Die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene galt als glühende Anhängerin von US-Präsident Donald Trump – und ist eine der bekanntesten Figuren innerhalb der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“). In der vergangenen Woche kam es zum öffentlichen Zerwürfnis mit dem US-Präsidenten über den Umgang mit der Affäre um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein.

Greene hat nun ein Interview mit dem TV-Sender CNN genutzt, um sich erneut von Trump zu distanzieren – und räumte zugleich ein, selbst zur Verrohung der politischen Rhetorik in den USA beigetragen zu haben. „Ich möchte mich demütig dafür entschuldigen, dass ich mich an dieser toxischen Politik beteiligt habe; das ist sehr schlecht für unser Land“, sagte Greene am Sonntag in der CNN-Sendung „State of the Union“. „Das ist etwas, worüber ich viel nachgedacht habe, insbesondere seit Charlie Kirk ermordet wurde.“

Angesprochen auf eine Verrohung der Debatten sagte die Abgeordnete: „Das geht schon seit Jahren so, und es hat unser Land gespalten und Freunde, Familien und Nachbarn auseinanderdividiert. Und es löst unsere Probleme nicht.“ Auf den Hinweis der CNN-Journalistin Dana Bash, dass auch sie selbst sich bislang nicht gegen Angriffe des Präsidenten verwehrt habe, bis es sie selbst traf, sagte Greene, entsprechende Vorwürfe seien „faire Kritik“. Sie sei nun aber entschlossen, „die Messer in der Politik niederzulegen“ und betonte die Notwendigkeit, „einen neuen Weg nach vorn“ zu finden. „Als Amerikaner haben wir, egal auf welcher Seite des politischen Spektrums wir stehen, weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, und wir müssen in der Lage sein, einander mit unseren Meinungsverschiedenheiten zu respektieren.“

Auslöser des Bruchs mit Trump war die Auseinandersetzung um die sogenannten Epstein-Akten gewesen. Das Repräsentantenhaus steht in dieser Woche vor einer Abstimmung über die Freigabe von Unterlagen im Fall des verurteilten Sexualstraftäters. Trump zeigt – anders als noch im Wahlkampf – bisher keine Bereitschaft, sich an der Aufklärung zu beteiligen und bestreitet engere Beziehungen zu dem 2019 in Haft verstorbenen Sexualstraftäter. Jüngst veröffentlichte E-Mails und Dokumente lassen allerdings auch andere Schlüsse zu. Zudem zeigen zahlreiche Videos und Fotos aus früheren Jahren die beiden zusammen.

Greene setzt sich für eine Freigabe der Akten zur Epstein-Affäre ein und hat sich hinter den Vorstoß der oppositionellen Demokraten gestellt, das Repräsentantenhaus über die Forderung nach der Aktenveröffentlichung abstimmen zu lassen.

„Ich glaube nicht, dass mächtige Menschen geschützt werden sollten“

Im Interview mit CNN betonte sie, sie setze sich für Transparenz ein und „werde sich nicht dafür entschuldigen“. „Ich stehe hinter diesen Frauen. Ich stehe zu Vergewaltigungsopfern, Kindern, die (...) sexuellen Missbrauchs erleben, ich stehe zu Überlebenden und Opfern von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung.“ Das Land habe Transparenz in diesen Angelegenheiten verdient. „Und ich glaube nicht, dass reiche, mächtige Menschen geschützt werden sollten, wenn sie etwas Unrechtes getan haben.“ Wie bereits zuvor bekräftigte Greene, es stelle sich die Frage, warum die Freigabe der Akten „so hart bekämpft“ werde.

Gleichzeitig wisse sie nicht, was in den Akten steht, und verwies auf Aussagen der Opfer Epsteins, darunter Virginia Giuffre, die im April Suizid begangen hatte. Giuffre habe „unter Eid gesagt, dass Donald Trump nichts Falsches getan habe“, so Greene.

Trump hatte Greene indes in der vergangenen Woche öffentlich die Unterstützung entzogen und sie als „zeternde Irre“ verunglimpft, die „weit nach links“ abgedriftet sei. Am Samstag legte der US-Präsident nach und bezeichnete Greene als „Verräterin“.

Greene verwehrte sich gegen die Anschuldigungen. Insbesondere als „Verräterin“ bezeichnet worden zu sein, habe sie sehr verletzt. Dies sei „absolut falsch“ und gefährlich, weil derartige Worte Menschen gegen sie aufbringen und ihr Leben in Gefahr bringen könnten. Am Wochenende hatte Greene auf „X“ von Anfeindungen gegen sie gesprochen und angegeben, wegen der Drohungen Warnungen von privaten Sicherheitsfirmen erhalten zu haben. Die Drohungen gegen sie würden vom „mächtigsten Mann der Welt“ befeuert.

Spekulationen, Trump habe sie gedrängt, nicht für den Senat oder den Gouverneursposten in Georgia zu kandidieren, wies Greene zugleich entschieden zurück. Eine solche Unterhaltung habe es „nie“ gegeben – entsprechende Behauptungen seien „nicht wahr“. Sie habe keine Absicht, für den Senat oder das Gouverneursamt zu kandidieren, sondern wolle ihr Mandat für den Bundesstaat Georgia weiter ausüben.

Kritik an Trump

Inhaltlich grenzte sich Greene bei mehreren Punkten vom Präsidenten ab. Die von Trump befürworteten H-1B-Visa für ausländische Arbeitnehmer und die Idee, „600.000 chinesische Studierende“ in die USA zu holen, seien „keine America-First-Positionen“, so Greene. Auch außenpolitisch kritisierte sie Trumps Kurs – unter anderem mit Blick auf Trumps Empfang des syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa vergangene Woche im Weißen Haus, den Greene wegen dessen islamistischer Vergangenheit als „al-Qaida-Terrorist“ verurteilte.

„Mit MAGA hat das amerikanische Volk dafür gestimmt, dass es an erster Stelle steht, dass keine Auslandshilfe mehr geleistet wird und man sich nicht mehr in Kriege im Ausland einmischt. Die Lebenshaltungskosten sind viel zu hoch. Die Krankenversicherung ist völlig außer Kontrolle geraten“, sagte Greene. Das amerikanische Volk habe es verdient, „an erster Stelle zu stehen“. „Und ich denke, dass Präsident Trump das schaffen kann, wenn er seine Bemühungen neu ausrichtet. Auch wenn er mich angreift, möchte ich, dass er erfolgreich ist für das amerikanische Volk.“

Auf die Frage, ob ein Ausgleich mit dem Präsidenten möglich sei, sagte Greene: „Ich hoffe sehr, dass wir uns wieder vertragen können.“ Amerika müsse zusammenkommen und die „toxische, gefährliche Rhetorik beenden“. Sie wolle mit gutem Beispiel vorangehen und hoffe, Trump könne „dasselbe tun“. Als Christin glaube sie an „Vergebung“.

Der verurteilte Sexualstraftäter Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden, während er auf einen weiteren Prozess wartete. Laut Behörden beging er Suizid. Den Ermittlungen zufolge hatte Epstein über Jahre minderjährige Mädchen und junge Frauen missbraucht und an Prominente weitergereicht.

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