Ungebrochene KI-Fantasie trieb auch zum Wochenstart die Wall Street weiter an. Vor allem an der Technologiebörse Nasdaq gibt es nur eine Richtung. Der DAX stagnierte heute auf hohem Niveau.

Positive Nachrichten rund um den KI-Megatrend seitens AMD und OpenAI haben die US-Technologiewerte zu Wochenbeginn angetrieben. Der Auswahlindex Nasdaq 100 setzte seine Rekordjagd fort und stieg im Verlauf erstmals über 25.000 Punkte, auch der Nasdaq-Composite-Index erreichte einen neuen Rekordstand.

Am Ende rückte der Nasdaq 100 um 0,78 Prozent auf 24.978 Zähler nach vorne, der Composite-Index zog um 0,71 Prozent auf 22.941 Punkte an und erreichte im Verlauf ebenfalls eine neue Bestmarke bei 22.991 Zählern. Der S&P gewann am Ende 0,36 Prozent auf 6.740 Punkte. Das Tageshoch lag bei 6.749 nur einen Zähler unter dem Allzeithoch beim 6.750 Punkten.

Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, gab hingegen leicht um 0,14 Prozent nach auf 46.694 Zähler. Der Index war allerdings am Freitag erstmals über 47.000 Punkte gesprungen. Damit setzte sich heute die KI-getriebene Rally nahtlos fort, die zudem durch die Aussicht auf weitere Zinssenkungen durch die Notenbank Federal Reserve (Fed) zusätzlich angeheizt wird.

Hohe Erwartungen an die Gewinnentwicklung

Allerdings bleiben bis auf weiteres offizielle US-Daten, die die geldpolitische Entscheidungsgrundlage für die Fed bieten, wegen des Stillstandes der Behörden (Shutdown) aus. Dafür startet die US-Quartalsberichterstattung. Hier herrscht viel Optimismus - wegen des KI-Booms.

Die Experten der Investmentbank Goldman Sachs sehen sogar den eigentlichen Test für die jüngste Rally in der nächste Woche beginnenden Gewinnsaison für das dritte Quartal. Bis Ende Oktober werden laut Goldman mehr als zwei Drittel der Unternehmen, die 72 Prozent der Marktkapitalisierung repräsentieren, ihre Berichte vorlegen.

Die Mehrzahl der börsennotierten Firmen dürfte die niedrigen Gewinnschätzungen übertreffen, glaubt Goldman-Sachs-Stratege David Kostin. Beflügelt werden sollte der Optimismus von positiven Überraschungen unter den "Magnificent 7", also den sieben bedeutendsten Technologiewerten.

Nach einer Flut von KI-Deals wischten Analysten Sorgen angesichts der hohen Bewertungen beiseite. "Ich glaube nicht, dass wir uns in einer Blase befinden", sagte etwa Brett Mitstifer, Investment-Experte bei der Flagstar Bank. "Die Bewertungen sind zwar überdurchschnittlich hoch, aber es liegt ein echter langfristiger Trend und Profitabilität zugrunde."

Kurssprung bei AMD

Was in Sachen KI alles möglich ist, zeigte sich heute einmal mehr. Die Aktien von Chiphersteller AMD schnellten zwischenzeitlich um fast 30 Prozent in die Höhe und markieren bei 226,71 Dollar ein Rekordhoch. Der Schlussstand lag dann bei 203,71 Dollar um 23,71 Prozent höher. Die Papiere reagierten damit auf die Nachricht einer milliardenschweren Partnerschaft mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI. Wie AMD mitteilte, hat der Halbleiterkonzern einen mehrjährigen Vertrag mit OpenAI zur Lieferung von KI-Prozessoren geschlossen. Daraus würden AMD mehrere zehn Milliarden US-Dollar an neuen Erlösen zufließen.

"Die Summen, um die es bei diesen Partnerschaften und beim Ausbau der Infrastruktur zur Unterstützung von KI geht, sind inzwischen wirklich erstaunlich", sagte Leah Bennett, Anlagestrategin bei Concurrent Asset Management.

DAX zeigt sich trotz Frankreich-Sorgen stabil

Trotz der politischen Turbulenzen in Frankreich präsentierte sich der deutsche Leitindex DAX zum Wochenstart robust. Zwar konnte der Index anfangs stärkere Gewinne nicht halten und schloss letztlich unverändert, von Abgabedruck war aber nach den jüngsten Kursgewinnen keine Rede. Konkret ging der deutsche Leitindex wie am Vortag bei 24.378 Punkten unverändert aus dem Handel.

Er bewegte sich dabei zwischen 24.269 und 24.482 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor leicht 0,19 Prozent auf 30.378 Zähler.

