Die verurteilte Rechtsextremistin Marla-Svenja Liebich hat nach MDR-Recherchen schon vor mehr als 20 Jahren Kontakt zu Unterstützerkreisen des Nationalsozialistischen Untergrunds gehabt.
Teilnahme bei "Artgemeinschaft"
Dem MDR-Magazin "exakt" liegen Unterlagen vor, wonach Liebich im Jahr 2003 offenbar an einem Treffen der rechtsextremistischen "Artgemeinschaft" teilgenommen hat. Den Unterlagen zufolge waren bei der Zusammenkunft der inzwischen verbotenen Vereinigung auch der verurteilte NSU-Unterstützer André E. und seine derzeit vor Gericht stehende Ehefrau Susann E. dabei.
Wie die Linken-Abgeordnete im Thüringer Landtag und langjähriges Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss, Katharina König-Preuss, sagte, brauchte es "ideologische Überzeugung", um bei der "Artgemeinschaft" dabei gewesen zu sein, "weil die Artgemeinschaft faktisch Ideologie der NSDAP fortgeführt hat".
Bekannt mit Neonazi-V-Mann Richter
Liebich war den MDR-Recherchen zufolge auch mit dem Neonazi und V-Mann des Verfassungsschutzes, Thomas Richter, bekannt. Dieser stand demnach auf Telefonlisten des NSU-Terroristen Uwe Mundlos und verbreitete den Namen des NSU in der Szene bereits weit vor dessen Enttarnung.
Sowohl Liebich als auch Richter stammen aus Halle an der Saale. Nach Angaben des Kenners der halleschen Neonazi-Szene, Torsten Hahnel vom Verein Miteinander e.V., hatten die beiden als "gemeinsame Akteure" Kameradschaftsabende veranstaltet und versucht, Strukturen zusammenzufügen.
Mehrfach verurteilt und untergetaucht
Liebich wurde zwischen 2023 und 2025 – damals noch als Sven Liebich – in mehreren Instanzen wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Für Aufsehen sorgte er mit einer Änderung des Geschlechtseintrags hin zu einer Frau. Dem Haftantritt in einem Frauengefängnis entzog sich Liebich und ist seitdem untergetaucht.
NSU-Terroristin Zschäpe Zeugin vor Gericht
Wie "exakt" unter Berufung auf Justizkreise berichtet, wird die verurteilte NSU-Terroristin Beate Zschäpe im Dezember persönlich als Zeugin im Prozess gegen Susann E. vor dem Oberlandesgericht Dresden aussagen. Dem MDR-Magazin zufolge nimmt Zschäpe derzeit an einem Ausstiegsprogramm für Rechtsextremisten teil.
Die Terrorvereinigung NSU ermordete zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin. Zudem sollen 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle auf das Konto des NSU gehen. 100 bis 200 Personen sollen die Taten unterstützt haben. Die Haupttäter Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Zschäpe waren Ende der 1990er-Jahre untergetaucht. Im November 2011 flog das Trio auf.
MDR
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