I n Italien kann bald mit dem Bau der längsten Hängebrücke der Welt zwischen dem Festland und Sizilien begonnen werden. Der zuständige Ausschuss genehmigte das seit Jahrzehnten diskutierte Projekt, wie das Verkehrsministerium am Mittwoch mitteilte.
Verkehrsminister Matteo Salvini sagte, das Projekt werde „ein Beschleuniger für die Entwicklung“ in Süditalien sein. Der Bau soll 13,5 Milliarden Euro kosten, fertig sein soll die Brücke im Jahr 2032. Die Vorarbeiten könnten noch in diesem Sommer beginnen, der Baubeginn ist für das kommende Jahr vorgesehen. Die Brücke über die Straße von Messina wäre fast 3,7 Kilometer lang, wobei die Hängespannweite 3,3 Kilometer betragen würde. Damit würde sie die derzeit längste Brücke, die Canakkale-Brücke in der Türkei, um 1.277 Meter übertreffen.
Die geplante Brücke über die Straße von Messina wurde bereits mehrfach genehmigt und wieder verworfen, seit die italienische Regierung 1969 zum ersten Mal Entwürfe einholte. Zuletzt wurde das Bauprojekt von der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im Jahr 2023 wieder auf die Agenda gesetzt. Der Gedanke, eine Verbindung zwischen Sizilien und dem Festland zu bauen, geht schon auf das alte Rom zurück.
Hoffen auf Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum
Die Entscheidung ist ein politischer Sieg für Salvini, der die Verwirklichung der Brücke zu einem Kernanliegen seiner Amtszeit gemacht hat. Er sprach von einer Revolution für Süditalien, weil das Bauwerk Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum bringen werde. Mit vier Fahrspuren, die von einer zweigleisigen Eisenbahnstrecke flankiert werden, hätte die Brücke eine Kapazität von 6.000 Autos pro Stunde und 200 Zügen pro Tag.
Das Projekt hilft Italien auch dabei, seine Verteidigungsausgaben auf die von der Nato angestrebten fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben, weil die Regierung angedeutet hat, dass sie die Brücke als verteidigungsrelevant einstufen könnte. Italien argumentierte dabei, dass die Brücke einen strategischen Korridor für schnelle Truppenbewegungen und die Verlegung von Ausrüstung an die südlichen Flanken der Nato bilden würde, was sie als „sicherheitsfördernde Infrastruktur“ qualifiziert. Kritiker hatten dies als durchsichtiges Manöver kritisiert.
Doch die Regierung von Giorgia Meloni ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Bereits im März 2023 fasste die Regierung den Beschluss zum Bau der Brücke, nun wurden die Kosten dafür auch offiziell als Verteidigungsausgaben eingestuft.
Eine Gruppe von mehr als 600 Forschenden unterzeichnete allerdings erst kürzlich ein Schreiben, in dem sie sich gegen die militärische Klassifizierung aussprach und darauf hinwies, dass ein solcher Schritt zusätzliche Bewertungen erfordern würde. Nur so könne festgestellt werden, ob die Brücke einer militärischen Nutzung standhalten könnte. Kritiker führten an, dass die Brücke durch die Einstufung möglicherweise zu einer Zielscheibe für Angriffe werden könnte.
Umweltgruppen drohen mit Beschwerden
Italien hat sich trotz hoher Schulden verpflichtet, seine Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu steigern. 1,5 Prozentpunkte davon können für „verteidigungsrelevante“ Bereiche wie Cybersicherheit und Infrastruktur ausgegeben werden. Rom verweist darauf, dass es auf Sizilien einen Nato-Stützpunkt gibt.
Kritik kommt auch von Umweltgruppen, die eine weitere Beschwerden bei der EU eingereicht hat. Sie befürchten, das Projekt könnte sich negativ auf Zugvögel auswirken. In den Umweltstudien sei nicht nachgewiesen worden, dass das Projekt zwingend erforderlich sei und dass mögliche Umweltschäden ausgeglichen würden, argumentierten sie.
Das Projekt wurde an ein Konsortium unter der Leitung des italienischen Konzerns WeBuild vergeben, der bereits 2006 den Zuschlag für den Bau der Brücke erhalten hatte. WeBuild hat bereits die Canakkale-Brücke gebaut, die 2022 eröffnet wurde.
Im Hinblick auf mögliche Erdbeben in der Region um den Messina-Graben hat WeBuild betont, dass Hängebrücken strukturell weniger anfällig für seismische Kräfte seien. Darum seien solche Brücken in seismisch aktiven Gebieten wie Japan, der Türkei und Kalifornien gebaut worden.
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