Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) hat reserviert auf die Pläne von Hannover und Düsseldorf reagiert, hilfsbedürftige Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufzunehmen. Es sei zunächst einmal wichtig, vor Ort zu helfen, sagte er in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv. Es komme darauf an, so vielen Menschen wie möglich zu helfen. „Und deshalb wäre ich immer zurückhaltend vor der Frage, inwieweit man ausfliegen kann. Da würde es immer nur um einzelne Personen gehen und darüber hinaus viele Fragen zu klären sein.“
Das Bundesinnenministerium hatte sich am Wochenende bereits zögerlich geäußert. „Die Umsetzbarkeit derartiger Initiativen hängt entscheidend von der Sicherheitslage, der Möglichkeit der Ausreise und weiteren Faktoren ab“, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.
Hannover und Düsseldorf hatten vergangene Woche angekündigt, Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufnehmen zu wollen, die besonders schutzbedürftig oder traumatisiert sind. Die Stadt Hannover sprach etwa von Plätzen für bis zu 20 Kindern. Dafür bräuchte es aber politische Unterstützung von Bundesseite für Einreiseverfahren, Auswahl und medizinische Koordination.
„Mit großem Interesse habe ich die Initiative meines Amtskollegen Belit Onay in Hannover, Kindern aus dem Kriegsgebiet einen sicheren Ort in Deutschland zu bieten, verfolgt“, so auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) in der gemeinsamen Erklärung. „Diese starke und zutiefst menschliche Geste wollen wir auch in Düsseldorf aufgreifen. Bei Fragen der Haltung und Menschlichkeit stehen wir in Düsseldorf über Parteigrenzen hinweg zusammen.“
Gleichzeitig wurden im Stadtrat Düsseldorf jüngst 500.000 Euro für ein Projekt zur Verständigung zwischen arabisch- und hebräischsprachigen Kindern in Haifa beschlossen. „Ein Zeichen unseres Engagements für Dialog und Versöhnung – gerade in Zeiten, in denen Polarisierung und Hass zunehmen. Es ist nur konsequent, diesen Gedanken weiterzuverfolgen und jetzt ganz konkrete humanitäre Hilfe zu leisten“, so Bürgermeisterin Gerlach.
Weiter heißt es in der Erklärung: „Um unsere Idee Wirklichkeit werden zu lassen, streben wir eine breite Unterstützung innerhalb der Stadtgesellschaft an.“ Erste Gespräche seien bereits geführt worden – „unter anderem mit der Jüdischen Gemeinde und dem Kreis der Düsseldorfer Muslime.“
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) hatte zuvor erklärt, man wolle Kindern, die ärztliche, psychologische oder soziale Unterstützung benötigen, ermöglichen, „unter dem Schutz in Hannover wieder zu genesen und auf die Beine zu kommen“.
Die Aufnahme-Initiative wird von der Stadt gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, dem Vorsitzenden der Palästinensischen Gemeinde Hannover, Yazid Shammout, sowie dem Antisemitismusbeauftragten des Landes, Gerhard Wegner, getragen.
Onay sagte, das Leid der Menschen in Gaza und Israel bewege viele – auch in Hannover, wo zahlreiche Menschen familiäre Verbindungen in die Region hätten. Ziel sei es, ein Signal der humanitären Hilfe an Land und Bund zu senden.
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