Getrieben von viel Zinsoptimismus liefen die großen Wall-Street-Indizes auch heute zu neuen Bestmarken auf. Auch der DAX legte im Sog der US-Märkte wieder zu.
Nach der Leitzinssenkung durch die Notenbank Federal Reserve (Fed) am Vortag haben die US-Börsen ihre Rekordjagd heute wieder aufgenommen und erreichten unisono neue Allzeithochs. Der US-Standardwerteindex Dow Jones stieg in der Spitze bis auf 45.317 Punkte und schloss letztlich bei 46.142 Punkten um 0,27 Prozent höher.
Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,48 Prozent auf 6.631 Punkte und stand im Hoch bei 6.657 Punkten. Die stärksten Gewinne verbuchte die Technologiebörse Nasdaq, die bis auf 22.540 Punkte stieg. Der Schlussstand lag bei 22.470 Punkten, ein Zuwachs von 0,94 Prozent. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 erreichte bei 24.554 Punkten ein neues Allzeithoch und gewann letztlich 0,95 Prozent.
Der Arbeitsmarkt schwächele, und die größten Turbulenzen durch die US-Einfuhrzölle seien überwunden, sagte Portfoliomanager Keith Buchanan vom Vermögensverwalter Globalt. "Das rechtfertigt eine lockerere Geldpolitik." Drastische Schritte seien jedoch nicht notwendig.
Die Federal Reserve hatte am Mittwoch den US-Leitzins wie erwartet um einen Viertelprozentpunkt gesenkt und eine Fortsetzung dieser Politik angedeutet. Den Forderungen nach XL-Zinsschritten erteilte Fed-Chef Jerome Powell jedoch eine Absage. Die Notenbank räume offenbar der Wiederbelebung des schwächelnden US-Arbeitsmarktes Priorität ein, sagte Anlagestratege Neil Wilson vom Brokerhaus Saxo Markets. Dafür nehme sie eine steigende Inflation in Kauf.
Nvidia steigt bei Intel ein
Obendrein sorgt KI-Platzhirsch Nvidia im Tech-Sektor für Aufsehen. Denn der Chipkonzern steigt beim kriselnden Prozessorhersteller Intel mit einem Aktienpaket im Wert von fünf Milliarden US-Dollar ein. Mit dem Deal soll auch eine Partnerschaft auf die Beine gestellt werden. Nvidia-Aktien stiegen an der Nasdaq um 3,49 Prozent, die Papiere von Intel schnellten sogar um 22,77 Prozent nach oben. Aktien des Intel-Konkurrenten AMD verloren dagegen 0,78 Prozent.
"Intel wird damit vom KI-Nachzügler zu einem Schlüsselunternehmen innerhalb der KI-Infrastruktur", sagte Analyst Gadjo Sevilla von der Marktforschungsfirma eMarketer. "Nivida erhält Zugriff auf Intels Auftragsfertigung für die Produktion künftiger Chip-Generationen."
DAX wieder im Aufwind
Der DAX hat heute seine jüngste Schwächephase hinter sich gelassen und zugelegt. Anders als zuletzt profitierte auch der heimische Index vom scheinbar nicht zu stoppenden Rekordlauf der Wall Street.
Am Ende schloss der Leitindex DAX bei 23.674 Punkten um 1,35 Prozent höher. Damit lag er nur knapp unter seinem Tageshoch bei 23.690 Punkten. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte rückte 0,84 Prozent vor auf 30.480 Zähler. Impulse kommen für den heimischen Markt (mal wieder) primär von der Wall Street.
US-Zinsen und Tech-Fantasie
Konkret stützten sowohl die verstärkt aufgekommene US-Zinsfantasie, aber auch neue Nachrichten aus dem hochbewerteten Technologiesektor. Nach der erwartungsgemäßen Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte am Vorabend stellte die Fed zudem weitere Zinssenkungen in Aussicht - bis zu zwei Zinsschritte nach unten seien 2025 möglich.
"Es ist davon auszugehen, dass auf jeder der noch verbleibenden zwei Sitzungen der Leitzins um 25 Basispunkte reduziert wird", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. 2026 könnte nach Fed-Angaben dann noch eine weitere Senkung erfolgen.
