Die schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag haben der Wall Street umgehend neue Zinshoffnungen beschert. Auch die US-Notenbank Federal Reserve selbst steht dabei im Fokus.
Nach dem jüngsten Rückschlag gingen die Notierungen an den US-Börsen zum Wochenanfang auf Erholungskurs. Vor allem die schwachen Arbeitsmarkdaten vom Freitag ließen Anleger verstärkt auf weitere Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed setzen.
Die großen US-Aktienindizes erholten sich daraufhin heute in einer Gegenreaktion. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gewann am Ende 1,34 Prozent auf 44.173 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 zog um 1,47 Prozent auf 6.329 Zähler an. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte um 1,95 Prozent auf 21.053 Punkte, der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte 1,87 Prozent vor.
Trump und der Druck auf die Fed
Zinshoffnungen machen sich derzeit nicht nur an den schwachen Arbeitsmarktdaten, sondern auch am Rücktritt von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler fest. Sie gab ihr Amt im Führungsgremium der Fed überraschend vorzeitig am Freitag ab. Einen Grund nannte sie nicht.
Präsident Donald Trump wittert nun seine Chance. Mit der anstehenden Neubesetzung will er den künftigen Kurs der Fed in seinem Sinn beeinflussen, denn das Gremium legt den wichtigen Leitzins fest, der indirekt das Wirtschaftswachstum fördern kann, aber auch für die Inflationsbekämpfung von zentraler Bedeutung ist. Dem US-Präsidenten obliegt die Nominierung der Fed-Gouverneure, die dann vom Senat bestätigt werden müssen.
Trump wirft Fed-Chef Jerome Powell seit Monaten vor, die Zinsen zu hoch zu halten. "Es eröffnet die Aussicht auf eine breitere Unterstützung des Fed-Vorstands für niedrigere Zinsen eher früher als später", kommentierte Ray Attrill, Devisen-Experte bei der NAB. "Die Glaubwürdigkeit der Fed und die Richtigkeit der Statistiken, auf denen sie ihre politischen Entscheidungen aufbaut, stehen nun im Rampenlicht."
Was nicht sein darf, ist auch nicht
Zudem sorgt die Entlassung der Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik durch Trump für Gesprächsstoff. Dieser hatte ihr vorgeworfen, die Daten vom Arbeitsmarkt geschönt zu haben, hat dafür aber keine Beweise.
Künftig könnten nun durchaus Zweifel an wichtigen Konjunkturdaten aufkommen. Auch die unwürdige Diskussion um Notenbankchef Powell beschädigt das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Federal Reserve - was unter anderem auch am Devisenmarkt schon ablesbar ist, wo der Dollar gegen den Euro einen schweren Stand hat. Heute wurden 1,1564 Dollar für einen Euro bezahlt, zu Beginn des Jahres waren es gerade mal 1,02 Dollar.
Musk erhält für 29 Milliarden Dollar Tesla-Aktien
Tesla-Chef Elon Musk erhält ein weiteres Aktienpaket seines Unternehmens im Wert von 29 Milliarden Dollar. Aus heute veröffentlichten Unterlagen des E-Autobauers geht hervor, dass Musk für den Bezug der 96 Millionen Aktien jeweils 23,34 Dollar pro Aktie bezahlen muss, was dem Ausübungspreis seines Aktien-Vergütungsprogramms aus dem Jahr 2018 entspricht. Der aktuelle Börsenkurs von Tesla liegt bei 302 Dollar. Über Musks langfristige Aktienvergütung wird allerdings seit Jahren vor Gericht gestritten.
Spotify erhöht die Preise
Bei den Einzelwerten stand Spotify im Rampenlicht. Der Musik-Streamingdienst punktete mit der Aussicht auf höhere Abopreise und verteuerte sich an der Börse um fünf Prozent. Das Unternehmen will ab September in ausgewählten Märkten den Preis für sein Premium-Abo für Einzelpersonen um einen Euro auf 11,99 Euro im Monat anheben.
DAX auf Erholungskurs
Nach dem Zoll- und Konjunkturschock vom Freitag legte der DAX heute in einer Gegenbewegung deutlich zu. Am Ende gewann der Index 1,42 Prozent auf 23.757 Punkte und holte damit etwas mehr als die Hälfte der Freitag-Verluste wieder auf. Durchwachsene Geschäftszahlen großer Unternehmen, oft mit Bezug auf die unklaren US-Zollvorgaben, sowie überraschend schwache US-Jobdaten hatten den Ausverkauf ausgelöst. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte erholte sich und gewann 0,78 Prozent.
Korrektur oder Trendwende?
Kurzfristig sind die heutigen Gewinne sicher damit zu erklären, dass Schnäppchenjäger auf dem niedrigen Niveau zugreifen - was gerade unter markttechnischen Aspekten nach den hohen Gewinnen zuletzt nicht ungewöhnlich wäre. "Die Korrektur war überfällig", sagt Christoph Geyer, Experte für die technische Analyse von Finanzmärkten.
