Auch wenn Donald Trumps Vorfahren einst aus Deutschland in die USA auswanderten, sind seine engsten Beziehungen zu Europa die nach Großbritannien. Seine Mutter stammt aus Schottland, und dort liegen zwei seiner drei Golfplätze in Europa. Es ist also eine persönliche Angelegenheit, fast eine Pilgerreise, wenn der US-Präsident am Freitag die Anwesen im Familienbesitz besucht. Dem Unternehmen The Trump Organization gehören die exklusive Anlage in Turnberry an der windigen Westküste von Ayrshire und ein historischer Golfplatz samt Luxushotel nördlich von Aberdeen.

Obwohl zu Gast in Europa, will Trump den britischen Premierminister Keir Starmer „wahrscheinlich in einem meiner Anwesen“ empfangen. Golf wird geliebt, so formuliert es die Website GolfWRX, „nicht nur als Sport, sondern als Bühne, als Ort des Austauschs, manchmal sogar als politische Verhandlungszone“. Genau so dürfte das Trump sehen.

Eigentlich müssten die Briten das ganz wunderbar finden. Denn sie haben viele schöne Golfplätze, die sie als natürliche Bühne für Verhandlungen mit offiziellen Besuchern nutzen können. Der Haken dabei: Starmer ist kein leidenschaftlicher Golfspieler.

Und nicht nur das. Starmer hat in seiner offiziellen Residenz in Chequers sogar die Ehrenmitgliedschaft im örtlichen Golfclub abgelehnt. Er glaubt anscheinend wie Winston Churchill, dass Golf „ein Spiel ist, bei dem man einen winzigen Ball mit total ungeeigneten Schlägern in ein Loch schlagen muss“.

Dennoch hat jeder britische Regierungschef bei Trump einen natürlichen Startvorteil. So brachte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei seinem Besuch im Weißen Haus Trump einen Golfschläger als Geschenk mit (zusammen mit der Geburtsurkunde seines deutschen Großvaters).

Die Briten aber verkauften der Trump-Familie die Golfplätze in Turnberry und Ayrshire in den schönsten Resorts Schottlands – und ignorierten dabei Umweltbedenken wegen des hohen Wasserverbrauchs und möglicher Auswirkungen auf historische Sanddünen. The art of the deal.

Golf ist ein langes Spiel, und das gilt auch für Handelskonflikte. Während die Zölle auf Autos aus britischer Herstellung vor vier Wochen von 27,5 auf zehn Prozent gesenkt wurden, gelten nach wie vor Abgaben von 25 Prozent auf britische Stahl- und Aluminiumexporte in die USA. Angesichts einer stark angeschlagenen britischen Stahlindustrie und der Notwendigkeit, die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln, ist ein Zollvorteil gegenüber europäischen Konkurrenten ein Preis, für den es sich lohnt, sich mit dem US-Präsidenten gut zu stellen.

Trump hat unlängst dem britischen Botschafter in den USA, Lord Mandelson, ein Versprechen für ein baldiges Handelsabkommen mit einem seiner dicken Filzstifte unterzeichnet. In greifbaren Ergebnissen hat sich das noch nicht niedergeschlagen. „Vielleicht war es Geheimtinte“, scherzt ein Vorstandsmitglied eines großen an der britischen Börse notierten Unternehmens.

Prinzipiell ist Trumps fünftägiger Aufenthalt in Großbritannien ein Auftakt für den großen Staatsbesuch im September. Das bedeutet, dass London zwei Chancen hat, einen Deal mit dem US-Präsidenten schließen – und man das informelle Treffen an diesem Wochenende nutzen kann, um den Erfolg nach der Sommerpause vorzubereiten.

Trotzdem gibt es Unruhe rund um die makellosen Hecken der Top-Golfplätze im britischen Norden. Die Polizei bereitet sich auf Demonstrationen in Glasgow und Aberdeen vor. Teilweise gegen Donald Trump, weil er Donald Trump ist; bereits der letzte Besuch im Land wurde von Protesten begleitet, bei denen ein riesiger, wenig schmeichelhafter Trump-Ballon über London flog.

Es wird aber wohl auch Demonstranten geben, die sich für Gaza einsetzen und hoffen, die britische Regierung in Westminster angesichts der humanitären Lage in den palästinensischen Gebieten unter Druck zu setzen, Waffenverkäufe an Israel zu verbieten.

Schottland ist nicht stolz auf seinen Nachfahren Trump

Aus einer Regierungsquelle verlautet, dass dies bei diesem Besuch „eingepreist“ sei. Ein hochrangiger Beamter, der mit der Risikobewertung für den Besuch befasst ist, drückt es so aus: „Es gibt keine stressfreie Möglichkeit, Präsident Trump zu empfangen, aber es ist immer noch viel besser für Großbritannien, dies zu tun, als ihn abzuweisen.“

Das linksgerichtete Schottland, wo die schottischen Nationalisten und die Labourpartei zuletzt zusammengerechnet weit über die Hälfte der Stimmen holten, ist nicht gerade stolz, ausgerechnet in ihm einen berühmten Nachfahren zu haben.

Pragmatismus ist jedoch ein wichtiger Wesenszug der Schotten, und so wird der Vorsitzende der Scottish National Party (SNP), John Swinney, Trump ebenfalls treffen. Die Wut darüber in seinen Reihen versucht er zu dämpfen, indem er sagt, dass Gespräche über die Ukraine, Gaza und Zölle dies notwendig machten.

In einem alten Volkslied über Schottland heißt es: „Du nimmst den unteren Weg, ich nehme den oberen Weg, und ich werde vor dir in Schottland ankommen.“ Was bedeuten soll, dass sich die eingeschlagenen Pfade schlängeln mögen, aber am Ende alle an ihrem Bestimmungsort zusammenzulaufen.

Der Versuch, diesen Weg für Großbritannien mit der Trump-Regierung zu gestalten, war schwierig. Aber der Golf-Sommer, gefolgt von einem goldenen Empfang durch die Royals im September, soll die Unterstützung des launischen Ukraine-Verbündeten festigen und auch innenpolitische Vorteile bringen.

Ein britisches Kabinettsmitglied, das an den Handelsverhandlungen beteiligt ist und Starmer berät, wie er mit den wechselhaften Stimmungen des US-Präsidenten umgehen soll, sagt: „Wir haben mit etwa sieben möglichen Szenarien für Zölle und Verteidigungsfragen begonnen. Aber die Variablen und Abwägungen wurden einfach zu viele – selbst für einen Spitzenjuristen wie Starmer.“

Stattdessen empfiehlt der Minister: „Ich habe dem Premierminister gesagt, er solle sich das wie eine Fliege vorstellen, die in einem Glas herumfliegt. Es ist unmöglich vorherzusagen, wo sie landen wird. Man muss einfach agil genug sein, um zu bemerken, wann sie gelandet ist, und dann entsprechend reagieren.“

Die Golf-Metaphern werden sich in den nächsten Tagen von selbst schreiben. Aber dieser Absatz aus einem Blog darüber, wie man mit stressigen Situationen auf dem Golfplatz umgeht, passt auch zu den Herausforderungen im Umgang mit Trump – und der Art, wie sich die Diplomatie anpassen muss, um die Herausforderungen der Zusammenarbeit mit ihm zu meistern: „Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, atme tief durch … Das Ziel ist nicht Macht – es ist die Kontrolle über den Verlauf.“

Anne McElvoy ist leitende Redakteurin für Politik bei „Politico“ und Moderatorin des Podcasts „Politics at Sam and Anne's“, der sich mit der britischen Politik befasst.

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