Inhalt des Artikels:

  • Wann tritt die Aktivrente in Kraft?
  • Wer kann die Aktivrente nutzen?
  • Was ist der Vorteil der Aktivrente?
  • Müssen Aktivrenter Sozialabgaben zahlen?
  • Kann die Aktivrente dazu führen, dass mehr Steuern auf die reguläre Rente gezahlt werden müssen?
  • Was kostet die Aktivrente den Staat?
  • Welche Kritik gibt es an der Aktivrente?

Wann tritt die Aktivrente in Kraft?

Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf für die Aktivrente am Mittwoch beschlossen. Nun wird die Reform im Bundestag beraten. Die Neuregelung soll zum 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Was ist die Aktivrente?

Ein Steuerfreibetrag von 2.000 Euro monatlich für alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Rentenalter. Dieser Freibetrag von 24.000 Euro im Jahr gilt also für Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit für Menschen, die gleichzeitig Rente bekommen. Wer also beispielsweise monatlich 3.000 Euro brutto aus seiner Beschäftigung verdient, müsste davon künftig nur 1.000 Euro versteuern – den Rest nicht.

Die Aktivrente ist freiwillig. Niemand soll gezwungen werden im Rentenalter zu arbeiten.

Was ist das Ziel der Aktivrente?

Die Bundesregierung will damit Arbeiten im im Alter attraktiver machen, die Wirtschaft ankurbeln, dem Fachkräftemangel entgegenwirken und auch die Sozialkassen füllen.

Wer kann die Aktivrente nutzen?

Wer die gesetzliche Regelaltersgrenze erreicht und danach sozialversicherungspflichtig weiterarbeitet. Ausgeschlossen von der Aktivrente sind Selbstständige, Gewerbetreibende, und Freiberufler.

Was ist der Vorteil der Aktivrente?

Die Aktivrente bleibt bis zu einer Höhe von 2.000 Euro im Monat komplett steuerfrei, was einem Jahreseinkommen von 24.000 Euro entspricht. Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen sagt dazu bei MDR AKTUELL: "Das heißt, es kommt richtig viel Netto fürs Brutto raus".

Müssen Aktivrenter Sozialabgaben zahlen?

Ja, künftige Aktivrenterinnen und -rentner zahlen auf ihre Zusatzeinkünfte Sozialabgaben. Fällig werden Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Der Arbeitgeber muss auch den Rentenbeitragsanteil für Aktivrenter abführen. Rentner selbst müssen keine Rentenbeiträge zahlen, können es aber freiwillig tun, um weitere Rentenansprüche zu erlangen. Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen Rentner generell nicht.

Bei der Pflegeversicherung zahlen arbeitende Rentner bislang den vollen Beitragssatz. Bei der Krankenversicherung ist noch unklar, ob der volle Beitragssatz in Höhe von 14,6 Prozent fällig wird oder der ermäßigt Satz von 14 Prozent. Das wird die Gesetzgebung zeigen. Finanzexperte Tenhagen geht davon aus, dass der volle Satz angewandt wird und Aktivrentner dann auch Anspruch auf Krankengeld haben.

Bei vollem Krankenversicherungsbeitrag sowie einem angenommenen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozentpunkten summieren sich die Sozialabgaben für eine Person mit einem Kind über 25 Jahren nach Abzug des Arbeitgeberanteils auf 10,35 Prozent. Bei einem Einkommen als Aktivrentner in Höhe der vollen 2.000 Euro würden so 207 Euro abgezogen werden. Unterm Strich kämen bei den Aktivrentnerinnen und -rentnern 1.793 Euro an.

Bei kinderlosen Personen oder einem anderen Zusatzbeitrag in der Krankenversicherung verändert sich die Rechnung.

