Berge an Müll und unbrauchbaren Textilien landen in den Altkleidercontainern. Die Sammelstellen sind damit überfordert - personell und finanziell. Einige stellen die Sammlung deswegen ein.

"STOP der Textilsammlung" steht auf dem Aushang. Sechs Wochen lang will die Recyclingbörse in Herford keine Kleiderspenden mehr annehmen. Das Lager ist voll. Rund 10.000 Säcke mit Altkleidern türmen sich dort. Die Mitarbeitenden kommen nicht mehr hinterher, das alles zu sortieren. Nur Kleidung, die sauber und unbeschädigt ist, können sie weiterverwenden. Sie wird größtenteils in den acht Second-Hand-Filialen in der Umgebung für niedrige Preise verkauft.

"Damit kann man nichts mehr anfangen, das kann man nicht verkaufen." Torsten Schmitt zieht eine zerrissene Jeans aus dem Kleiderhaufen. Händisch gehen er und die anderen Mitarbeitenden der Recyclingbörse den Inhalt jedes Kleidersacks durch. "Das sollte eigentlich der gesunde Menschenverstand sein, dass man so etwas nicht als Kleiderspende abgibt." Aber unbrauchbare Kleidung haben sie hier immer öfter in den Händen.

EU-Richtlinie sorgt bei Verbrauchern für Verwirrung

Grund dafür ist unter anderem eine EU-Richtlinie, die seit Anfang des Jahres gilt. Die Getrenntsammlungspflicht gibt vor, dass Kleidung und Textilien nicht mehr im Hausmüll entsorgt werden dürfen. Damit soll die Recyclingquote von Alttextilien in der EU verbessert werden.

"In der Praxis führt die neue Regelung jedoch zu Missverständnissen", beobachtet Uwe Feige vom Verband Kommunaler Unternehmen (VKU). Verschmutzte und kaputte Kleidungsstücke gehören auch weiterhin in die Restmülltonne. Das aber ist bei einigen Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht angekommen. Sie würden deswegen nun alles in die Altkleidersäcke oder -container werfen, so Feige.

Müll in den Containern seit Jahren ein Problem

In der Städteregion Aachen hat das Deutsche Rote Kreuz jetzt alle 45 Container abgebaut. "Es ist für uns wirtschaftlich einfach nicht mehr tragbar," sagt Tony Sacher vom DRK Aachen. Es lande immer mehr Müll in und neben den Containern. "Alles, was durch die Klappe passt, schmeißen die Menschen da rein: Essensreste, Sperrmüll, gebrauchte Hygieneartikel und selbst tote Tiere."

Sacher beobachtet das nicht erst, seit es die neue EU-Richtlinie gibt. Sicherlich habe die dafür gesorgt, dass mehr unbrauchbare Kleidung zu den Containern gebracht werde. Aber die Vermüllung sei schon seit vier, fünf Jahren ein Problem. "Die Menschen suchen sich den kürzesten Weg für die Müllentsorgung. Sie sind zu bequem, zum nächsten Wertstoffhof zu fahren", sagt Sacher.

Der Müll macht teils auch die guten Kleiderspenden in den Containern unbrauchbar. Das alles muss dann entsorgt werden. Die Kosten könne und wolle das Deutsche Rote Kreuz in der Städteregion Aachen nicht mehr tragen. Sie wollen zwar auch weiterhin Spenden annehmen, aber die müssten dann persönlich bei den Kleiderläden abgegeben werden.

Textilhersteller an Entsorgung und Kosten beteiligen

In einigen Regionen Deutschlands unterstützen die Kommunen bei der Entsorgung von Müll und Kleidungsstücken, die nicht weiterverwertet werden können. Der VKU fordert, auch die Textilproduzenten stärker in die Pflicht zu nehmen. Das sieht die "Erweiterte Herstellerverantwortung" vor, die das EU-Parlament gerade erst auf den Weg gebracht hat. "

Ziel muss sein, dass Hersteller spätestens ab 2027 verbindlich für die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Alttextilien mitverantwortlich sind", so Feige vom VKU. Nur so ließen sich die logistischen und finanziellen Herausforderungen langfristig bewältigen.

Bei der Recyclingbörse in Herford wollen sie nicht auf die Umsetzung der Gesetze warten. Sie haben einen Aufruf gestartet und suchen freiwillige Helferinnen und Helfer, die in den kommenden Wochen mit anpacken. So hoffen sie, den Berg an Kleidersäcken sortieren zu können und dann im November mit leerem Lager wieder in die Sammlung einzusteigen.

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