Aals zweite Stadt in Deutschland kündigt Düsseldorf an, Kinder aus Gaza und Israel aufzunehmen. Zunächst ist von 20 Kindern die Rede. Weitere Aufnahmen könnten aber folgen, erklären Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), Fabian Zachel (SPD) und Bürgermeisterin Clara Gerlach (Grüne). Vorbild ist dabei die Stadt Hannover, die bereits am Donnerstag bekannt gegeben hatte, 20 Kinder aufzunehmen.

„Mit großem Interesse habe ich die Initiative meines Amtskollegen Belit Onay in Hannover, Kindern aus dem Kriegsgebiet einen sicheren Ort in Deutschland zu bieten, verfolgt“, so Oberbürgermeister Keller in der gemeinsamen Erklärung. „Diese starke und zutiefst menschliche Geste wollen wir auch in Düsseldorf aufgreifen. Bei Fragen der Haltung und Menschlichkeit stehen wir in Düsseldorf über Parteigrenzen hinweg zusammen.“

Gleichzeitig wurden im Stadtrat Düsseldorf jüngst 500.000 Euro für ein Projekt zur Verständigung zwischen arabisch- und hebräischsprachigen Kindern in Haifa beschlossen. „Ein Zeichen unseres Engagements für Dialog und Versöhnung – gerade in Zeiten, in denen Polarisierung und Hass zunehmen. Es ist nur konsequent, diesen Gedanken weiterzuverfolgen und jetzt ganz konkrete humanitäre Hilfe zu leisten“, so Bürgermeisterin Gerlach.

Weiter heißt es in der Erklärung: „Um unsere Idee Wirklichkeit werden zu lassen, streben wir eine breite Unterstützung innerhalb der Stadtgesellschaft an.“ Erste Gespräche seien bereits geführt worden – „unter anderem mit der Jüdischen Gemeinde und dem Kreis der Düsseldorfer Muslime.“

Die Stadt Hannover hatte zuvor angekündigt, bis zu 20 Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufzunehmen, die besonders schutzbedürftig oder traumatisiert sind „Diese Möglichkeit wollen wir eröffnen“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Man wolle Kindern, die ärztliche, psychologische oder soziale Unterstützung benötigen, ermöglichen, „unter dem Schutz in Hannover wieder zu genesen und auf die Beine zu kommen“.

Die Aufnahme-Initiative wird von der Stadt gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, dem Vorsitzenden der Palästinensischen Gemeinde Hannover, Yazid Shammout, sowie dem Antisemitismusbeauftragten des Landes, Gerhard Wegner, getragen.

Dialog über Gräben hinweg

Onay sagte, das Leid der Menschen in Gaza und Israel bewege viele – auch in Hannover, wo zahlreiche Menschen familiäre Verbindungen in die Region hätten. Ziel sei es, ein Signal der humanitären Hilfe an Land und Bund zu senden. Aktuell stünden in Hannover bis zu 20 Inobhutnahmeplätze bereit. Eine Ausweitung sei denkbar, etwa über Gast- oder Pflegefamilien.

Auch die jüdische Gemeinde verfüge über Erfahrung mit Aufnahmeprogrammen, betonte Fürst. So seien bereits vor zwei Jahren israelische Kinder zu Sommercamps nach Deutschland eingeladen worden. Beide Vertreter machten deutlich, dass persönliche Netzwerke in der Region für die Umsetzung hilfreich seien.

Wegner warnte eindringlich davor, den Nahost-Konflikt für Judenfeindlichkeit in Deutschland zu instrumentalisieren. „Es ist legitim, Kritik an der Politik Israels zu üben. Aber wenn das verbunden wird mit Ausrottungsfantasien oder Nazi-Vergleichen, dann ist das Antisemitismus und das werden wir nicht dulden.“

Solche Äußerungen nähmen derzeit spürbar zu, sagte der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus. Viele Menschen nutzten den Krieg als Vorwand für Hetze. Es sei Aufgabe aller, dem entschieden entgegenzutreten.

Umsetzung hängt vom Bund ab

Die Initiative steht noch am Anfang. Onay betonte, die Stadt könne Unterbringung und Begleitung vor Ort sicherstellen, benötige aber politische Unterstützung von Bundesseite für Einreiseverfahren, Auswahl und medizinische Koordination.

Laut dem Oberbürgermeister haben sich bereits andere Städte für eine Beteiligung an ähnlichen Programmen interessiert. Sobald der Bund den rechtlichen Rahmen schaffe, könnten weitere Kommunen folgen.

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