Zu den größten Gewinnern im DAX gehörte das größte Indexschwergewicht SAP, dessen Aktie um über fünf Prozent vorrückte und an der Index-Spitze stand. Der Chiphersteller Infineon und Technologieaktien aus der zweiten Reihe legten im Sog der steigenden US-Technologiebörse Nasdaq ebenfalls zu. Bei einer lockerer werdenden Geldpolitik setzen die Anleger darauf, dass Investitionen in neue Technologien angetrieben werden, zudem verbilligt sich die Refinanzierung der teuren Geschäftsmodelle. Im MDAX waren Aixtron Tagessieger mit einem Plus von fast neun Prozent.
Leitzinsentscheidung in Großbritannien
Angesichts der hartnäckig hohen Inflation in Großbritannien scheut die dortige Notenbank vor einer erneuten Zinssenkung indes zurück. Die Währungshüter beließen den Schlüsselsatz heute bei 4,00 Prozent. Die Entscheidung im geldpolitischen Ausschuss (MPC) der Bank of England (BoE) war intern allerdings umstritten: Sie fiel mit sieben zu zwei Stimmen.
Die BoE wagte nach der geldpolitischen Lockerung im August nun keinen weiteren Schritt nach unten, auch weil der Preisauftrieb weiter hoch ist. "Wir gehen zwar davon aus, dass die Inflation wieder unser Zwei-Prozent-Ziel erreicht, aber wir sind noch nicht über den Berg. Alle künftigen Senkungen müssen daher schrittweise und vorsichtig erfolgen", sagte Zentralbankchef Andrew Bailey.
Die Inflation hält sich hartnäckig auf der Insel: Die Teuerungsrate verharrte zuletzt bei 3,8 Prozent und ist damit die höchste unter den großen Industrienationen. Die Finanzmärkte warten nun mit Spannung auf Signale der BoE, wie es mit dem Zinskurs weitergeht.
Eurokurs gibt zum Dollar nach
Der Kurs des Euro ist heute nach geldpolitischen Beschlüssen der US-Notenbank gefallen. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,1785 Dollar gehandelt, nachdem sie am Vorabend noch über 1,18 Dollar notiert hatte. Der Dollar profitierte von den eher moderaten Aussagen von Notenbankchef Powell zum weiteren Zinsabstieg, erläuterte Scotiabank-Analyst Eric Theoret. Die Devisenanleger hätten mit aggressiveren Tönen gerechnet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1818 (Mittwoch: 1,1837) Dollar fest.
Ausnahmsweise 41 Titel im DAX
Am deutschen Aktienmarkt stand heute die Abspaltung der Autozuliefersparte Aumovio von Continental als separat an der Börse gelistetes Unternehmen im Fokus. Daher wird der DAX ausnahmsweise kurzzeitig 41 statt 40 Titel enthalten. Das ist bei Abspaltungen üblich, unter anderem um Index-Investoren die Chance zu geben, die ins Depot gebuchten Aktien wieder geregelt zu verkaufen. Zum Handelsschluss wird der neue Einzelwert dann wieder aus dem DAX genommen.
Conti-Ableger Aumovio an der Börse mit 3,5 Milliarden Euro bewertet
Der von Continental abgespaltene Autozulieferer Aumovio ist mit einem Börsenwert von 3,5 Milliarden Euro in die Selbstständigkeit gestartet. Der erste Kurs wurde heute an der Frankfurter Börse mit 35 Euro festgestellt und bröckelte danach etwas ab. Am Ende des XETRA-Handels waren es dann 38,62 Euro.
Conti-Aktionäre hatten automatisch für je zwei ihrer Papiere zusätzlich eine Aumovio-Aktie in ihr Depot gebucht bekommen. Continental wurden zunächst mit 56,70 Euro gehandelt; am Mittwoch, dem letzten Handelstag vor der Abspaltung, hatten sie bei 72,98 Euro geschlossen. Für die Aktionäre hat sich die Abspaltung damit gelohnt.
