Der Autobauer BMW hat das erste Modell seiner "Neuen Klasse" bei Elektroautos vorgestellt, den SUV iX3. In den kommenden Monaten sollen weitere Modelle folgen. Viel steht für den Hersteller auf dem Spiel.

BMW hat heute im Vorfeld der Automesse IAA das erstes Fahrzeug seiner "Neue Klasse" vorgestellt. Das erste Serienmodell, der elektrische SUV iX3, sei der Start des größten Zukunftsprojekts von BMW, sagte Konzern-Chef Oliver Zipse.

Experten halten Erfolg oder Misserfolg des seit Jahren angekündigten und entwickelten Konzepts für entscheidend mit Blick auf die Zukunft des Konzerns, der zuletzt deutliche Gewinnrückgänge hinnehmen musste. "Das Auto ist für BMW ein Meilenstein", sagte Pal Skirta, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler. Damit könnte es gelingen, etwa auf dem schwierigen chinesischen Markt wieder Boden gut zu machen.

Der Münchener Autohersteller hat für das E-Auto eine neue technische Plattform entwickelt, auf der in den kommenden beiden Jahren mindestens fünf weitere Modelle folgen sollen. Diese Plattform hat BMW konsequent für den Elektroantrieb ausgelegt. Milliarden-Investitionen waren hierfür nötig.

"BMW braucht einen großen Wurf"

Vor allem im weltgrößten Automarkt China stehen die westlichen Autobauer derzeit massiv unter Druck. Der Absatz von Verbrenner-Spitzenmodellen leidet darunter, dass sich auch wegen der hartnäckigen Immobilienkrise viele wohlhabende Kunden gegen den Kauf eines Neuwagens entscheiden. Bei Elektroautos dagegen tobt ein Preiskrieg, und eine Vielzahl chinesischer Wettbewerber macht mit einer Modellflut auf sich aufmerksam.

Vor diesem Hintergrund sieht Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer in der "Neuen Klasse" einen wichtigen Schritt. "Die Nagelprobe für die Fahrzeuge auf der Neuen-Klasse-Architektur wird China sein", sagt er. "Wenn BMW da die Trendumkehr schafft, ist es ein gewaltiger Sprung." Zentral dafür sei neben der Technik die Preispositionierung. "Wenn der Preis stimmt, kann es BMW schaffen, den Negativ-Trend in China umzudrehen."

Autobauer ist auch auf seinem deutschen Heimatmarkt und in Europa insgesamt unter Druck, Konkurrenten wie der Hersteller BYD aus China greifen an. "BMW braucht einen großen Wurf mit Blick auf den chinesischen Markt und mit Blick auf die chinesischen Anbieter in Europa", sagte Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Berlin.

Mehr Leistung zu hohem Preis

Konzernchef Oliver Zipse sparte bei der Vorstellung nicht mit Superlativen und sprach von einem Einmal-im-Leben-Moment und der "Zukunft des Autos". Die Reichweite des E-Autos steigt auf 800 Kilometer, Batterien und Antrieb werden effizienter, die Ladezeiten kürzer, die Computer schneller.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Software gelegt: BMW nennt den Rechner, der für die Fahreigenschaften des Autos zuständig ist, "Heart of Joy". Drei weitere Rechner steuern den Rest. Nach Einschätzung des Analysten Skirta kann die "Neue Klasse" dabei helfen, den Rückstand zu den chinesischen Wettbewerbern bei der Software aufzuholen.

Das hat allerdings seinen Preis: Schon in der Basisausstattung kostet der iX3 mindestens 68.900 Euro. In höheren Ausstattungsklassen steigen die Preise entsprechend deutlich.

"Neue Klasse" soll Profite deutlich steigern

Derzeit verdienen Autobauer noch deutlich mehr Geld mit Verbrennermodellen als mit Elektroautos, nicht zuletzt wegen der hohen Kosten für die Batterie und nötiger Investitionen. BMW baut den iX3 in Ungarn, wo die Fertigung günstiger ist als in den deutschen Werken. Analyst Skirta sagte, in den kommenden zwei bis drei Jahren könne sich die Margenlücke verringern.

Zipse selbst äußerte sich dazu nicht direkt. Das strategische konzernweite Ziel einer Gewinnmarge im Autogeschäft zwischen acht und zehn Prozent habe unverändert Bestand, hatte der BMW-Chef bei einer Veranstaltung im Juli gesagt.

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