Russland hat in der Nacht zum Sonntag die Ukraine mit massiven Luftangriffen überzogen – auch die westukrainische Großstadt Lwiw. Dort überraschte der Angriff auch eine Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, die in einem Keller Schutz suchen musste.
Die Linken-Abgeordnete Desiree Becker war eigenen Angaben zufolge als Teil einer von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierten politischen Delegation in der Ukraine gewesen. Begleitet wurde sie von linksgerichteten Abgeordneten aus anderen europäischen Ländern sowie weiteren Bundestagsmitgliedern.
„Wir saßen fast die ganze Nacht im Keller“, sagte die 31-Jährige am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. In der Nacht hätten Sirenen russische Angriffe angekündigt, erklärte Becker. Daraufhin habe sie sich gegen 3.45 Uhr Ortszeit in einen Schutzkeller begeben und dort mehrere Stunden lang ausgeharrt. „Man hört die Drohnen und man hört natürlich auch die Luftabwehr“, sagte die Linken-Abgeordnete. Um 9.00 Uhr sei der Luftalarm beendet worden.
Becker, die im Anschluss mit dem Bus wie geplant zurück nach Deutschland fuhr, berichtete von Zerstörung rund um Industriegebiete in Lwiw. „Wir sind auch an Häusern vorbei, wo es Einschläge gab“, sagte die Bundestagsabgeordnete. Sie gehe davon aus, dass es sich dabei jedoch um versehentliche Treffer gehandelt habe: „Da ist hinten dran Industrie und man hat halt das Ziel verfehlt. Dennoch nimmt Russland in Kauf, dass Wohnhäuser getroffen werden.“
Linken-Abgeordnete lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine weiter ab
Vor dem Eindruck der Erlebnisse lehnt Becker Waffenlieferungen an die Ukraine weiter ab. Unter anderem das deutsche Luftverteidigungssystem Patriot wird eingesetzt, um ukrainische Städte vor Luft- und Raketenangriffen zu schützen. Russland findet aber zunehmend Lücken in der ukrainischen Luftabwehr und rüstet mit Drohnen auf.
Statt Waffen forderte Becker eine finanzielle Unterstützung für die Ukraine und diplomatischen Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das sei von Partnerorganisationen vor Ort sowie von einigen Abgeordneten, die Teil der Delegation waren, etwa aus Finnland und Schweden, ebenso gefordert worden. „Dieses Erlebnis führt mich nicht zu der Schlussfolgerung, dass wir noch mehr Bomben und Raketen brauchen, sondern schnellstmöglich eine Waffenruhe“, betonte Becker.
Moskau griff die Ukraine in der Nacht auf Sonntag nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit mehr als 50 Raketen und etwa 500 Drohnen an. Im Oblast Lwiw verloren vier Menschen ihr Leben. Mehrere Wohngebäude und auch ein Industriekomplex seien angegriffen worden, erklärte Lwiws Bürgermeister Andrij Sadowyj. Ein Teil der Stadt sei ohne Strom, der öffentliche Nahverkehr sei zudem aufgrund eines „massiven feindlichen Angriffs“ eingestellt worden.
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