US-Präsident Donald Trump sieht sich zunehmendem Druck ausgesetzt, alle Akten zur Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein offenzulegen. In der nächsten Woche ist dazu eine Abstimmung im Repräsentantenhaus geplant, wie der republikanische Vorsitzende der Parlamentskammer, Mike Johnson, vor Journalisten ankündigte. Die Verbreitung bislang unveröffentlichter E-Mails gibt den Kritikern des Präsidenten neuen Auftrieb.

Nachdem die Demokraten am Mittwoch zunächst drei E-Mail-Auszüge, die aus dem Nachlass Epsteins stammen sollen, veröffentlichten hatten, machten auch die Republikaner rund 20.000 Seiten Mailverkehr öffentlich. Die Dokumente demonstrieren die engen Kontakte des einflussreichen US-Multimillionärs Epstein zur High Society, aber auch zur internationalen Politik.

Das Portal „Politico“ berichtet über eine E-Mail Epsteins, in der dieser vor dem bilateralen Treffen zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Jahr 2018 in Helsinki vorschlug, dass Sergei Lawrow, Russlands langjähriger Außenminister, sich seine Einschätzungen zu Trump einholen sollte.

„Ich denke, Sie könnten Putin vorschlagen, dass Lawrow sich durch ein Gespräch mit mir Einblicke verschaffen kann“, schrieb Epstein in einer E-Mail an Thorbjørn Jagland, den ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten, der zu dieser Zeit den Vorsitz im Europarat innehatte.

Während des Austauschs erklärte Epstein, er habe bereits mit Witali Tschurkin, dem russischen Botschafter bei den Vereinten Nationen, über Trump gesprochen, bevor Tschurkin 2017 starb. „Tschurkin war großartig“, schrieb Epstein. „Nach unseren Gesprächen hat er Trump verstanden. Es ist nicht kompliziert. Man muss ihn sehen, um etwas zu verstehen, so einfach ist das.“

Auch E-Mails mit dem früheren Trump-Berater Steve Bannon demonstrieren, wie sehr Epstein versuchte, Einfluss zu nehmen. In einem Austausch mit Bannon aus dem Jahr 2018 sagte Epstein, dass „es viele Staatschefs gibt, mit denen wir Einzelgespräche für Sie organisieren können“, wenn Bannon bereit wäre, acht bis zehn Tage in Europa zu verbringen. „Wenn Sie hier mitspielen wollen, müssen Sie Zeit investieren, Europa aus der Ferne funktioniert nicht“, schrieb Epstein.

Worum geht es im Fall Epstein?

US-Multimillionär Epstein hatte über viele Jahre einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Dabei verging er sich auch selbst an seinen Opfern. Nach seiner Festnahme und Verurteilung als Straftäter starb der Finanzier aus New York 2019 mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle. Im Obduktionsbericht wurde Suizid als Todesursache genannt.

Epsteins plötzlicher Tod und seine breiten Kontakte in die amerikanische High Society lösten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher Kreise aus. Vor seiner Festnahme waren Prominente und Milliardäre bei ihm ein und aus gegangen. Direkt in den Missbrauchsskandal verwickelt ist der Bruder des britischen Königs. Andrew Mountbatten Windsor verlor deswegen seinen Prinzentitel.

Auch Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos belegen. Zu dem Fallkomplex gibt es umfangreiche Akten, aus denen bislang nur Auszüge bekannt sind.

Was schreibt Epstein über Trump?

„Natürlich wusste er von den Mädchen, da er Ghislaine gebeten hatte, damit aufzuhören“, schrieb Epstein über Trump in einer Mail von Januar 2019, die die Demokraten und US-Medien nun veröffentlichten. Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell sitzt wegen Sexhandels mit Minderjährigen und weiterer Vergehen eine 20-jährige Haftstrafe ab.

In einer älteren Mail von April 2011 heißt es demnach, eines von Epsteins Missbrauchsopfern habe „Stunden“ mit Trump in dem Haus des Sexualstraftäters verbracht. Der Name des Opfers ist darin geschwärzt. Dem Weißen Haus zufolge handelt es sich bei der jungen Frau um Virginia Giuffre, die sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben genommen hat. Im Oktober erschienen posthum die Memoiren der US-Australierin. Sie klagte darin Andrew Mountbatten Windsor an, sie als Minderjährige missbraucht zu haben.

In einer E-Mail nannte Epstein Trump „an der Grenze zum Wahnsinn“. Einem prominenten Wirtschaftsanwalt schrieb der Millionär 2018: „Sie sollten Ihren demokratischen Freunden vielleicht sagen, dass sie, wenn sie Trump wie einen Mafiaboss behandeln, die Tatsache ignorieren, dass er über große, gefährliche Macht verfügt.“

Das Weiße Haus warf der Demokratischen Partei eine Kampagne gegen Trump vor. „Die Demokraten haben selektiv E-Mails an liberale Medien durchsickern lassen, um eine falsche Erzählung zu schaffen, die Präsident Trump diffamieren soll“, erklärte Trumps Sprecherin.

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