Der frühere ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko hält das politische System in Russland für nicht überlebensfähig. In einem Gespräch mit dem Sender ntv und weiteren Medien in Kiew sagte er, Präsident Wladimir Putin treibe das Land „in die Katastrophe“. Russland erlebe derzeit eine Tragödie ohnegleichen.
Juschtschenko warf dem Kreml vor, nicht nur die Ukraine unterdrücken zu wollen, sondern auch verschiedene Bevölkerungsgruppen innerhalb der Russischen Föderation. „Völker wie die Tataren werden seit mehr als 200 Jahren versklavt und erinnern sich daran, was ihnen angetan wurde“, erklärte er.
Russlands Zerfall sei eine logische Folge
Der frühere Staatschef geht davon aus, dass viele dieser ethnischen Gruppen bald ihre eigene politische Zukunft gestalten wollen. „Ich sehe keine Perspektive für die russische Staatlichkeit“, sagte Juschtschenko. Russland sei kein monolithischer Block, sondern ein Vielvölkerstaat, der zunehmend an innerer Stabilität verliere.
Als Beispiel nannte er die rohstoffreiche Teilrepublik Jakutien, die über immense Diamanten-, Gold- und Ölvorkommen verfügt. „Jakutien ist eines der reichsten Gebiete Russlands. Dennoch leben zwei Drittel der Bevölkerung von Mindestlöhnen“, so Juschtschenko. Die Gewinne aus den Bodenschätzen, so der Ex-Präsident, flössen nach Moskau, während die lokale Bevölkerung kaum profitiere und gleichzeitig unter gravierenden Umweltbelastungen leide.
Juschtschenko sieht im inneren Widerstand gegen den Kreml das größte Risiko für Putins Herrschaft. „Ich bin davon überzeugt, dass die Unterstützung der föderalen Widerstandsbewegung in Russland etwas ist, das auf der politischen Landkarte etwas verändern kann“, zitierte ntv den Politiker.
Ein Sturz des Regimes sei Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden. Für die Zukunft der Ukraine brauche es neben der Wiederherstellung der Grenzen von 1991 auch EU-Mitgliedschaft und Sicherheitsgarantien. „Um einen Sieg zu erringen, ist die Zerstörung von Putins Regime zwingend notwendig“, sagte Juschtschenko.
Er erinnerte daran, dass Russland kaum demokratische Traditionen habe. Der „Wille zur Freiheit“ sei seit Jahrhunderten zerstört worden. Gleichwohl könnten landesweite Proteste alles verändern. Wenn in Moskau Millionen Menschen auf die Straße gehen würden, wäre das „definitiv das Ende der Diktatur.“
Juschtschenko war von 2005 bis 2010 Präsident der Ukraine. Er kam über einen 2004 durch Straßenproteste erzwungenen außerordentlichen dritten Wahlgang an die Macht.
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