Die Konjunkturdaten des Tages waren kaum geeignet, den Markt zu beflügeln. Dennoch konnte der DAX zulegen. In New York gibt es im Vorfeld des drohenden Shutdowns leichte Abgaben.

Die Aussicht auf einen teilweisen Stillstand der US-Verwaltung hat den DAX am Dienstag nicht nachhaltig gebremst. Der deutsche Leitindex kletterte nach verhaltenem Start fast kontinuierlich nach oben und schloss 0,57 Prozent höher bei 23.880,72 Punkten.

Damit schließt das Börsenbarometer ein recht nervöses drittes Quartal mit einem kleinen Minus von 0,1 Prozent ab. Zuvor war der DAX vier Quartale in Folge gestiegen.

Deutsche Inflation auf Jahreshoch

Die Konjunkturdaten des Tages beeinflussten die Tendenz wenig. Während die Arbeitslosigkeit im September leicht abnahm, lag die Teuerung mit einem weiteren Anstieg auf 2,4 Prozent etwas höher als erwartet und auf dem höchsten Stand seit vergangenem Dezember. Das lässt eine weiter abwartende Haltung der EZB erwarten.

Derweil ist die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie im September etwas besser geworden. Der Geschäftsklimaindex stieg auf minus 11,1 Punkte nach minus 12,1 Punkten im August, wie das ifo-Institut mitteilte. Gleichzeitig bleibt der deutsche Einzelhandel schwach. Im August seien die Umsätze preisbereinigt um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Shutdown in den USA ab Mittwoch?

"Es sieht tatsächlich so aus, als ob sich die Märkte nun auf einen Government Shutdown einstellen", sagte Ray Attrill, Chefanalyst bei der National Australia Bank. Der US-Senat hat bis Ende des Tages Zeit, um eine Verlängerung der Staatsfinanzierung zu beschließen. Wenn dies nicht gelingt, müssten zahlreiche Behörden ihre Arbeit einstellen.

Dieser sogenannte Shutdown würde auch die Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten gefährden, die unter anderem für die Zinsentscheidungen der Notenbank Federal Reserve wichtig sind. Ein Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Vertretern der oppositionellen Demokraten, um dies abzuwenden, endete gestern ergebnislos.

Jede Woche bei "geschlossenem Betrieb" koste 0,2 Prozentpunkte an Wirtschaftswachstum, kommentierte Anlagestratege Stephen Innes von SPI Asset Management. "Wie jedes Jahr droht auch in diesem ein potenzieller Shutdown in den USA, der dieses Jahr jedoch wesentlich länger und hartnäckiger ausfallen kann", sagte Marktexperte Andreas Lipkow. "Die Positionen der beiden großen politischen Lager in den USA sind festgefahren, und es deutet sich noch keine Einigung an."

Wall Street bisher gelassen

Auch die Investoren in New York sehen dem möglichen Regierungsstillstand bisher relativ gelassen entgegen. Am späten Nachmittag notierte der Dow Jones 0,3 Prozent tiefer.

Die Technologietitel an der Nasdaq geben zur Stunde - trotz eines weiteren Rekordhochs von Tech-Liebling Nvidia - rund 0,15 Prozent ab.

Auch die amerikanischen Konjunkturdaten des Tages boten ein gemischtes Bild: Während die Zahl der offenen Stellen im August etwas stärker als erwartet stieg, hat sich die Stimmung der Verbraucher im September überraschend deutlich eingetrübt. Der Verbrauchervertrauensindex des Marktforschungsinstituts Conference Board sank um 3,6 auf 94,2 Punkte, das ist der niedrigste Stand seit April.

Gold mit nächstem Rekordhoch

Das in Krisenzeiten als "sicherer Hafen" angesehene Gold verteuerte sich um bis zu ein Prozent auf 3.871,45 Dollar je Feinunze. Damit übertraf der Preis seine erst am Montag erreichte jüngste Bestmarke und steuerte auf das größte Monatsplus seit fast 16 Jahren zu. "Die Marke von 4.000 Dollar erscheint nun als realistisches Jahresendziel", kommentierte Tim Waterer, Chefanalyst beim Broker KCM Trade.

Eurokurs unentschieden

Der Euro reagierte auf die zahlreichen Konjunkturdaten mit einer Berg- und Talfahrt. Am späten Nachmittag notierte die Gemeinschaftswährung praktisch unverändert bei 1,1729 Dollar.

