Das Magazin „Stern“ hat ein Interview mit Grünen-Politikerin Paula Piechotta veröffentlicht, in dem mehrere Antworten der Abgeordneten fehlen. Hintergrund ist, dass Piechotta diverse Passagen sowie Interviewfragen gestrichen haben soll.

Das Magazin bezeichnet das Vorgehen der Abgeordneten als „Zensur“. Die Redaktion entschied sich für die Veröffentlichung der Interviewfragen, wenn auch ohne die entsprechenden Antworten der Politikerin.

Ein Journalist des „Stern“ hatte mit der Abgeordneten am 25. August ein Interview geführt, unter anderem über ihren Umgang mit der Union. Piechotta gilt als lautstarke Kritikerin der Union, warf etwa Bundestagspräsidentin Julia Klöckner indirekt Korruption vor.

Im deutschen Journalismus ist es üblich, dem Interviewpartner die Aussagen zur Freigabe vorzulegen. So haben Gesprächspartner die Möglichkeit, ihre Antworten auf mögliche Fehler zu überprüfen und Aussagen zu ändern. Weitreichende Streichungen sind hingegen ungewöhnlich.

Nachdem der „Stern“ Piechotta das gestraffte Wortlaut-Interview zur Autorisierung geschickt hatte, soll die Politikerin zuerst die Freigabe verweigert haben, so berichtet es das Magazin. Erst nach einer Woche habe Piechotta dann das Interview freigegeben – allerdings mit deutlichen Kürzungen, inklusive ganzer Fragen.

In einem Artikel erklärt das Magazin nun: „Daraus erklärt sich die ungewöhnliche und in Teilen nur schwer lesbare Form des autorisierten Interviewtextes. Die Redaktion hat sich trotzdem dazu entschieden, ihn einschließlich der von Piechotta zensierten Fragen zu dokumentieren“, führt Autor Martin Debes im „Stern“ aus.

Piechotta wehrte sich auf dem Portal X gegen die Vorwürfe. Sie habe „ausführlich geantwortet“. „Das wurde nur leider nicht aufgeschrieben“, so die Politikerin.

Veit Medick, Leiter des Politikressorts des Magazins, entgegnete, sie habe „selbstverständlich“ Gelegenheit gehabt, Antworten zu ergänzen. Piechotta habe aber „ganze Passagen“ gestrichen, worauf sich die Kritik seiner Redaktion beziehen würde.

Bei diesen Fragen fehlen die Antworten

Die Fragen sind in dem Interview noch zu lesen. So heißt es etwa: „Frau Piechotta, ist Kanzler Friedrich Merz ein Arschloch?“ – „Antwort nicht freigegeben.“

Es folgt die „Stern“-Entgegnung: „Ich fragte sicherheitshalber, weil Sie Merz' Amtsvorgänger Olaf Scholz so genannt haben. Und mit dem waren Sie sogar in einer Koalition …“ – „Antwort nicht freigegeben.“

„Also die Medien haben Schuld.“ – „Antwort nicht freigegeben.“

„Und Sie haben sich dann bei Scholz entschuldigt.“ – „Antwort nicht freigegeben.“

„Werden Sie sich auch bei Julia Klöckner entschuldigen?“ – „Antwort nicht freigegeben.“

Erst danach folgen dann Antworten von Piechotta über die Masken-Deals von Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und dem Auftritt von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) beim Sommerfest des CDU-Kreisverbands Koblenz auf dem Gelände einer Firma, die Frank Gotthardt gehört, jenem Unternehmer, der auch das Online-Portal „Nius“ finanziert.

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