Neue Zinsfantasie hat die Anleger an der Wall Street elektrisiert. Auslöser war Notenbankpräsident Jerome Powell, der Zinssenkungen in Aussicht stellte. Der Dow Jones markierte ein Rekordhoch.
US-Notenbankchef Jerome Powell hat heute mit seiner Rede in Jackson Hole die US-Börsen beflügelt. Marktexperten und Anleger sehen die Tür für eine Senkung der Leitzinsen im September nun offen. Alle großen Aktienindizes der Wall Street sowie der Rentenmarkt legten daraufhin zu. Im Gegenzug stürzte der Dollar ab.
"Offensichtlich kann sich Powell mit einer Zinssenkung auf der nächsten Sitzung im September anfreunden", sagte der Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Er wolle aber wohl wie erwähnt "vorsichtig" vorgehen, was ein Hinweis auf eine kleine Senkung um 0,25 Prozentpunkte sei, die mehrheitlich auch am Markt erwartet werde.
Der Leitindex Dow Jones sprang im Verlauf auf ein neues Rekordhoch bei 45.757 Punkten. Der Schlussstand lag bei 45.631 Zählern, ein Plus von 1,89 Prozent.
Der marktbreite S&P 500 blieb beim Tageshoch von 6.478 Punkten nur knapp unter seiner bisherigen Bestmarke von 6.481 Zählern und schloss letztlich bei 6.466 Punkten um 1,52 Prozent höher. Deutliche Gewinne auch an der Nasdaq, die 1,88 Prozent zulegte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 1,54 Prozent.
Die Märkte zogen an, obwohl sie bereits im Vorfeld mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für September die erste US-Leitzinssenkung 2025 eingepreist hatten und zudem vor dem Jahresende eine weitere Senkung erwarten. Allerdings hatten sich diese Erwartungen zuletzt etwas abgekühlt.
Powell stellt Zinssenkung in Aussicht
Powell öffnete in seiner Rede die Tür für eine Leitzinssenkung, indem er sagte: "Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, vorsichtig vorzugehen, während wir eine Änderung unserer Geldpolitik in Erwägung ziehen." Das war genau das, was die Anleger hören wollten.
"Die Tatsache, dass die Fed sich nun darauf vorbereitet, dem Markt die Zinssenkung um 25 Basispunkte zu gewähren, die sie zumindest erwartet hatte, sorgt offensichtlich für große Euphorie", sagte Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank.
Powell warnte aber auch vor den Inflationsrisiken, die von Zöllen ausgingen. "Es ist jedoch auch möglich, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise durch Zölle eine dauerhaftere Inflationsdynamik auslösen kann", sagte er. "Das ist ein Risiko, das bewertet und mit dem umgegangen werden muss."
Damit bleibt die Notenbank weiter skeptisch, was die Auswirkungen der neuen Importzölle auf die Inflation im Land angeht - müssten diese doch laut Lehrbuch preistreibend wirken.
Intel stimmt Staatseinstieg zu
Der kriselnde Chipkonzern Intel hat laut Präsident Trump dem Einstieg der US-Regierung mit einem Anteil von zehn Prozent zugestimmt. Nähere Details gab es zunächst nicht. Aber nach bisherigen Angaben geht es darum, dass der US-Staat die Beteiligung als Gegenleistung für die im vergangenen Jahr zugesagten Subventionen von über zehn Milliarden Dollar bekommt.
Die Intel-Aktie notierte nach Trumps Ankündigung um 5,5 Prozent im Plus. Der Preis einer Beteiligung von zehn Prozent entspricht in etwa der Höhe der Intel zustehenden Subventionen für den Ausbau der US-Produktion.
Boeing im Fokus
Im Dow Jones drehte sich die Aufmerksamkeit auch um Boeing-Aktien, die um 2,54 Prozent stiegen. Bereits am Vortag hatte es Gerüchte gegeben, dass der Flugzeugbauer in Gesprächen ist, um 500 Flugzeuge an China zu liefern. Nun hieß es, die Verhandlungen erfolgten im Rahmen handelspolitischer Entspannungsbemühungen zwischen den Regierungen in Peking und Washington. Ansonsten waren zins- und konjunktursensitive Werte wie Caterpillar, American Express oder Bankaktien gefragt.
Die Aktien von Zoom sprangen um 12,7 Prozent nach oben. Der Anbieter von Software für Videokonferenzen überraschte im Rahmen eines erfreulichen Quartalsberichts auch mit seinem Ausblick für das Jahresumsatzwachstum positiv.
