Seit August 2021 regieren die islamistischen Taliban wieder in Afghanistan. Insbesondere Frauen haben unter der Herrschaft zu leiden. Sie dürfen weder eine Schule besuchen, noch einen Beruf ausüben. Und auch die medizinische Versorgung stellt für sie eine Herausforderung dar. Wie unrühmlich die Auswirkungen der Gesetze sind, zeigt sich nun auch an den Folgen des Erdbebens, das vor knapp einer Woche den Osten Afghanistans erschütterte und mehr als 2200 Tote forderte.
Wie die „New York Times“ berichtet, sorgten die strengen religiösen Normen dafür, dass das fast ausschließlich männliche medizinische Personal zögerte, Frauen aus den Trümmern zu bergen und zu behandeln. „Es fühlte sich an, als wären die Frauen unsichtbar“, gab Tahzeebullah Muhazeb zu Protokoll, der als Freiwilliger in die Provinz Kunar gereist war. „Die Männer und Kinder wurden zuerst behandelt, aber die Frauen saßen abseits und warteten auf die Behandlung.“
Die Taliban verbieten Hautkontakt zwischen Männern und Frauen, die nicht miteinander verwandt sind. Betroffene dürften also nur von ihren Vätern, Brüdern, Söhnen oder Ehemännern geborgen werden. Laut Muhazeb hätten Rettungskräfte mitunter tote Frauen an ihrer Kleidung unter den Steinen hervorgezogen, um eine direkte Berührung zu vermeiden.
„Sie haben uns in einer Ecke versammelt und vergessen“, erzählte die 19-jährige Aysha, die das Erdbeben verletzt überlebt hatte. Den Frauen sei keine Hilfe angeboten worden. Zwar habe Gott sie und ihren Sohn gerettet, „aber nach dieser Nacht habe ich verstanden: Eine Frau zu sein, bedeutet hier, immer als Letztes gesehen zu werden“.
Die UN Women, eine Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen, bestätigt den Eindruck der Reporterin Fatima Faizi. „Frauen und Mädchen werden erneut die Hauptlast dieser Katastrophe tragen“, erklärt dazu Susan Ferguson, Sonderbeauftragte für Afghanistan, in einer Erklärung. „Deshalb müssen wir sicherstellen, dass ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt der Reaktion und des Wiederaufbaus stehen.“
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