Ob Warnstreiks bei VW oder im Nahverkehr: Im vergangenem Jahr wurde in Deutschland erneut viel gestreikt, wenn auch etwas weniger als im Jahr davor. Die meisten Streiks fanden auf Firmenebene statt.

In Deutschland wurde 2024 etwas weniger gestreikt als im Vorjahr. Auf insgesamt 286 Arbeitskämpfe kommt die neue Arbeitskampfbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung für das vergangene Jahr. Das seien 26 weniger als ein Jahr zuvor. Dennoch sei die Zahl der Konflikte im langjährigen Vergleich hoch geblieben, so die Studienautoren Thilo Janssen, Heiner Dribbusch und Thorsten Schulten.

Warnstreiks kommen am häufigsten vor

Viele Arbeitskämpfe seien nach einer hohen Inflationswelle für höhere Löhne geführt worden, stellt die Studie fest. Zunehmend gebe es auch Arbeitskämpfe wegen "Transformationskonflikten". Das prominenteste Beispiel dafür seien die Auseinandersetzungen bei VW gewesen, schreiben die Autoren. Dort hatte das Management Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen angekündigt. Nach Warnstreiks und langen Verhandlungen wurde dies abgewendet.

Am häufigsten gab es erneut Warnstreiks. Unbefristete Erzwingungsstreiks mit vorangegangener Urabstimmung seien in Deutschland bereits seit Längerem die Ausnahme. 

946.000 Arbeitstage fielen aus

Laut der Studie haben im vergangenen Jahr rund 912.000 Personen an Streiks teilgenommen, das seien 55.000 mehr als im Vorjahr. "Allerdings lag die Zahl der arbeitskampfbedingt ausgefallenen Arbeitstage mit 946.000 deutlich unter dem Vorjahreswert von rund 1,5 Millionen", schreiben die Autoren. Grund sei, dass die Streiks 2024 im Schnitt deutlich kürzer als 2023 gewesen seien.

"Vor allem breite Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie führten zu Arbeitsniederlegungen mit vielen Teilnehmenden, aber überschaubarer Dauer." Viele Beteiligte gab es auch bei VW und im kommunalen Nahverkehr. 

Vereinzelung der Arbeitskämpfe

Die meisten Arbeitskämpfe habe es nicht im Rahmen von Flächentarifverhandlungen gegeben, sondern auf Haus-, Firmen- oder Konzernebene. Grund ist laut WSI, dass sich in den vergangenen Jahren viele Unternehmen aus Flächentarifverträgen zurückgezogen hätten. Daraufhin hätten sich die Gewerkschaften bemüht, Haustarifverträge abzuschließen. Arbeitskämpfe auf Firmenebene sind für Gewerkschaften schwerer zu bestreiten als in der Fläche.    

Aus Sicht der Gewerkschaften endeten die Streiks nicht immer erfolgreich. So habe etwa der Kampf um einen Tarifvertrag bei der Schrott- und Recyclingfirma SRW Metalfloat im Frühjahr 2024 nach 180 Tagen Streik sowie einer anschließenden Aussperrung erfolglos beendet werden müssen. Auch die Auseinandersetzungen bei den Onlinehändlern Amazon oder Zalando zögen sich seit Jahren hin. "Auch hier haben Arbeitsniederlegungen bisher keinen Durchbruch gebracht", stellen die Studienautoren fest.

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