DAX legt moderat zu
Mit den im Großen und Ganzen wie erwartet ausgefallenen Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell zur Geldpolitik der Bank im Rücken, hat der DAX zum Wochenschluss zugelegt. Powells Rede in Jackson Hole war auch hierzulande der Höhepunkt der Börsenwoche.
Konkret hat US-Notenbankchef Jerome Powell die Tür für eine mögliche Zinssenkung im September ein Stück weit geöffnet. In seiner Rede auf der jährlichen US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole wies er heute auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation.
Am Ende des Tages stieg der deutsche Leitindex um 0,29 Prozent auf 24.363 Zähler, nachdem er sich zuvor nahe seines Schlusskurses vom Vortag bewegt hatte. Rückenwind kam dabei von der Wall Street, die sich wesentlich deutlicher nach oben bewegte als die heimischen Indizes. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte stieg um 1,09 Prozent auf 31.010 Punkte.
Bereits die ganze Woche hatte sich der DAX im Vorfeld seitwärts bewegt, wobei das Rekordhoch aus dem Juli bei 24.639 Punkten die Ober-, die runde Marke von 24.000 Punkten die Unterstützungslinie darstellt. Wichtig wird nun sein, ob der Index auf dem Weg zu seinem Rekordhoch bei 24.639 Punkten die markttechnisch wichtige Marke von 24.500 Punkten nehmen kann.
Euro springt nach oben
Zu den Gewinnern der Powell-Rede gehörte auch der Euro der deutlich um über einen Dollar-Cent anzog. Die Aussicht auf Leitzinssenkungen belastete im Gegenzug den Dollar zu allen wichtigen Währungen. "Der Dollar stürzt ab, die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September steigt und die Marktteilnehmer bereiten sich eindeutig auf weitere Lockerungen vor", sagte Karl Schamotta, Chef-Marktstratege bei Corpay.
Der Euro stieg zuletzt im US-Handel bis auf 1,1723 Dollar und lag in der Spitze bei 1,1743 Dollar. Am Morgen hatte er noch unter 1,16 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1608 (Donnerstag: 1,1639) Dollar fest. Auch die Kryptowährung Bitcoin zog in der Spitze auf über 117.000 Dollar deutlich an.
Dass die deutsche Wirtschaft im Frühjahr laut einer zweiten Schätzung des Statistischen Bundesamtes stärker geschrumpft war als erwartet, hinterließ am Devisenmarkt im frühen Geschäft keine Spuren.
Rüstungswerte weiter erholt
Am deutschen Aktienmarkt setzten Rüstungswerte ihre Erholung fort. Sie profitieren von der zuletzt gesunkenen Aussicht auf einen Friedensschluss im Ukraine-Konflikt. Die Aktien von Rheinmetall, Renk und Hensoldt zogen an. Die Citigroup hat ihre Verkaufsempfehlungen für Hensoldt und Renk aufgegeben. Experte Charles Armitage votiert nun mit "neutral". Die Papiere erschienen nicht mehr überbewertet.
Verlierer Commerzbank
Geplante Steuererhöhungen für den polnischen Finanzsektor haben die Aktien der Branche heute auf Talfahrt geschickt. Der Warschauer Bankenindex fiel deutlich. Auch Aktien der polnischen Commerzbank-Tochter mBank waren betroffen. Aktien der Commerzbank rauschten im Sog dessen im DAX in der Spitze um rund vier Prozent nach unten, grenzten ihre Verluste später aber wieder ein. Das Frankfurter Geldhaus ist zu 69 Prozent an der mBank beteiligt.
DHL schränkt Paketversand in die USA ein
Wegen neuer Zollvorschriften schränkt DHL den Paketversand von Deutschland in die USA deutlich ein. Der Bonner Konzern, der im Inland auch unter der Marke Deutsche Post auftritt, teilte mit, dass in die USA vorerst nur noch Pakete befördert werden, die als Geschenk deklariert sind und deren Inhalt nur bis zu 100 Dollar (aktuell etwa 86 Euro) wert ist.
Adidas bittet Indigene in Mexiko öffentlich um Verzeihung
Nach heftiger Kritik an einem Sandalen-Design und dem Vorwurf der kulturellen Aneignung hat Adidas indigene Vertreter in Südmexiko öffentlich um Verzeihung gebeten. Eine Vertreterin von Adidas Mexiko, Karen González, entschuldigte sich auf einer Veranstaltung in der betroffenen Gemeinde in Villa Hidalgo Yalálag im Bundesstaat Oaxaca.
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