So mancher fundamentale Experte ist aber zunehmend skeptisch, vor allem im Hinblick der Auswirkungen der erratischen Zollpolitik der US-Regierung auf die Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen. Denn das für die EU nur sehr mäßig ausgefallene Zollabkommen mit den USA aus der vergangenen Woche steht fundamental drohend vor allem über der deutschen Exportwirtschaft. Und auch so manches US-Unternehmen hat in der laufenden Berichtssaison bereits Gegenwind verspürt, etwa die großen Autobauer oder Konsumgüterhersteller.
Der DAX habe mit dem Absturz unter 23.500 Punkte am Freitag endgültig vom Konsolidierungs- in den Korrekturmodus gewechselt, betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Auch wenn in den kommenden Tagen leichte Erholungsbewegungen zu sehen sein sollten, dürfte die übergeordnete Richtung zunächst abwärtsgerichtet bleiben", glaubt der Experte. Trotz der jüngsten Kursverluste verzeichnet der DAX im laufenden Jahr immer noch einen Gewinn von mehr als 19 Prozent.
Trumps Zollhammer schlägt hohe Wellen in der Schweiz
Die Schweizer Börse hat heute zunächst mit deutlichen Einbußen auf die von den USA gegen die Schweiz verhängten hohen Zölle reagiert. Der Standardwerteindex SMI fiel im Eröffnungshandel um knapp zwei Prozent, hat sich zuletzt aber fast vollständig wieder erholt. Die Anleger setzten darauf, dass es sich bei dem am Freitag von Donald Trump angekündigten Zollsatz von 39 Prozent auf Schweizer Waren um Verhandlungstaktik handeln könnte.
"Wir glauben, dass es eine gewisse Hoffnung auf eine Einigung über die US-Zölle für die Schweiz gibt, die das Zollniveau näher an die 15-Prozent-Basislinie für andere Länder bringen könnte", erklärt Vontobel-Analyst Mark Diethelm.
Bleibe der Zollsatz bei den von Trump festgelegten 39 Prozent bestehen, drohten vor allem den Uhrenherstellern und Maschinenbauern erhebliche Ertragseinbußen. Das könnte zu Verlagerungen von Produktionen ins Ausland führen, so Diethelm. Die Schweizer Regierung setzt auf schnelle Nachverhandlungen und will alles tun, um guten Willen zu zeigen und das Schweizer Angebot an die USA zu überarbeiten, bevor die Zölle am 7. August in Kraft treten.
Euro etwas schwächer
Der Euro hat jüngste Kursgewinne zum Dollar heute verteidigt. Im New Yorker Handel kostete die europäische Gemeinschaftswährung zuletzt 1,1575 Dollar. Sie bewegte sich so etwa auf dem Niveau vom Freitagabend, , als der Eurokurs noch kräftig gestiegen war. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs heute auf 1,1565 (Freitag: 1,1404) Dollar festgesetzt.
Ein unerwartet schwacher US-Arbeitsmarktbericht hatte die Spekulation auf sinkende Zinsen durch die US-Notenbank Fed verstärkt, den Dollar unter Druck gesetzt und dem Euro im Gegenzug Auftrieb verliehen.
"Der US-Arbeitsmarkt scheint in schwächerer Verfassung als bisher angenommen", hieß es in einem Marktkommentar der Dekabank. Die Daten hätten gezeigt, dass die aggressive Zollpolitik der US-Regierung langsam Wirkung zeige. Die Reaktion von Präsident Donald Trump, die Chefin der amerikanischen Statistikbehörde zu entlassen, "unterstreicht seinen zweifelhaften Umgang mit Fakten und schürt Sorgen vor einer Politisierung der Fed und nun auch der Statistikbehörden", schrieben die Dekabank-Experten.
US-Industrieaufträge sinken
Der Auftragseingang der US-Industrie ist im Juni belastet durch gefallene Transportaufträge gesunken. Die Bestellungen rutschten im Vergleich zum Vormonat um 4,8 Prozent ab, wie das US-Handelsministerium heute in Washington mitteilte. Volkswirte hatten dies erwartet. Im Mai waren die Aufträge noch um revidiert 8,3 Prozent (zuvor 8,2 Prozent) gestiegen.
Türkische Inflationsrate auf niedrigstem Stand seit Ende 2021
Die Inflation in der Türkei ist im Juli überraschend deutlich gesunken. Die Verbraucherinnen und Verbraucher mussten für Waren und Dienstleistungen 33,52 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit November 2021. Von Reut ers befragte Analysten hatten mit einem Rückgang auf 34,05 Prozent gerechnet. Im Juni hatte die Teuerungsrate noch bei 35,05 Prozent gelegen. Von Juni auf Juli zogen die Preise um 2,06 Prozent an. Experten hatten 2,4 Prozent erwartet.
Ölpreise geben nach
Die Aussicht auf höhere Fördermengen des Ölkartells OPEC+ belasteten die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich um jeweils mehr als ein Prozent je Fass (159 Liter), standen dabei heute im Handelsverlauf auch schon tiefer.
