Während der Corona-Pandemie stand dieses Krankenhaus im brandenburgischen Spremberg schon vor dem Aus. Ein beherztes Eingreifen von Stadt und Land retten die Klinik aus den roten Zahlen.
In Spremberg sagen sie nicht das Krankenhaus, sondern unser Krankenhaus. Denn in der ländlichen Region in Brandenburg ist das Krankenhaus nicht nur Grundversorger, es ist über ein besonderes Modell auch eng mit der Stadt verbunden. Jahrelang gehörte die Klinik mehrheitlich den Mitarbeitenden, organisiert wurde das über einen Förderverein.
Doch vor drei Jahren dann, im August 2022, geriet das bundesweit einmalige Modell in die Krise. Corona-Pandemie und Inflation waren nicht mehr stemmbar, die Klinik meldete Planinsolvenz an. Als Zeichen der Solidarität bildeten viele Einwohner und Mitarbeiter eine Menschenkette um das Krankenhaus, forderten seine Rettung.
Rettung gilt als Modell
Die Stadt Spremberg reagierte: Fast vier Millionen Euro mobilisierte das Stadtparlament für die Rettung des angeschlagenen Krankenhauses aus dem Stadthaushalt. Als Tausch gegen die Millionenhilfe gab es mehr Mitspracherecht.
Die Stadt hält jetzt 80 Prozent der Krankenhausgesellschaft, die Mitarbeiter über den Förderverein die restlichen 20 Prozent. Ein Erfolg, wie sich heute zeigt: Das Krankenhaus schreibt wieder schwarze Zahlen, seine Rettung gilt als Modell in Brandenburg.
Dafür ausschlaggebend seien auch grundlegende Reformen gewesen, die das Krankenhaus in vergangenen Jahren umgesetzt habe, sagt Geschäftsführer Tobias Grundmann. "Die wichtigste Entscheidung, das Krankenhaus wieder in die schwarzen Zahlen zu führen, war der Fokus auf Prozessoptimierung, auf bedarfsgerechte Versorgung, den Ausbau der Psychiatrie und den Fokus auf die sektorenübergreifende Versorgung."
Drei Tageskliniken für Psychiatrie und Psychotherapie mit insgesamt 51 Tagesklinikplätzen betreibt die Klinik zusätzlich zu den 165 vollstationären Betten.
Einsparungen und veränderte Strukturen als Schlüssel
Der Sanierungsplan der Klinik hatte vier Schwerpunkte. Zum einen wurde die Basisnotfallversorgung nach dem Modell Integrierter Notfallzentren aufgebaut. Sie verbinden die Notaufnahme mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst, der Patienten zuerst eingeschätzt und je nach Dringlichkeit entweder in der Klinik behandelt oder an eine ambulante Versorgung weitergeleitet. So soll vermieden werden, dass Notaufnahmen mit Fällen überlastet sind, die auch ambulant versorgt werden könnten.
Außerdem gibt es nun für Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder Laboranalysen ein eigenes Zentrum innerhalb des Krankenhauses. Statt dass jede Abteilung ihre eigenen Geräte und Räume vorhalten muss, nutzen alle gemeinsam diese Infrastruktur. Das spart Kosten und ermöglicht, Untersuchungen zentral und effizient durchzuführen.
Weitere Einsparungen ergaben sich daraus, dass stationäre Angebote gebündelt und schrittweise reduziert wurden. Die ambulante Versorgung wurde dafür ausgebaut, sodass Patienten schneller wieder nach Hause können. Und zusätzlich zum Klinikgeschehen wurden auch gesundheitsnahe Versorgungsangebote von Dritten am Standort integriert.
Solaranlage senkt Energiekosten
Ein weiterer wirtschaftlicher Hebel: Energieeffizienz. Denn für ein kleines Haus wie das in Spremberg können steigende Energiekosten schnell zum Problem werden. Seit neustem hat das Haus also eine PV-Anlage auf dem Dach. Die Solarmodule entsprechen einer Fläche von knapp 40 Einfamilienhäusern. Rund 15 Prozent des Energieverbrauchs soll dadurch eingespart werden.
Die Photovoltaikanlage sei "ganz konkrete Hilfe, die ankommt", sagte Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW) bei der offiziellen Inbetriebnahme. Rund 1,5 Millionen Euro erhielt das Krankenhaus Spremberg dafür vom Land.
Herausforderung Krankenhausreform
"Hier in Spremberg sehen wir exemplarisch, vor welche Herausforderungen der demografische Wandel die medizinische Versorgung in einem Flächenland wie Brandenburg stellt - und zugleich, wie man die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen kann", so die Gesundheitsministerin.
Krankenhäuser im ländlichen Raum haben es nicht leicht: Hohe Kosten, Personalmangel und dazu noch die geplante Krankenhausreform. Sie wurde Ende 2024 von der Ampel-Regierung beschlossen und soll finanziellen Druck der Kliniken mindern - sowie für mehr ambulante Angebote und Spezialisierung sorgen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will das Gesetz nun aufschnüren und Anpassungen vornehmen, etwa den Ländern mehr Entscheidungsfreiheiten geben.
"Es fehlt der Planungshorizont"
Auch wenn das Krankenhaus in Spremberg in den vergangenen Jahren bereits viele Punkte der Krankenhausreform umgesetzt hat, ist sie gleichzeitig die aktuell größte Unsicherheit. "Es fehlt der Planungshorizont, weshalb einige Personalentscheidungen nicht getroffen werden können, wie man sie gerne treffen möchte", sagt Tobias Grundmann. Der Klinikchef fordert deshalb zügige und klare Zusagen.
Denn in Spremberg hat man noch viel vor: Im Stadtkern soll etwa ein Medizinisches Versorgungszentrums (MVZ) gegründet werden. "All unsere Bestrebungen münden in dem Ziel, das Krankenhaus Spremberg noch zukunftssicherer aufzustellen und so entsprechend die umfassende Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen", so Krankenhaus-Chef Grundmann.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.