Islamgegner Geert Wilders hat eingestanden, dass sein Ergebnis bei der niederländischen Parlamentswahl hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. „Der Wähler hat gesprochen“, schrieb er am Abend auf X. „Wir hatten auf ein anderes Ergebnis gehofft.“ Allerdings sei seine Partei für die Freiheit (PVV) immer noch die zweitstärkste Kraft und könne immer noch größte Partei werden, falls sich das Ergebnis im Laufe des Abends noch verändere.

Nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen kommen Wilders PVV und die linksliberalen D66 den Hochrechnungen vom frühen Morgen zufolge auf 26 der 150 Sitze im Unterhaus. Die D66 hat damit ihre Sitzanzahl fast verdreifacht. Wilders PVV verzeichnete hingegen deutliche Verluste. Nachwahlbefragungen und erste Hochrechnungen hatten am frühen Donnerstagmorgen zunächst auf einen knappen Sieg der linksliberalen D66 hingedeutet, während die PVV auf dem zweiten Platz lag.

Die liberalkonservative Regierungspartei VVD kann mit 22 Sitzen im Parlament rechnen. Das rotgrüne Bündnis GroenLinks-PvdA bekommt demnach 20 Mandate. Dahinter folgen die Christdemokraten mit 18. Insgesamt könnten 15 Parteien in das Parlament in Den Haag einziehen – in den Niederlanden gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde.

Nach einem Jahr ließ Wilders die Koalition platzen

Die Wahl in den Niederlanden war nach dem vorzeitigen Aus der vorigen Regierung im Juni dieses Jahres nötig geworden. Diese Regierung aus vier Parteien galt als die am weitesten rechts stehende der niederländischen Geschichte. Stärkster der vier Koalitionspartner war die PVV von Wilders. Dieser wurde jedoch nicht selbst Ministerpräsident. Diese Position bekleidete der parteilose frühere Spitzenbeamte Dick Schoof.

Nach weniger als einem Jahr zog sich Wilders mit seiner Partei aber schon wieder aus der Regierung zurück. Seine Begründung dafür war, die anderen drei Koalitionspartner trügen die Umsetzung einer harten Anti-Migrations-Politik nicht mit.

Dieses Mal lehnen alle großen Parteien eine Zusammenarbeit mit Wilders ab. Deshalb scheint es ausgeschlossen, dass seine Partei erneut mitregieren wird. Wer stattdessen die neue Regierung anführen wird, ist noch ungewiss, aber grundsätzlich hat der Spitzenkandidaten der stärksten Partei die besten Aussichten. Das wäre der 38 Jahre alte Rob Jetten von D66.

Timmermans tritt als Parteichef zurück

Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der niederländischen Parlamentswahl kündigte der Spitzenkandidat des rot-grünen Bündnisses GroenLinks-PvdA, Frans Timmermans, seinen Rücktritt an. „Ich nehme heute Abend meinen Abschied als euer Parteichef“, sagte er am Abend vor Anhängern in Rotterdam. „Es ist mir nicht gelungen, genug Menschen davon zu überzeugen, uns ihre Stimme zu geben.“ Darum wolle er die Parteiführung an einen Jüngeren abgeben, sagte der 64-jährige Politiker aus der Stadt Maastricht bei Aachen. Timmermans war vor zwei Jahren aus Brüssel nach Den Haag gekommen in der Hoffnung, Ministerpräsident zu werden. In Brüssel war er Vizepräsident der EU-Kommission gewesen.

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