Die Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten einigte sich am Sonntag darauf, die Ölproduktion im September um 547.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Als Gründe nannte sie die robuste Konjunktur und niedrige Lagerbestände. Die OPEC+, die etwa die Hälfte des weltweit geförderten Öls produziert, hatte ihre Fördermengen jahrelang gedrosselt, um die Preise in einer Phase schwacher globaler Nachfrage zu stützen. In diesem Jahr schlug sie jedoch einen neuen Kurs ein - unter anderem auf Druck von US-Präsident Donald Trump, der die Gruppe zu mehr Förderung drängte.
Banken-Aktien dank Stresstest gefragt
Aus Branchensicht standen heute europaweit Bankenwerte ganz oben in der Anlegergunst. Sie profitierten von einem positiven Ausgang eines weiteren "Stresstests" der Europäischen Bankenaufsicht EBA.
Demnach sind die Geldhäuser in der EU für eine schwere Wirtschaftskrise gut gerüstet. Im diesjährigen Szenario verbuchten die untersuchten Institute zwar insgesamt Verluste, behielten aber starke Kapitalpuffer. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank gewinnen am Nachmittag teils über drei Prozent und gehören zu den größten DAX-Gewinnern. Der europäische Banken-Index gewann 2,3 Prozent.
Infineon-Chef: Halten US-Zölle auf Halbleiter für grundfalsch
Infineon-Chef Jochen Hanebeck hofft auf einen Verzicht der USA bei der Einführung von Zöllen auf Halbleiter. Derzeit laufe noch eine Untersuchung in den USA, und es könne dazu kommen, dass auch Halbleiter direkt mit Zöllen belegt würden, sagte Hanebeck in Dresden. "Wir halten das für grundfalsch, weil die Halbleiterindustrie eine globale Industrie ist." Kein Land könne alle Halbleiter herstellen. Zölle führten zu ökonomischen Effekten, die am Ende nur allen schadeten. "Insofern hoffen wir, dass noch eine Einsicht kommt."
Thyssenkrupp-Chef wirbt für Marine-Börsengang
Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez hat wenige Tage vor der außerordentlichen Hauptversammlung für den Börsengang der Marine-Sparte geworben. Der Auftragsbestand von TKMS sei seit Ende des letzten Geschäftsjahres um mehr als 50 Prozent gewachsen – auf aktuell mehr als 18 Milliarden Euro, sagte der Manager in dem heute vorab veröffentlichten Redetext für die außerordentliche Hauptversammlung am 8. August.
Die Projekte lieferten über Jahre hinweg verlässliche Zahlungsströme. "Für Sie als Investoren bedeutet das: Kontinuität, Transparenz und ein hohes Maß an Planungssicherheit." Das Unternehmen verfüge über ein starkes Fundament für weiteres profitables Wachstum.
Auf der virtuellen Versammlung soll der Weg für einen Börsengang des Geschäfts mit U-Booten und Kriegsschiffen freigemacht werden. Thyssenkrupp will an seine Aktionäre einen Minderheitsanteil an einer neuen Holdinggesellschaft von TKMS abspalten. Diese soll an der Börse notiert werden. Die Aktionäre des Konzerns halten zunächst 49 Prozent daran und die Thyssenkrupp AG 51 Prozent.
Spartenverkauf bei Gerresheimer
Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer will sein Behälterglasgeschäft (Moulded-Glass) separieren und anschließend verkaufen. Die geplante Veräußerung sei Teil der Transformation des Konzerns zu einem reinen System- und Lösungsanbieter für die Pharma- und Biotech-Branche mit einem spezialisierten Portfolio von Primärverpackungen und Verabreichungssystemen für Medikamente, teilte der MDAX-Konzern am Abend mit. Die Aktie legte nachbörslich im Vergleich zum Xetra-Schluss zu.
Im vergangenen Jahr hatte Gerresheimer eine strategische Überprüfung des Moulded-Glass-Geschäftes angekündigt. Das Unternehmen produziert bisher Glasprodukte wie Tiegel und Fläschchen für die Kosmetikindustrie, aber auch komplexe Spezialglas- und Kunststoffverpackungen sowie Medikamenten-Verabreichungssysteme.
Digitalminister grundsätzlich offen für Palantir-Software
Digitalminister Karsten Wildberger zeigt sich offen für den Einsatz von Technologien wie der umstrittenen Überwachungssoftware des US-Unternehmens Palantir bei deutschen Sicherheitsbehörden. "Wir sollten aber auch europäische Unternehmen haben, die solche Lösungen bieten können", sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Menschen und Staaten, die andere wertepolitische Vorstellungen haben und ganze Länder bedrohen, nutzen zunehmend Technologie. Wir sollten ebenfalls Technologien nutzen, um unseren Staat und unsere Demokratie zu schützen", so der Minister. "Wenn ein Anbieter eine solche Technologie bereitstellt, sollten wir in sie investieren."
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