Das chinesische Unternehmen Dreame stellt unter anderem Staubsauger her. Nun will es auch Luxus-Elektroautos bauen - und erwägt offenbar einen Standort in Ostdeutschland. Was steckt dahinter?

Der chinesische Elektrokonzern Dreame erwägt offenbar die Herstellung von Elektroautos in Deutschland. Brandenburgs Landesregierung bestätigte Kontakte zu dem Unternehmen. Dabei soll es um eine mögliche Ansiedlung eines Werks in dem Bundesland gehen.

"Es gibt Gespräche", sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu gestern nach einer gemeinsamen Kabinettssitzung mit Mecklenburg-Vorpommern. Nähere Angaben machte er aber nicht und verwies allgemein darauf, dass derartige Projekte gut und in Ruhe vorbereitet würden.

Schon zu Wochenbeginn hatten verschiedene Medien über die Pläne von Dreame berichtet. Das chinesische Unternehmen stellt unter anderem Saug- und Mähroboter her. Es hat angekündigt, in die Automobilindustrie einsteigen und künftig Luxus-E-Autos herstellen zu wollen. Die Marke Dreame Cars erwäge die Errichtung einer Produktionsstätte nahe dem E-Autowerk von Tesla in Grünheide.

Was für Deutschland als Standort spricht

Das Unternehmen Dreame Technology wurde 2017 gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in Suzhou bei Shanghai, und der Firmenchef Yu Hao hält rund ein Drittel der Anteile. Er sei für eine Standortauswahl in Deutschland gewesen, so der Manager. Dreame hat zahlreiche Tochtergesellschaften, besonders bekannt ist der Konzern für seine Hausgeräte-Sparte, insbesondere für Staubsauger. Noch relativ unbekannt ist die Tochter Dreame Auto.

In einem Interview hieß es vom Konzern, dass bereits ein Team aus fast 1.000 Mitarbeitern zusammengestellt worden sei, um luxuriöse E-Autos zu bauen. Die ersten Fahrzeuge von Dreame sollen demnach 2027 hergestellt werden - und zwar in Deutschland. Als Zentrum der globalen Automobilindustrie habe das Land extrem hohe Anforderungen an Technologie sowie gute Produktionsstandards und Lieferkettensysteme. Der Standort in Brandenburg ermögliche es Dreame Cars, die ausgereifte Lieferkette der Region für Komponenten zu nutzen und unter anderem Logistikkosten zu senken.

Es ist nicht das erste Mal in China, dass eine Firma, die für Produkte wie Elektronikartikel und Haushaltsgeräte bekannt ist, auch darauf setzt, E-Autos zu bauen. So hat der Smartphone- und Elektronik-Konzern Xiaomi im vergangenen Jahr in China einen Elektro-Sportwagen auf den Markt gebracht, der sehr erfolgreich ist. Ungewöhnlich wäre eher, wenn Dreame seine Autos ausschließlich in Europa bauen würde.

Preiskampf bei E-Autos in China

Ein Grund könnte sein, dass der E-Auto-Markt in China extrem überhitzt ist. Nachdem Chinas kommunistische Führung E-Mobilität als Schlüsselindustrie ausgerufen und entsprechende Subventionen eingeführt hat, sind hunderte Start-ups entstanden. Inzwischen herrscht ein harter Preiskampf, viele Unternehmen sind schon pleite gegangen. Beobachter gehen davon aus, dass zahlreiche weitere der derzeit noch rund 100 E-Auto-Hersteller in China in den kommenden Jahren ebenfalls wieder vom Markt verschwinden werden.

Ein weiterer Grund, als chinesisches Unternehmen nicht in China produzieren zu wollen, dürften Zölle sein. So hat unter anderem die EU-Kommission Ausgleichszölle gegen in China hergestellte E-Autos verhängt, um die europäischen Hersteller zu schützen. Sie wirft Chinas Führung vor, den Autokonzernen im Land mit den Subventionen unfaire Vorteile zu verschaffen. Der europäische Markt werde so mit Billigfahrzeugen überschwemmt. Um die Zölle zu umgehen, planen bereits mehrere chinesische Konzerne, Fabriken in Europa zu eröffnen.

Experte Dudenhöffer ist skeptisch

Die Landesregierung in Brandenburg hielt sich auf Nachfragen zu Dreame bislang stets bedeckt. Das Wirtschaftsministerium teilte mit, man äußere sich grundsätzlich nicht "zu Berichten über etwaige Wirtschaftsansiedlungen": "Selbstverständlich beobachten wir Branchenentwicklungen, insbesondere mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Brandenburg, auch über unsere Wirtschaftsförderung sehr genau."

Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer äußerte sich skeptisch zu den Ankündigungen des Unternehmens. Er sagte rbb24 am Montag: "Man ist das zum Teil von Chinesen gewohnt, dass viel angekündigt wird". Die Realität sehe dann öfter bescheiden aus. Kritik an einer möglichen Ansiedlung in der Nähe der Tesla-Fabrik kam von einer Bürgerinitiative. Auch gegen Tesla gab es wegen Umweltbedenken wie dem Wasserbrauch und der Rodung von Wald immer wieder Protest.

Mit Informationen von Benjamin Eyssel, ARD Peking.

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