Wer privat eine Solaranlage betreibt, muss teilweise monatelang auf sein Geld der Einspeisevergütung warten. Verbraucherschützer und Netzbetreiber berichten von erheblichen Problemen bei der Auszahlung.

Besitzer privater Solaranlagen müssen teilweise monatelang auf ihre Einspeisevergütung warten. So berichten Verbraucherschützer und Netzbetreiber mehrerer Bundesländer in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa von teils deutlichen Verzögerungen. "Über ein Jahr Verzögerung ist keine Seltenheit. Die Leute kommen nicht an ihr Geld", sagte etwa Energieexpertin Claudia Kreft von der Verbraucherzentrale Thüringen. Als Grund werden oft die hohen Zahlen an neuen Anlagen der vergangenen Jahre, aber auch technische Probleme bei Netzbetreibern genannt.

Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur erklärte, in den allermeisten Fällen klappe die Auszahlung aber gut und reibungslos. Es komme teilweise zu Verzögerungen, weil in den vergangenen Jahren so viele Anlagen hinzugekommen seien. Die Bundesnetzagentur sei im Austausch mit den betroffenen Netzbetreibern.

Ansprüche und Verzugszinsen

Grundsätzlich haben Betreiber von Solaranlagen bis zum 15. jeden Monats Anspruch auf Abschlagszahlungen bei der Einspeisevergütung, heißt es von der Bundesnetzagentur. Gerate ein Netzbetreiber in Verzug, könne Anspruch auf Verzugszinsen entstehen. Bei Beschwerden seien die Netzbetreiber erste Ansprechstellen. Im Streitfall könne man seine Ansprüche auch gerichtlich durchsetzen.

Wer eine Solaranlage neu installiert, bekommt von August an weniger Geld für den Strom, den er ins Netz einspeist. Dann sinkt die staatliche Einspeisevergütung um ein Prozent. Aktuell liegt sie bei kleinen Anlagen noch bei 7,94 Cent pro Kilowattstunde, wenn nur ein Teil des erzeugten Stroms ins öffentliche Netz geht. Bei Volleinspeisung sind es 12,60 Cent. Die endgültigen neuen Werte veröffentlicht die Bundesnetzagentur am 1. August.

Besonders viele Beschwerden in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz verzeichnen Verbraucherschützer einen starken Anstieg der Beschwerden. In Thüringen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hessen oder dem Saarland berichten die Verbraucherzentralen ebenfalls immer wieder von Beschwerden.

Betroffen sind verschiedene Netzbetreiber. In Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es den Verbraucherschützern zufolge größere Verzögerungen beim Betreiber Mitnetz. Ein Unternehmenssprecher verweist auf Nachwehen einer IT-Umstellung. Die meisten Fälle sollen in den kommenden Monaten abgearbeitet sein. Die Vergütung werde rückwirkend ausgezahlt.

Verfahren gegen Netzbetreiber Westnetz

Zu verstärkten Beschwerden wegen Verzögerungen kommt es nach Angaben der Bundesnetzagentur auch bei der Westnetz GmbH - ebenfalls im Zuge einer größeren IT-Umstellung. Gegen den Betreiber sei inzwischen ein Aufsichtsverfahren eröffnet worden, so eine Sprecherin.

Westnetz ist eine Tochtergesellschaft von Westenergie und gehört zu E.ON. Mit rund 175.000 Kilometern Leitungslänge ist es Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber. Das Netzgebiet umfasst Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.

Eine Sprecherin von Westnetz spricht von längeren Bearbeitungszeiten für einige Kunden. Ursache seien der Boom bei Erneuerbaren Energien, aber auch Probleme bei der digitalen Umstellung der Kundensysteme. Die Situation solle so schnell wie möglich verbessert werden, unter anderem sei Personal aufgestockt worden.

Die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen berichtet von 65 Beschwerden seit Jahresbeginn. Fast alle bezögen sich auf Westnetz. Im Extremfall warteten Haushalte seit 2021 auf ihr Geld. Kritisiert wurde danach unter anderem mangelhafte Kommunikation.

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