Wer auf Temu einkauft, shoppt nicht nur billig, sondern laut EU-Kommission auch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zugelassene Produkte. Darunter sind auch Babyspielzeug oder Elektronik.

Ob Babyspielzeuge oder Elektronikprodukte: Ein vorläufiger Bericht der EU-Kommission ergibt, dass Menschen, die auf Temu einkaufen, dort sehr wahrscheinlich Angebote finden, die nicht EU-Regeln entsprechen. Damit verstößt Temu gegen europäisches Digitalrecht, und es droht eine hohe Strafe.

Laut der EU-Kommission wäre Temu gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) eigentlich dazu verpflichtet, Risiken einer Verbreitung illegaler Produkte auf seinem Marktplatz besser anzugehen. Kommissionsvizepräsidentin Henna Virkkunen teilte dazu mit: "Die Sicherheit der Verbraucher im Internet ist in der EU nicht verhandelbar."

Hohe Strafe droht

Europäische Verbraucherschützerinnen weisen schon länger auf unsichere Produkte hin, die auf der Plattform vertrieben werden. Die einzelnen Befunde sind zum Teil erschreckend, sagt Sylvia Maurer vom Europäischen Verbraucherschutz-Verband BEUC: "Wir finden sehr viele bedenkliche Chemikalien in Kinderspielzeug oder in Kosmetika. Aber auch Elektroprodukte, die Feuer verursachen können oder elektrische Schocks. Rauchmelder, die keinen Rauch melden. Motorradhelme, die absolut keinen Sicherheitsstandards entsprechen und sofort brechen." Das berge Gefahren für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Das chinesische Unternehmen kann nun auf die Vorwürfe reagieren. Passt Temu sein Verhalten nicht an oder kann es die Vorwürfe nicht ausräumen, kann die Kommission formell einen Verstoß feststellen. Dies kann eine Geldbuße von bis zu sechs Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes von Temu nach sich ziehen.

Die Behörde unter der Leitung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betont, dass sie noch nicht final entschieden hat, ob Temu wirklich gegen EU-Recht verstößt. Sie hob allerdings hervor, dass sie weiter auch zu anderen mutmaßlichen Verstößen von Temu gegen das Digitalgesetz ermittelt - einschließlich der Verwendung süchtig machender Gestaltungsmerkmale des Marktplatzes.

Gegen beliebte Plattform laufen schon länger Ermittlungen

Im Oktober hatte die Kommission bekanntgegeben, dass sie überprüft, ob die Plattform genug gegen den Verkauf illegaler Produkte unternehme. Damals hieß es unter anderem, unseriöse Händler würden auch dann wieder auf der Plattform auftauchen, nachdem sie gesperrt worden seien.

Bei Kunden in Deutschland und Europa erfreut sich Temu großer Beliebtheit. Der Anbieter zählt bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Mehrere Millionen Menschen in der EU nutzen das Portal. Es gilt unter EU-Digitalrecht als sehr große Online-Plattform (VLOP), da das Unternehmen gemeldet hatte, mehr als 45 Millionen aktive monatliche Nutzerinnen und Nutzer in der EU zu haben.

Kritik auch von Verbraucherschützer

Unabhängig von der DSA-Untersuchung gehen auch europäische Verbraucherschutzbehörden gegen Temu vor. Wie das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) im November bekannt machte, verstoßen mehrere Praktiken auf der Plattform gegen EU-Recht.

Als problematische Praktiken wurden damals falsche Rabattaktionen, gefälschte Bewertungen sowie fehlende und irreführende Informationen zu Rechtsansprüchen der Verbraucher angeführt. Auch Kontaktangaben verstecke Temu, so dass sich Kundinnen und Kunden nicht ohne Schwierigkeiten an die Plattform wenden könnten. Dazu werde der Eindruck vermittelt, dass Produkte nur begrenzt oder für kurze Zeit verfügbar seien.

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