Scout24 kauft Plattformen in Spanien
Die "ImmoScout24"-Mutter Scout24 kauft zwei Immobilienplattformen in Spanien. Vom Finanzinvestor EQT würden Fotocasa und Habitaclia übernommen, teilte der Betreiber des Immobilienportals "ImmoScout24" heute mit. Der Unternehmenswert der Transaktion belaufe sich auf rund 153 Millionen Euro. Fotocasa und Habitaclia würden 2025 voraussichtlich etwa 60 Millionen Euro Umsatz und ein pro-forma operatives Ergebnis (EBITDA) von rund elf Millionen Euro ausweisen.
Die spanischen Plattformen vereinen den Angaben zufolge mehr als acht Millionen monatlich aktive Nutzer, rund eine Million Immobilienanzeigen und etwa 14.000 gewerbliche Kunden. Die 1999 gegründete Fotocasa mit Sitz in Barcelona decke als Plattform den gesamten spanischen Immobilienmarkt ab. Habitaclia, 2001 gegründet und mit Sitz in Mataró, fokussiere sich auf mediterrane Küstenregionen wie Katalonien und die Balearen. Scout24 steigt mit Wirkung vom 22. September neu in den DAX auf.
Produktion des ID.3 von Volkswagen bleibt vorerst in Zwickau
Der Volkswagen-Konzern verlängert die Produktion des Modells ID.3 an seinem sächsischen Standort bei Zwickau. Hintergrund sind Änderungen in der konzernweiten Planung für die Produktion neuer Elektromodelle wie dem ID.Roc und dem ID.Golf aufgrund "offener Produktionsfragen", wie das Handelsblatt berichtet. Erhalten bleiben soll nach einem Bericht von "Freie Presse" außerdem die zweite Zwickauer Produktionslinie für den Cupra Born.
Ströer kassiert Jahresprognose
Deutschlands größter Außenwerber Ströer kappt seine Jahresprognose. Es werde 2025 nun nur noch mit einem Umsatz (vor Zukäufen) und einem Ergebnis (Ebitda) auf dem Niveau des Vorjahres gerechnet, teilte das Unternehmen am Abend mit. Bislang hatte Ströer erklärt, das Umsatzwachstum 2025 solle in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen, als es ein Plus von 6,4 Prozent gab. Für das Ebitda 2025 war bislang ein Plus von leicht oberhalb der Umsatzentwicklung vorhergesagt worden.
Mitte August hatte sich Ströer noch zuversichtlich gezeigt, die Zuwächse auch erreichen zu können. Grund für die Anpassung seien die weiter anhaltenden geopolitischen und volkswirtschaftlichen Unsicherheiten und die sich daraus ergebenden Effekte auf den Werbemarkt, hieß es weiter. Die im MDAX gelisteten Ströer-Aktien standen nachbörslich unter Druck.
Der Oman steigt bei TUI ein
Der Reisekonzern TUI baut mit Omans staatlicher Tourismusgesellschaft Omran eigene Hotels in dem arabischen Land auf. Die Partner errichten mit einer neu gegründeten Gesellschaft zunächst fünf neue Häuser, wie Vertreter beider Seiten heute in Maskat berichteten. Vorgesehen sind Hotels der Marken Robinson, Riu, TUI Blue, Jaz und The Mora. In diesem Zuge zeichnet Omran zudem neue TUI-Aktien zu 9,50 Euro je Stück und hält dann 1,4 Prozent der Anteile an dem Touristikkonzern aus Hannover.
Facebook-Konzern stellt Brille mit Anzeige im Glas vor
Der Facebook-Konzern Meta bringt eine Brille auf den Markt, die Nutzern Informationen in einem der Gläser anzeigen kann. Das Gerät mit dem Namen Meta Ray-Ban Display kann unter anderem Textnachrichten sowie Fotos und Videos einblenden. Zur Steuerung wurde ein Armband entwickelt, das kleinste Bewegungen erkennen kann. Die von Meta-Chef Mark Zuckerberg auf der Bühne der Konferenz Meta Connect getragene Brille ist etwas klobiger als herkömmliche Fassungen. Das Gerät kommt in den USA Ende September zum Preis ab 799 Dollar in den Handel.
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