregime bezeichnet. Er ruft zum Ende der israelischen Angriffe in Gaza auf. Wenn Prosor nun an die Shoah erinnert, meint er damit großes Unheil – in Israel wird die Bezeichnung Shoah auch für den Holocaust gebraucht.

Von der Tann berichtet regelmäßig aus Israel und über den Hamas-Terrorangriff des 7. Oktober. Schon häufig kritisierte der israelische Botschafter die ARD-Korrespondentin für ihre Berichterstattung.

Prosor schreibt auf X: „Egal, ob es sich um fehlendes Geschichtsbewusstsein oder schlichte Überforderung handelt: Von ihrer ARD-Korrespondentin dürfen die Zuschauer mehr erwarten. Der Medienstaatsvertrag fordert, die ‚Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit‘ zu achten. Falls das zu langweilig ist, gibt es eine gute Nachricht: Noch nie war es so einfach, vom Journalismus zum Aktivismus zu wechseln! Anti-Israel-NGOs haben Hochkonjunktur und suchen jetzt fieberhaft engagiertes Personal – Sophie von der Tanns Posting ist ein echtes Empfehlungsschreiben. Wir drücken die Daumen.“

Prosor hatte Anfang des Jahres bereits Omer Bartov und den „Spiegel“ scharf kritisiert, als das Magazin ein Interview mit dem Historiker veröffentlichte.

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