Die ProSiebenSat.1-Spitze empfiehlt den Aktionären, das nachgebesserte Übernahmeangebot des italienischen Berlusconi-Konzerns MFE anzunehmen. Man halte das geänderte Angebot für "angemessen".
Eine Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Berlusconi-Konzern Media for Europe (MFE) ist einen Schritt näher gerückt. Die Spitze des deutschen Medienunternehmens empfiehlt den Aktionären, das nachgebesserte Übernahmeangebot von Media for Europe anzunehmen. Das teilten Vorstand und Aufsichtsrat mit. Sie halten das geänderte Angebot von MFE für "angemessen".
Im Mai hatte die Konzernspitze noch Vorbehalte gehabt und das MFE-Angebot als finanziell unangemessen erachtet. Nun heißt es im neuen Statement: "ProSiebenSat.1 begrüßt das geänderte Angebot von MFE, welches das langfristig angelegte Investment und Engagement von MFE in ProSiebenSat.1 unterstreicht."
Neues Angebot stärkt Position
Vor gut einer Woche hatte MFE sein Angebot deutlich erhöht und damit seine Position in der internationalen Bieterschlacht um ProSiebenSat.1 gestärkt. Die italienische Holding bietet inzwischen 1,3 Anteile an MFE je ProSiebenSat1-Aktie, zuvor waren es lediglich 0,4. Aktuell ist ein MFE-Papier rund 2,70 Euro wert. Das gilt zusätzlich zum bestehenden Barangebot von 4,48 Euro je Aktie.
Der konkurrierende tschechische Finanzinvestor PPF wird seine Offerte nicht mehr erhöhen, wie das Unternehmen bereits klargestellt hat. PPF hatte den ProSiebenSat.1-Aktionären sieben Euro pro Aktie geboten. Während der Wert des MFE-Angebotes zum Teil vom künftigen Aktienkurs der Italiener abhängt, bekämen Anleger bei der PPF-Offerte also eine bereits festgelegte Summe.
Beide Übernahmeangebote laufen noch bis zum 13. August. Bindend für die Aktionäre von ProSiebenSat.1 ist die Empfehlung der Konzernspitze nicht.
Pläne für eine paneuropäische Sendergruppe
MFE gehört den Kindern des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Das Unternehmen will eine paneuropäische Sendergruppe aufbauen. Vater Berlusconi nutzte seinen Medienkonzern über Jahrzehnte, um seine politische Karriere samt dazugehöriger Partei "Forza Italia" zu befördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nach wie vor nahe.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zeigte sich jüngst besorgt und lud Sohn Pier Silvio Berlusconi zum Gespräch ins Kanzleramt. "Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt", sagte Weimer dem "Spiegel".
ProSiebenSat.1 ist neben der RTL-Familie der zweite große private Fernsehkonzern in Deutschland. Neben klassischen Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins gehört unter anderem auch der Streaminganbieter Joyn zu der Firmengruppe.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.