Mit aller Macht versucht China den europäischen Automarkt zu erobern. Deutsche Hersteller halten dagegen - und wollen auf der Messe IAA ein attraktives Gegenangebot präsentieren.

Auf dem Messegelände in München stehen nicht nur die neuesten Automodelle aus aller Welt - auf der heute beginnenden IAA ruhen auch große Hoffnungen. Zum Beispiel auf neue bezahlbare Elektro-Modelle deutscher Hersteller. Hoffen in schwierigen Zeiten - in denen sich Machtverhältnisse in der weltweiten Automobilindustrie verschoben haben.

Die Konkurrenz aus China drückt auf deutsche Autobauer und buchstäblich auf das Messegelände: Aus keinem anderen Land - abgesehen von Deutschland - kommen annähernd so viele Aussteller wie aus China auf die Automesse.

"Privatkunden überraschend konservativ"

"Die neuen Elektroautos der chinesischen Hersteller decken so gut wie jedes Segment des Marktes ab, von ganz klein und günstig bis hin zu exotischen High-Performance-Limousinen", sagt Autoexperte Christoph Stürmer. "Der Privatkunde in Europa ist aber überraschend konservativ."

Der Einstieg mit richtig großen Volumen würde den Chinesen daher nur dann gelingen, wenn sie zuerst den Flottenmarkt - also den Markt für Firmenwagen - erobern würden und es ihnen danach gelingt, die daraus entstehenden Gebrauchtfahrzeuge abzusetzen, so Stürmer.

 

Höhere Reichweite, digitale Extras

Aber deutsche Autobauer wollen kontern. Volkswagen etwa will liefern: Vier neue Modelle - ab dem kommenden Jahr -  für knapp unter 25.000 Euro. Auch die Premium-Marken Mercedes und BMW warten mit neuen E-Auto-Modellen auf. Neues Design, höhere Reichweite und digitale Extras - all das soll Kundinnen und Kunden aus China begeistern.

Christoph Stürmer sieht das als wichtige strategische Positionierungen der Europäer. "Ich glaube, die werden den Markt neu sortieren. Da werden sich alle anderen daran orientieren müssen."

Wieder Diskussion über das Verbrenner-Aus

Noch haben deutsche Hersteller am heimischen Markt die Nase vorn - aber Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes zu den Neuzulassungen zeigen: Der Anteil chinesischer Autos hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa verdoppelt. Immer noch auf sehr niedrigem Niveau zwar, aber dennoch. Es gibt Bewegung, auch mit Blick auf ganz Europa werden chinesische Marken stärker.

Unterdessen sorgt das Verbrenner-Aus für Neuwagen ab 2035 wieder für Diskussionen in Politik und Branche. Bayerns Ministerpräsident Söder will die Autoindustrie stützen und dafür weiterhin das EU-weite Verbot kippen. Die SPD hält daran fest - auch um für mehr Planungssicherheit zu sorgen, die man der Autobranche so geben wolle.

E-Autos auch für Afrika?

Und dennoch bremsen Autohersteller ihre Elektro-Pläne aus. Noch rechnet sich die E-Mobilität wirtschaftlich nicht - die Produktion ist weiterhin deutlich teurer, vor allem wegen der Batterien. Autobauer halten also immer noch am Verbrenner fest. Ist das ein Rückschritt?

Martin Brückner von der Rohstoffdatenbank Matflixx sieht diese Entwicklung von zwei Seiten. Zwar sei ein Elektromotor, dessen Batterie mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen würde, tatsächlich die ökologischste Antriebsart, sagt der Energieexperte. Auf der anderen Seite: "Es gibt eine ganze große Welt, es gibt Afrika, da werden sie nie elektrifizieren auf absehbare Zeit."

Daher brauche es auch in Zukunft effiziente, wenig Sprit verbrauchende Verbrennermotoren. Mit Blick auf die Weltmärkte sei dies wirtschaftlich eine richtige Entscheidung - auch für die deutsche Autoindustrie. Eine Entscheidung, die allerdings auch dazu führen könnte, dass Verbrennermotoren länger erhalten bleiben, als vielleicht gedacht.

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