Verbraucherschützer wenden sich gegen ein mögliches Verbot von Bezeichnungen wie "Soja-Schnitzel" für vegane oder vegetarische Produkte. Am Mittwoch wird das Europaparlament darüber abstimmen.
Verbraucherschützer plädieren dafür, dass Begriffe wie "Burger", "Würstchen" und "Steak" für pflanzliche Lebensmittel weiterhin verwendet werden dürfen. Der Geschäftsführer der Organisation Foodwatch, Chris Methmann, sieht in einem vorgeschlagenen Verbot "Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie". Niemand kaufe versehentlich Tofuwürstchen, weil er glaube, es seien Rinderwürste. Hersteller kennzeichneten ihre Produkte in der Regel deutlich sichtbar als "vegan" oder "vegetarisch", so Methmann.
Klare Regeln für Kennzeichnung gefordert
Auch Stephanie Wetzel vom Verbraucherzentrale Bundesverband sieht ein mögliches Verbot kritisch. Es sei wenig hilfreich, wenn Ersatzprodukte keine Namen von Produkten tragen dürfen, die typischerweise mit Fleisch assoziiert würden. Bei einem Begriff wie "Veganes Seitan-Schnitzel" wüssten Verbraucherinnen und Verbraucher, was sie geschmacklich erwarte und welche Ersatzzutat das Produkt enthalte.
Die europäische Verbraucherorganisation BEUC verweist auf eigene Umfragen zu dem Thema. "Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher ist über diese Begriffe nicht verwirrt", schrieb die BEUC-Expertin Irina Popescu vergangene Woche in einem Online-Beitrag. Wichtig sei aber, dass Fleischersatzprodukte "klar als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet" seien. Popescu rief die EU-Gesetzgeber deshalb dazu auf, anstelle eines Namensverbots für eine klare Kennzeichnung zu sorgen.
Gibt es ein "echtes Verwechslungsrisiko"?
Die Abgeordneten des EU-Parlaments stimmen am Mittwoch über einen Antrag ab, mit dem sie sich für ein Verbot aussprechen würden: Nur wenn Fleisch enthalten ist, dürften Burger, Schnitzel und Würste auch so heißen. Die Abstimmung ist aber nicht endgültig. Das Parlament müsste im Anschluss noch mit den 27 EU-Staaten über die vorgeschlagene Gesetzesänderung verhandeln.
Befürworter des Vorhabens sehen durch ein Verbot den Verbraucherschutz gestärkt. Die für das Vorhaben im Europaparlament zuständige Abgeordnete Céline Imart teilte mit, es bestehe "ein echtes Verwechslungsrisiko". Pflanzenbasierte Ersatzprodukte böten etwa nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale.
Zudem gehe es bei dem Vorhaben darum, Landwirte zu schützen. Pflanzliche Lebensmittelhersteller versuchten den Ruf tierischer Lebensmittel, den Generationen von Landwirten aufgebaut hätten, für die Vermarktung von Konkurrenzprodukten zu nutzen, so Imart.
Immer mehr Fleischalternativen angeboten
Weiterhin wird erheblich mehr Fleisch verbraucht als Fleischersatz. Beim echten Fleisch lag der Pro-Kopf-Verzehr laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im vergangenen Jahr bei 53,2 Kilogramm pro Person. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 62,8 Kilogramm.
Der Verbrauch von Veggie-Burger, Tofuwurst oder Seitanmortadella liegt dahinter offensichtlich weit zurück. Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland 2024 rund 1,5 Kilogramm Fleischersatzprodukte pro Kopf produziert.
Die Produktion von vegetarischen oder veganen Fleischalternativen ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen - wenn auch weniger dynamisch als noch in den Jahren zuvor, wie die Statistiker mitteilen. Im Jahr 2024 wurden hierzulande 126.500 Tonnen Fleischersatzprodukte produziert, was 4,0 Prozent mehr waren als 2023 (121.600 Tonnen). Im Fünf-Jahres-Vergleich hat sich die Produktion mehr als verdoppelt. 2019 wurden 60.400 Tonnen Fleischersatzprodukte hergestellt.
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