Damit befindet sich das führende deutsche Börsenbarometer weiter auf hohem Niveau und das Rekordhoch aus dem Monat Juli bei 24.639 Punkten ist nach wie vor greifbar nahe. Angesichts des insgesamt starken Starts in den Monat Oktober glaubt so mancher Anleger anscheinend, dass am deutschen Aktienmarkt eine Jahresendrally bereits angelaufen sein könnte.

Politik-Chaos in Frankreich

Dabei hätte es heute durchaus Gründe gegeben, skeptisch zu sein. Denn der überraschende Rücktritt des französischen Premierministers Sébastien Lecornu nach nur kurzer Amtszeit hat das Zeug dazu, an den Finanzmärkten hierzulande für Nervosität zu sorgen. Schließlich ist Frankreich als zweitgrößte europäische Volkswirtschaft der wichtigste deutsche Handelspartner in Europa.

Französische Aktien und Bonds unter Druck

Nicht so gelassen wie die deutschen Anleger reagierten die Marktteilnehmer heute in Paris. Der französische Leitindex CAC 40 fiel um rund 1,4 Prozent. Auch die französischen Bonds gerieten stark unter Druck. Im Gegenzug legte die Rendite zehnjähriger französischer Staatsanleihen in der Spitze auf knapp 3,6 Prozent zu.

Für den französischen Staat wird es damit immer teurer, sich an den Kapitalmärkten zu verschulden. Investoren fordern deutlich höhere Risikoprämien. Das Land hat mit rund 3,3 Billionen Euro die höchsten Schulden in der Europäischen Union.

Da in Frankreich bis zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2027 mit keinen stabilen Mehrheitsverhältnissen zu rechnen sei, bleibe die dringend notwendige Konsolidierung der Staatsfinanzen auf der Strecke, konstatierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Frankreich drohen weitere Downgrades."

Zuletzt wurde bekannt, dass Präsident Macron Lecornu noch einmal damit beauftragt hat, eine Lösung zu finden. Bis Mittwochabend sollen "letzte Verhandlungen" geführt werden teilte das Präsidialamt in Paris heute mit.

Devisenmärkte beruhigen sich

Auch die Devisenmärkte reagierten im europäischen Handel heute zunächst prompt: Der Euro fiel am Vormittag im Tief bis auf 1,1652 Dollar, erholte sich aber im Verlauf wieder. Im US-Handel setzte sich die Erholung fort, zuletzt wurden 1,1717 Dollar bezahlt, ein Minus von noch rund 0,2 Prozent.

Yen unter Druck

Im Fokus stand auch der japanische Yen, der nachgab. Der Euro erreichte mit 176,25 Yen ein Rekordhoch. Der Dollar stieg in der Spitze auf 150,48 Yen. Dies ist der höchste Stand seit Anfang August. Ursache war die überraschende Wahl von Sanae Takaichi zur Vorsitzenden der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) am Wochenende.

Laut Commerzbank-Expertin Nguyen hat Takaichi eine Affinität zur sogenannten Abenomics, also der ultra-expansiven Fiskal- und Geldpolitik des ehemaligen Premierministers Shinzo Abe. "Wie es für die japanische Währung weitergeht, hängt nun aber maßgeblich davon ab, wie stark Takaichi Abenomics nachahmen wird", so Nguyen.

Schwacher Yen treibt Gold in Richtung 4.000 Dollar

Die Schwäche des Yens hat Gold auf einen neuen Rekord gehievt. Das Edelmetall steigt auf den Höchststand von 3.963 Dollar je Feinunze. Damit liegt der Preis nur knapp unter der psychologisch wichtigen 4.000-Dollar-Marke. "Angesichts des schwächeren Yens haben Anleger nun einen sicheren Hafen weniger, auf den sie ausweichen können, und Gold konnte davon profitieren", erläutert Tim Waterer, Chefanalyst beim Broker KCM.

Bitcoin mit neuer Höchstmarke

Der Bitcoin bleibt derweil angesichts wachsender politischer Unsicherheit wegen der Haushaltssperre in den USA weiter nachgefragt. Nachdem die Kryptowährung am Sonntag den Rekordwert von 125.689 Dollar erreicht hatte, bewegte sie sich zu Wochenbeginn zunächst nur knapp darunter. Zuletzt wurde aber mit 125.900 Dollar so viel bezahlt wie noch nie.

Als Gründe dafür, dass der Bitcoin von Rekord zu Rekord eilt, gelten neben der Erwartung sinkender Zinsen in den USA auch das zunehmende Interesse institutioneller Anleger und das kryptofreundliche regulatorische Umfeld in den USA unter Präsident Donald Trump.