Sozialabgaben bei der Aktivrente (Beispielrechnung)
Sozialversicherung Beitragssatz in Prozent (abzüglich Arbeitgeberanteil) Summe bei 2.000 Euro Aktivrente
Allgemeiner Krankenversicherungsbeitrag 7,3 146 Euro
Durchschnittlicher Zusatzbeitrag 1,25 25 Euro
Pflegeversicherung 1,8 36 Euro
Insgesamt 10,35 207 Euro

Für den Staat hat das Vorteile. In einem Referentenentwurf des Gesetzes heißt es dazu: "Im Zusammenhang mit der Aktivrente werden für Personen, die über die Regelaltersgrenze hinaus nichtselbständig beschäftigt sind, Sozialversicherungsbeiträge geleistet. Diese Beiträge erhöhen – ohne zusätzliche staatliche Mittel – die Einnahmenseite der Sozialversicherungen und stabilisieren sie."

Kann die Aktivrente dazu führen, dass mehr Steuern auf die reguläre Rente gezahlt werden müssen?

Nein. Das zusätzliche Einkommen aus der Aktivrente soll den Steuersatz für das restliche zu versteuernde Einkommen nicht erhöhen. Die Koalition einigte sich darauf, den sogenannten Progressionsvorbehalt, der dazu geführt hätte, nicht anzuwenden.

Wie viele Menschen könnten von der Aktivrente profitieren?

Es ist unklar, wie viele Menschen das Instrument nutzen werden. Dazu gibt es unterschiedliche Schätzungen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ging zuletzt von rund 230.000 Menschen aus. Das Bundesfinanzministerium schätzt die Zahl etwas geringer ein und rechnet mit rund 168.000 Menschen – einem Viertel der Anspruchsberechtigten.

Was kostet die Aktivrente den Staat?

Das hängt davon ab, wie viele Menschen sie nutzen. Das Finanzministerium rechnet in einem Referentenentwurf des Gesetzes mit Kosten von 890 Millionen Euro pro Jahr. Steuerausfälle in dieser Größenordnung werden jeweils in den Jahren 2026 bis 2030 erwartet. Auf Bund und Länder entfallen dabei jeweils 378 Millionen Euro, auf die Kommunen 134 Millionen.

Finanzexperte Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip, verweist auf eine DIW-Studie, wonach ab etwa 75.000 zusätzlichen Beschäftigten ein kleines Plus für den Staat rauskäme. "Weil die ja alle Sozialversicherungbeiträge zahlen", erklärt Tenhagen. Außerdem hätte die Aktivrentnerinnen und -rentner mehr Geld in der Tasche. Es sei davon auszugehen, dass sie das auch wieder ausgeben und so etwa mehr Mehrwertsteuer eingenommen wird.

Welche Kritik gibt es an der Aktivrente?

Es gibt zahlreiche Kritikpunkte von verschiedenen Seiten. Sozialverbände bemängeln etwa, dass tendenziell wohlhabende Rentnerinnen und Rentner aus akademischen Berufen profitieren würden. Arbeitgeberverbände kritisieren, dass der Staat widersprüchliche Anreize beim Übergang in die Rente setze. Zudem gibt es Mahnungen, dass die Regelung zulasten der jüngeren Generationen gehe.

Auf Kritik stäßt darüber hinaus, dass Selbstständige ausgeschlossen werden. Zum Beispiel soloselbstständige Handwerker haben nichts von der Aktivrente. Dabei ist in diesem Bereich der Fachkräftemangel enorm. Auch Landwirte leer aus – obwohl viele hier länger als bis zum Renteneintrittsalter arbeiten.

Weitere Details zu den Kritikpunkten lesen Sie hier:

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikel schrieben wir in einer Beispielrechnung, dass sich die Sozialabgaben auf 20,7 Prozent summieren würden. Das ist falsch. Wir haben in unserer Rechnung den Arbeitgeberanteil nicht abgezogen. Der Textabschnitt wurde entsprechend korrigiert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Im Artikel war zudem ein Audiobeitrag verlinkt, der am Freitag, den 10. Oktober, um 14:18 Uhr bei MDR AKTUELL im Programm lief. Der dort befragte Finanzexperte nannte aufgrund des selben Fehlers ebenfalls eine falsche Endsumme bei der Aktivrente nach Abzug der Sozialabgaben. Da es sich um ein Live-Gespräch handelte, konnten wir den Beitrag im Nachhinein nicht korrigieren und haben ihn deshalb offline genommen.

Mit Material von AFP, Reuters und dpa

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