Nachdem die Terrororganisation Hamas erstmals seit seiner Entführung ein Video mit dem Deutsch-Israeli Alon Ohel veröffentlicht hat, drängt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf die Freilassung der Geiseln. „700 Tage Gefangenschaft in den Händen der Terrororganisation Hamas sind 700 Tage Grauen und Angst ohne tröstende Nähe zu Familie und Freunden“, schrieb Merz am Freitag auf dem Portal X. „Wir können kaum erahnen, wie es den verschleppten Geiseln geht. Ihr Leid darf keinen Tag länger andauern.“ Explizit zu dem Video äußerte sich Merz nicht.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) forderte von der Hamas die Freilassung der Geiseln und die Niederlegung der Waffen. Die Bilder von Alon Ohel und dem ebenfalls entführten Israeli Guy Gilboa Dalal zeugten davon, „wie perfide die Hamas die Geiseln in Gaza benutzt“, schrieb er auf X. „Ihr Leid & das ihrer Angehörigen muss endlich ein Ende finden.“
Die Al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, hatten am Freitag einen rund dreieinhalb Minuten langen Clip veröffentlicht. Darin wird zunächst eine Geisel in einem Wagen durch ein Viertel mit zerstörten Gebäuden gefahren. Israelische Medien identifizierten die Geisel als Gilboa-Dalal, der von der Hamas und ihren Verbündeten am 7. Oktober 2023 im Alter von 22 Jahren vom Nova-Musikfestival verschleppt worden war.
In dem Video fleht der junge Mann Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu an, seinen Befehl für eine Militäroffensive in der Stadt Gaza zurückzunehmen. Auf Hebräisch sagt er, dass er sich in der Stadt Gaza befinde und dass die Aufnahmen am 28. August gemacht worden seien, also kurz vor dem Beginn der israelischen Offensive in der Stadt. Am Ende des Videos trifft Gilboa-Dalal auf den Deutsch-Israeli Ohel. Weder die Echtheit noch das Aufzeichnungsdatum der Aufnahme sind bislang verifiziert.
Auch Ohel, ein junger Musiker, war am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival in den Gazastreifen verschleppt worden. Am Tag seiner Entführung war der Pianist 22 Jahre alt. Seine Mutter Idit Ohel sagte in einem Interview mit WELT TV Ende April, dass ihr Sohn seit dem 7. Oktober in Ketten gelegt sei. Der 24-Jährige, dessen Großmutter aus Berlin stammt und den Holocaust überlebte, habe schwere Verletzungen am Auge. Die Splitter in seinem Körper seien nicht behandelt worden, er leide an Hunger sowie an körperlichen und seelischen Misshandlungen. „Er bekommt pro Tag nur ein Stückchen Brot. Und ich denke, als Pianist versucht er, sich zu retten, indem er sich gedanklich in die Musik flüchtet“, sagte sie.
Er werde die Videos mit dem deutschen Staatsbürger Alon Ohel und mit Gilboa-Dalal nicht verbreiten, erklärte der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, im Onlinedienst X.
„Sie beweisen nur die Verderbtheit der Hamas-Terroristen, die nach 700 Tagen alle Geiseln freilassen müssen.“ Weiter schrieb er: „Zumindest Lebensmittel und Medikamente müssen zu ihnen durchgelassen werden, genauso wie zu den leidenden Menschen im Gazastreifen.“
Bei dem Großangriff der islamistischen Hamas mit anderen terroristischen Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 waren rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln genommen worden. 47 von ihnen befinden sich noch immer im Gazastreifen. Dem israelischen Militär zufolge sind 25 von ihnen tot.
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