"Die Rally beweist: Bitcoin ist kein Nischenprodukt mehr, sondern eine ernstzunehmende Anlageform in politisch unsicheren Zeiten", konstatierte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. "Anleger könnten nun die 130.000-Dollar-Marke ins Auge fassen." Allerdings blieben auch die Absturzgefahren präsent.

Ölpreise ziehen nach OPEC+-Entscheid an

Die Ölpreise legten ebenfalls zu. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich zuletzt um rund 1,3 Prozent auf 65,55 Dollar je Barrel (159 Liter). Hintergrund ist die Entscheidung des Ölkartells OPEC+ für eine geringere Produktionsausweitung als am Markt erwartet wurde.

Das Kartell erhöht die Förderung ab November lediglich um 137.000 Barrel pro Tag - Russland hatte sich gegen die von Saudi-Arabien favorisierten höheren Mengen durchgesetzt.

Französische Staatskrise setzt Europas Banken unter Druck

Der überraschende Rücktritt des französischen Premierministers Lecornu lastet auf Europas Bankensektor. Vor allem die Kurse französischer Banken tendierten schwächer und fielen im Schnitt über drei Prozent. Papiere von Société Générale büßen im Tief knapp sieben Prozent ein, auch Aktien von BNP Paribas und Credit Agricole verzeichnen deutliche Verluste. Im DAX gaben auch Deutsche Bank nach.

Versicherungen im Aufwind

Die Aktie von Hannover Rück zog hingegen im DAX um über drei Prozent und war damit einer der größten Gewinner im DAX. Der Versicherer will "vor dem Hintergrund der sehr guten Kapitalausstattung" die Ausschüttungsquote für die reguläre Dividende von bisher 46 Prozent des Nettokonzerngewinns (Gesamtdividende) auf 55 Prozent steigern. Auch das Papier der Muttergesellschaft Talanx zog im MDAX um rund 2,5 Prozent an.

Auch Münchener Rück und Allianz legten im DAX zu. Versicherer gelten als zuverlässige und attraktive Dividendenzahler und sind auf deutschen Kurszetteln und in den Portfolios institutioneller Kunden stets prominent vertreten. Auch in der Schweiz sind sie zu finden.

Metzler sieht "Gamechanger" für Salzgitter

Eine Kaufempfehlung des Bankhauses Metzler trieb die Rally der Salzgitter-Aktien weiter an. Ihr Kurs stieg auf den höchsten Stand seit Mitte 2023. Thomas Schulte-Vorwick vom Bankhaus Metzler hat die Papiere bei einem von 25 auf 39 Euro angehobenen Kursziel von "Hold" auf "Buy" hochgestuft: Die Bemühungen der EU zum Schutz der hiesigen Stahlindustrie könnten zum "Gamechanger werden".

Redcare Pharmacy nach Eckdaten gefragt

Die Aktien von Redcare Pharmacy reagierten positiv auf Eckdaten zum Quartal und waren mit einem Plus von über elf Prozent Gewinner im MDAX. Nach zwei Quartalen mit einer sukzessive nachlassenden Dynamik bei Rezepten signalisiere die Verbesserung im dritten Quartal einen Wendepunkt, schrieb Martin Comtesse von Jefferies. Die Jahresziele habe die Online-Apotheke bestätigt und gehe damit von einem noch stärkeren Schlussquartal aus.

Mögliches Billigmodell treibt Tesla

Spekulationen auf die Markteinführung eines preisgünstigeren Einsteiger-Modells von Tesla beflügelten die Aktien des Elektroautobauers. Die Titel rückten an der Wall Street deutlich um 5,45 Prozent vor.

Der US-Konzern zeigte in einem neunsekündigen Video auf der Online-Plattform X die eingeschalteten Scheinwerfer eines Fahrzeugs im Dunkeln. In einem weiteren Clip deutete das Unternehmen mit dem eingeblendeten Datum "10/7" auf eine Veranstaltung am Dienstag hin. Tesla hatte seine Pläne für ein günstigeres E-Auto mehrfach verschoben. Tesla macht seit einiger Zeit eine nachlassende Nachfrage zu schaffen, da sich Verbraucher in der unsicheren wirtschaftlichen Lage mit größeren Anschaffungen zurückhalten.

IPO: Ottobock am oberen Ende der Preisspanne erwartet

Die Aktien des Prothesenhersteller Ottobock werden bei dem für den 9. Oktober geplanten Börsengang am oberen Ende der Preisspanne von 62,00 bis 66,00 Euro erwartet. Die Platzierung sei überzeichnet und Gebote unter 66 Euro dürften wohl nicht zum Zuge kommen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingesehene Unterlagen. Damit würde das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von rund 4,2 Milliarden Euro kommen.

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