Geplante Fördererhöhung drückt Ölpreise

Die Aussicht auf ein höheres globales Angebot hat die Ölpreise gedrückt. Am späten Nachmittag notiert die Rohölsorte Brent aus der Nordsee 0,75 Prozent tiefer bei 66,27 Dollar je Barrel (159 Liter).

Das erweiterte Ölkartell OPEC+ plant eine weitere Fördererhöhung im November. Bei dem geplanten Treffen am Sonntag dürften es Insidern zufolge eine Anhebung der Fördermenge um mindestens 137.000 Barrel pro Tag beschließen. "Obwohl die OPEC-Länder derzeit unterhalb ihrer gegenwärtigen Quote liegen, scheint der Markt die Tatsache, dass nun mehr Öl auf den Markt kommt, nicht zu mögen", sagt Marex-Analyst Ed Meir. Zudem plant das Kartell die Wiederaufnahme von Ölexporten aus der irakischen Region Kurdistan über die Türkei.

Piloten stimmen für Streik bei der Lufthansa

Bei der Lufthansa droht ein umfassender Pilotenstreik. Bei einer Urabstimmung votierte eine sehr deutliche Mehrheit für einen Arbeitskampf bei der Lufthansa-Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit mitteilte. Bei den Anlegern kam das nicht gut an, mit einem Minus von zwischenzeitlich mehr als fünf Prozent war die Aktie Schlusslicht im MDAX.

Conti will auch als reiner Reifenhersteller im DAX bleiben

Continental sieht nach der Trennung von weiten Teilen seines bisherigen Geschäfts auch als reiner Reifenhersteller Chancen auf einen Verbleib im DAX. Ob das am Ende reichen werde, um im deutschen Leitindex zu bleiben, werde die Zukunft zeigen. Continental hatte jüngst seine Autozuliefersparte abgespalten und unter dem Namen Aumovio an die Börse gebracht. Im kommenden Jahr soll auch die Kunststoffteilesparte Contitech verkauft werden. Damit gibt Conti rund zwei Drittel des bisherigen Umsatzvolumens ab, übrig bleibt am Ende nur die Reifensparte.

Hornbach setzt mehr um

Die Hornbach Holding hat den Umsatz im zweiten Geschäftsquartal weiter gesteigert. In den drei Monaten bis Ende August stiegen die Erlöse um drei Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das Baumarktgeschäft wuchs dabei um 3,4 Prozent. Höhere Personalkosten belasteten das Ergebnis. Vor Zinsen und Steuern sank das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis (Ebit) um 7,2 Prozent auf 110,5 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Hornbach mit 68,4 Millionen Euro 15,3 Prozent weniger.

Thyssenkrupp-Marine-Tochter verspricht Dividende

Die an die Börse strebende Thyssenkrupp-Rüstungstochter TKMS lockt die Anleger mit dem Versprechen baldiger Dividendenzahlungen. Bereits für das Anfang Oktober beginnende Geschäftsjahr 2025/26 wolle der U-Boot-Bauer eine Gewinnbeteiligung ausschütten, wie aus einer Präsentation anlässlich des Kapitalmarkttags hervorging.

YouTube zahlt Millionen für Sperrung des Trump-Accounts

Googles Videoplattform YouTube zahlt 24,5 Millionen Dollar, um eine Klage wegen der zeitweisen Sperrung des Accounts von Donald Trump nach dem 6. Januar 2021 beizulegen. Davon sollen 22 Millionen Dollar in den Bau des von Trump vorangetriebenen Ballsaals am Weißen Haus fließen. Der Rest geht an mehrere Mitkläger Trumps, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht.

Boeing entwickelt Nachfolger für 737 MAX

Boeing entwickelt laut dem "Wall Street Journal" einen Nachfolger für sein Pannenflugzeug 737 MAX. Der US-Flugzeugbauer befinde sich in einer frühen Phase der Planung eines neuen Flugzeugs mit einem Mittelgang. Endgültige Entscheidungen stünden noch aus. Dem Bericht zufolge traf sich Konzernchef Kelly Ortberg Anfang des Jahres mit Vertretern des Triebwerksbauers Rolls-Royce in Großbritannien, um über ein neues Triebwerk für das Flugzeug zu sprechen.

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