In der Luftfahrtbranche wollen die drei Fachgewerkschaften enger zusammenarbeiten. In der Branche kriselt es schon lange, vor allem bei der Lufthansa. Die plant laut Berichten einen größeren Stellenabbau in der Verwaltung.
Die drei Fachgewerkschaften im Luftverkehr wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen. Dafür schließen sich die für das Bodenpersonal zuständige Arbeitnehmergewerkschaft im Luftverkehr (Agil) sowie die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) für das Kabinenpersonal und die Vereinigung Cockpit (VC) für das Cockpitpersonal zu einer Allianz mit dem gemeinsamen Namen "We are Aviation" zusammen.
Ziel sei eine enge Kooperation, "um eine starke gemeinsame Stimme" zu entwickeln mit Blick auf zentrale Themen, die alle Beschäftigtengruppen betreffen, teilten die Gewerkschaften mit.
Gewerkschaften wollen Kräfte bündeln
"Ohne uns hebt kein Flieger ab. Es braucht alle drei Gruppen - Cockpit, Kabine und Boden -, damit das operative Geschäft einer Airline funktioniert", erklärte Andreas Pinheiro, Präsident der Vereinigung Cockpit, in der die Piloten organisiert sind. Deshalb sei es so wichtig, dass man enger zusammenrücke und die Kräfte bündele.
Der Ufo-Vorsitzende Joachim Vázquez Bürger ergänzte, angesichts großer Herausforderungen in der Luftfahrt seien Bündnisse heute "wichtiger denn je". Es gehe um zukunftsfähige Entwicklungen in der Branche und gute Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten.
Thorsten Beißner, Vorstandsvorsitzender von Agil, sagte, die Zusammenarbeit solle besonders bei branchenweiten Herausforderungen zum Tragen kommen, die nicht auf eine Berufsgruppe beschränkt seien. Als Beispiele nannte er "Tarifflucht und Zersplitterung durch neue Betriebsgesellschaften, Respekt vor Fachgewerkschaften und echte Sozialpartnerschaft, Personalmangel, steigende Belastung und Sicherheitsrisiken sowie die Verteidigung von Branchenstandards".
Auseinandersetzungen bei Lufthansa
Hintergrund für den Zusammenschluss dürfte auch die angespannte Lage der Lufthansa Group sein. Hier kriselte es zuletzt gewaltig. Die Fluggesellschaft kämpft mit hohen Kosten und hat im Unterschied zu anderen großen europäischen Airlines noch nicht wieder die angebotene Kapazität und Produktivität von 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, erreicht. Die Kernmarkengruppe Lufthansa Airlines machte sogar Verlust.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf Insider meldete, soll es deshalb in der Lufthansa Group ein großes Sparprogramm in der Verwaltung geben. Von bis zu 20 Prozent der Arbeitsplätze ist die Rede, die im Lauf der kommenden Jahre abgebaut werden könnten. Dem Vernehmen nach könnten rund 3.000 bis 4.000 Jobs in Gefahr sein.
Die Lufthansa hat die Berichte bisher nicht bestätigt. Es wird aber erwartet, dass Konzernchef Carsten Spohr die Pläne am kommenden Montag bekannt gibt: Beim Capital Markets Day des Unternehmens will der Lufthansa-Vorstand neue Mittelfristziele für die kommenden Jahre vorstellen.
Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, die sogenannten Billigairlines City und Discover Airlines im Konzern auszubauen. Sie wurden eigens dazu gegründet, um mit geringeren Personalkosten günstigere Flüge anzubieten. Bei City Airlines gibt es bisher etwa keinen Tarifvertrag. Zugleich ringen die kleineren Fluggewerkschaften mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di um die Vormachtstellung im Konzern.
Tarifverhandlungen weiter eigenständig
Eine VC-Sprecherin erklärte auf Anfrage, einen Austausch zu diversen Themen mit Ufo habe es bereits in der Vergangenheit gegeben. Mit der Allianz solle dies nun ausgebaut werden bei Themen, bei denen es eine gemeinsame Betroffenheit und ähnliche Interessen gebe. Man habe bereits Ziele vor Augen, die jetzt erarbeitet würden.
Es geht um eine strategische Zusammenarbeit, nicht um eine Fusion - die drei Fachgewerkschaften behalten auch bei der Tarifarbeit und anderen verbandsspezifischen Themen ihre Eigenständigkeit.
Mit Informationen von Alina Leimbach, ARD-Finanzredaktion
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