Keine Torte für den Bundeskanzler: So ist zumindest die Planung der Unionsfraktion für den Geburtstagsempfang heute ab 17 Uhr im Bundestag. Etwas überraschend. Oder schicken Fraktionschef Jens Spahn und der Parlamentarische Geschäftsführer Steffen Bilger doch noch spontan jemanden zu „Butter Lindner“?

Am Vormittag, nach einem längeren Frühstück mit Gattin Charlotte, kommt immerhin eine Delegation des Bäckerhandwerks ins Kanzleramt, wie die „Bild“-Kollegen berichteten. Merz bekommt einen Brotkorb überreicht.

Business as usual: Der Kanzler werde „einen normalen Arbeitstag“ absolvieren, heißt es. „Es liegt mir nicht, ein großes Aufheben um meinen Geburtstag zu machen“, sagte Merz. „Ein großer Vorteil des Alters ist es, dass man gelassener wird und das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen lernt.“

Und: „Als Familienmensch freue ich mich, den Abend mit meiner Frau, den Kindern und Enkelkindern zu verbringen und den Geburtstag zu feiern“, so der Kanzler.

Am Montag waren Merz und seine Frau noch in der Philharmonie. Zu Gast: die Wiener Symphoniker. Auf dem Programm: zweimal Beethoven. Merz und Merz huschten kurz vor Konzertbeginn durch einen Hintereingang in den Saal zu ihren Plätzen im oberen Parkett. Und sie verließen den Saal erst nach Zugabe und Schlussapplaus – keinen Augenblick früher.

Merz in Berlin, Merkel weit weg

Die große Feier steigt erst heute Nachmittag, nach den Fraktionssitzungen. Rund 300 Gäste sind für die zweistündige B-Day-Party auf der Präsidialebene geladen: neben Unions- und Kanzleramts-Leuten auch die SPD- und Grünen-Fraktionsspitze sowie Ex-Unions-Größen wie Angela Merkel, die allerdings gerade in Israel weilt (wie schade für Merz, Ironie off).

Glückwunsch-Reden kommen von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Fraktionschef Jens Spahn, CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann und Vizkanzler Lars Klingbeil, dazu gibt es noch Live-Musik und, Torte hin oder her, ein „Käfer“-Buffet.

Es ist das erste Mal, dass ein Bundeskanzler im Amt den 70. feiert. Konrad Adenauer, der einzige noch ältere Kanzler, war schon 73, als er 1949 ins Amt kam. Wer Merz heute ein Kompliment machen möchte: Der siebenfache Opa wirkt sicherlich einige Jahre jünger als er ist.

In der Familie Merz wird man generell alt, wie er mal bei Giovanni di Lorenzo sagte. Ein gesunder Lebensstil hilft: Merz liebt Wanderungen und fährt gern Mountainbike, Alkohol trinkt er „praktisch“ gar keinen mehr. Gestern sagte Merz, er sei dankbar, „fit und gesund“ zu sein und sich voll auf die Aufgabe als Bundeskanzler konzentrieren zu können.

Schon etwas frech daher die Frage eines Kollegen in der Bundespressekonferenz: ob der Kanzler schon Mitglied in der Senioren-Union sei? Antwort: Sein CDU-Vorsitz umfasse „alle Untergruppierungen der Partei“.

Fast vergessen: Bevor er sich dafür entschied, Kanzlerkandidat werden zu wollen, hat sich Merz länger selbst geprüft. Sein Alter spielte dabei eine große Rolle.

„Wenn ich es mache“, so Merz 2024 im ARD-Sommerinterview, „dann muss ich auch das gute Gewissen dabei haben, dass ich das physisch und auch geistig kann und durchhalte — und das sollte dann auch nicht nur für kurze Zeit sein.“

Bis zum Koalitionsausschuss übermorgen muss der Wehrdienst-Kompromiss stehen, Streit gibt es auch bei der Wärmepumpen-Förderung und dem Verbrenner-Aus und zudem ist Bereinigungssitzung für den Haushalt 2026.

Ausgerechnet in jener Woche, in der Merz 70 wird, geht es auch um einen Generationenkonflikt: Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union wird der Streit um die Rente nochmals hochkochen. Und dann droht bei der SPD auch noch ein Mitgliederbegehren aus der Basis gegen die Bürgergeld-Reform. Feierlaune ist anders.

Roland Koch mit der Machtwort-Empfehlung

Buddy-Tipp: Sein langjähriger Weggefährte Roland Koch rät dem Kanzler, mehr auf kommunikative Disziplin seiner Kabinettsmitglieder zu pochen. „Ich glaube, dass er sorgfältiger noch darauf achten muss, dass die wesentlichen Punkte gemeinsam in einem Kabinett kommuniziert werden“, sagte er im Playbook-Podcast, den Sie hier hören können.

„Vielleicht muss man da als Kanzler gelegentlich auch etwas deutlicher — ob rote oder schwarze Minister — darauf achten, dass nicht jeder dauernd draußen die Dinge zerredet, die man drinnen gerade verabredet hat“, so der frühere hessische Ministerpräsident.

Zum runden Geburtstag wünscht Koch seinem langjährigen Freund „gute Gesundheit, gute Nerven und den Drive, dieses Land verändern zu wollen, zu behalten in schwierigen Zeiten“.

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