- Der sächsische Bauernverband kritisiert die Düngeverordnung und beklagt Mindererträge, während das Thünen-Institut aufzeigt, dass die Getreideerträge bundesweit stabil sind.
- Der Rückgang der Weizenqualität in den letzten Jahren ist demnach auch auf wechselhafte Witterung zurückzuführen.
- Laut BUND ist die Düngeverordnung nicht zu streng, denn auch mit weniger Düngung kann guter Weizen produziert werden.
Die deutsche Düngeverordnung sei viel zu streng, sagt Andreas Jahnel vom Landesbauernverband in Sachsen. Denn das komplexe Regelwerk sorge dafür, dass auf einem Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen im Freistaat nicht so stark gedüngt werden dürfe, wie es eigentlich notwendig wäre.
Und zwar vor allem dort, wo die Nitratbelastung im Grundwasser zu hoch ist: "Insbesondere in den Nitratgebieten muss um 20 Prozent reduziert gedüngt werden. Das hat zur Folge, dass weniger Stickstoff für die Pflanze zur Verfügung steht und sie damit den Ertrag bilden muss", erklärt Jahnel.
Jahnel zufolge sei für die Nitratbelastung nicht nur die Landwirtschaft verantwortlich. Auch Kläranlagen oder Industriebetriebe würden dazu beitragen. Den Landwirten werde aber der schwarze Peter zugeschoben und durch die Verordnung würden Ertrag und Qualität der Ernte leiden: "Bei den Preisen, die wir haben, die seit zwei Jahren nur den Weg nach unten kennen, ist das natürlich problematisch." Mindererträge hätten dann Mindererlöse zur Folge.
Erntestatistik: Erträge haben sich kaum geändert
Beim Thünen-Institut, das zum Bundeslandwirtschaftsministerium gehört, hat man sich die bundesweiten Erntestatistiken der letzten Jahre genau angeschaut – sechs Jahre vor Einführung der Düngeverordnung und sechs Jahre danach. Maximilian Zinnbauer, der an der Auswertung beteiligt war, sagt, dass sich die Erträge über den kompletten Zeitraum fast nicht verändert hätten: "Daraus schließen wir, dass die Düngeverordnung keine Ertragsdepression, vor allem nicht beim Getreide, bewirkt hat".
Wie sich die Qualität des geernteten Getreides seit Einführung der Düngeverordnung entwickelt hat, zeigt die Untersuchung aber nicht.
Weiteres Problem: wechselhaftes Wetter
Bruno Görlach von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft verweist bei dieser Frage auf Daten aus Niedersachsen. Dort gebe es die meisten nitratbelasteten Gebiete und dort sei erkennbar, dass etwa beim Weizen die Qualität in den letzten Jahren zurückgegangen sei.
Dafür gebe es aber nicht nur einen Grund, denn auch die Witterung spiele eine große Rolle, sagt Görlach: "Wir hatten sehr wechselhafte Jahre in den letzten Jahren. Man kann das nicht allein auf die Düngung zurückführen. Da spielen viele andere Faktoren mit rein. Das ist auch das, was die Landwirtschaft so komplex macht".
Qualität des Futterweizens nicht immer schlechter
Festgemacht wird die Qualität von Weizen am Proteingehalt. Bis zu einem bestimmten Grenzwert gilt er als Qualitätsweizen, darunter nur noch als Futterweizen. Der bringt weniger Geld, weil er von der Industrie nicht zum Brotbacken benutzt wird.
Patrick Müller vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hält diese Methode für überholt: "Es lässt sich auch sehr gut Weizen mit niedrigen Proteingehalten verbacken". Demnach muss die Backindustrie einfach ein bisschen anders arbeiten: "Und schon bräuchten wir sehr viel weniger Weizen mit hoher Qualität und mit hohen Proteinwerten." Man könne mit sehr viel weniger Düngung sehr gutes Brot backen, sagt Müller.
Müller ist überzeugt, dass die Düngeverordnung nicht zu streng ist. Die Nitratbelastung im Grundwasser liege in Deutschland noch immer über dem europäischen Grenzwert, sagt er. Um die Vorgaben der EU zu erreichen, müsste in Deutschland eigentlich noch weniger gedüngt werden als bisher.
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