Mit der Aktivrente sollen Rentner bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen können, so die Pläne der Koalition. Das IW hat Mitnahmeeffekte in Höhe von 2,8 Milliarden Euro errechnet - bei unklarer Wirkung des Vorhabens.

Die von der Regierung geplante Aktivrente fürs Arbeiten im Rentenalter würde nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Steuerausfälle in Milliardenhöhe verursachen. Schon bei den rund 600.000 Menschen, die Ende 2023 im Rentenalter beruflich tätig waren, gäbe es "Mitnahmeeffekte" von 2,8 Milliarden Euro, heißt es in einem IW-Kurzbericht.

Zusätzlich würden dem Fiskus 340 Millionen Euro entgehen, wenn der Steuerfreibetrag auch für besonders langjährig Versicherte gewährt würde. Das arbeitgebernahe Institut äußerte zudem Zweifel, ob sich mit der Maßnahme wirklich zusätzlich Ältere im Arbeitsmarkt halten lassen.

Geplant: 2.000 Euro im Monat steuerfrei

Die Aktivrente ist im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart. Für die Zeit nach der Sommerpause hat Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) einen Gesetzentwurf angekündigt. Den Plänen zufolge soll man als Rentner oder Rentnerin bis zu 2.000 Euro im Monat oder 24.000 Euro im Jahr steuerfrei dazuverdienen können. Das bedeutet Steuerausfälle in den öffentlichen Haushalten.

Die vom IW genannte Zahl von gut 600.000 bezieht sich auf Ende 2023 berufstätige Rentner und Selbstständige im Rentenalter, die mehr als einen Minijob hatten. Die meisten von ihnen hätten weniger als 24.000 Euro im Jahr verdient, hieß es. Ausnahme seien viele Selbstständige im Rentenalter: Mehr als die Hälfte von ihnen habe mehr als 24.000 Euro erzielt, und zwar im Schnitt rund 68.000 Euro im Jahr.

Allein für diese Gruppe würde die Aktivrente die Steuerzahler knapp 1,2 Milliarden Euro im Jahr kosten, rechnete das IW vor. Bei den Selbstständigen mit bis zu 24.000 Euro Erwerbseinkommen ergäben sich Steuermindereinnahmen von 195 Millionen Euro. Der aufsummierte Mitnahmeeffekt bei den nicht-selbstständigen Altersrentnern über der Regelaltersgrenze läge insgesamt bei 1,4 Milliarden Euro.

Wirkung die Aktivrente ungewiss

Besonders kritisch sieht das IW darüber hinaus eine mögliche Variante der Regierungspläne, auch Menschen die Steuervorteile zu gewähren, die vor der Regelaltersgrenze in Rente gehen - entweder als "besonders langjährig Versicherte" mit 45 Beitragsjahren oder mit Abschlägen.

Hierbei stelle sich auch die rechtliche Frage, ob es überhaupt möglich ist, nur dieser Untergruppe der vorzeitigen Rentenbezieher exklusiv den Freibetrag zu gewähren, heißt es vom IW. Außerdem könne es "Ältere ab 63 Jahren dazu motivieren, ihren Renteneintritt vorzuziehen und parallel zur Altersrente weiterzuarbeiten".

Welche Wirkung die Aktivrente entfalten werde und ob sie die fiskalischen Ausfälle annähernd ausgleichen kann, bleibe dagegen ungewiss, so das Fazit der Forschenden. "Zudem ist fraglich, ob die Aktivrente besser situierte Altersrentner mehr arbeiten lässt, deren Arbeitsmotive bekanntlich primär nicht finanzieller Natur sind."

Idee gegen den Fachkräftemangel

Die Idee der Aktivrente ist Teil der Rentenpläne der schwarz-roten Koalition. Sie sieht sie als Möglichkeit, Menschen freiwillig zu einer längeren Lebensarbeitszeit zu motivieren. Sie hofft auf Entlastung der Rentenversicherung und auf eine Linderung des Fachkräftemangels.

Außerdem ist geplant, Kinder und Jugendliche mit der sogenannten Frühstartrente ein kapitalgedecktes Altersvorsorgedepot vom Staat erhalten - hierzu soll es zwischen sechs und 18 Jahren monatlich zehn Euro pro Monat geben.

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung ihre ersten Renten-Vorhaben auf den Weg gebracht: die Stabilisierung des Rentenniveaus und Ausweitung der Mütterrente. Mittelfristig ist zudem eine grundlegende Reform des Rentensystems angedacht.

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