• Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sieht ganz unterschiedliche Gruppen von Wohnungslosigkeit betroffen.
  • Ende Januar lebten knapp 475.000 Menschen in Einrichtungen der Kommunen und sozialen Träger – acht Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Der Leiter der Leipziger Oase fordert mehr zielgruppenspezifische Angebote für Wohnungslose.

Seit Jahren beobachtet Joachim Krauß, wie mehr und mehr Menschen in die Wohnungslosigkeit abgleiten. Ganz unterschiedliche Gruppen seien davon betroffen, sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe: "Junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, beim Loslösen aus dem Elternhaus Wohnraum zu finden. Wir haben zunehmend Familien in der Situation. Wir haben natürlich aufgrund internationaler Entwicklungen eine hohe Zahl an Menschen, die als Geflüchtete nach Deutschland kommen."

Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe: Hauptursache ist knapper Wohnraum

Die Hauptursache für Obdachlosigkeit sieht Krauß im knappen Wohnraum. Für Menschen mit niedrigen Einkommen gebe es zu wenig Angebot. Der Bestand an Sozialwohnungen etwa sei dramatisch zurückgegangen. Auch in kleinen und mittelgroßen Städten gebe es immer weniger bezahlbare Wohnungen, sagt Krauß: "Das ist sicherlich nochmal eine neue Dimension, dass es ein bundesweites Thema ist."

Lange habe das für ostdeutsche Kommunen weniger gegolten, aber inzwischen sehe man auch hier, dass kein adäquater Wohnraum in ausreichender Zahl mehr zur Verfügung stehe: "Mitunter steht vielleicht Wohnraum noch leer, aber der ist eigentlich nicht mehr ohne Weiteres als vermietbar zu bezeichnen."

Leipzig: Knapp 1.000 Personen in Notunterkünften

Ende Januar lebten laut Statistischem Bundesamt knapp 475.000 Menschen in Deutschland in Einrichtungen der Kommunen und sozialen Träger. Das sind acht Prozent mehr als im Januar 2024.

In Leipzig wurden knapp 1.000 Personen in Notunterkünften gezählt. Dort nimmt Benjamin Müller wahr, dass vor allem in den vergangenen zwei, drei Jahren die Zahl von Wohnungslosen gestiegen ist. Müller leitet die Leipziger Oase, einen Tagestreff für wohnungslose Menschen. "Das sind Menschen mit multiplen Problemlagen", erklärt Müller. "Meistens ist es nicht nur das Fehlen einer Wohnung, sondern häufig spielen Vereinsamung, Verarmung, Isolation, Krankheiten, psychische Erkrankungen und in der Konsequenz häufig auch ein Missbrauch von Alkohol oder Drogen eine Rolle."

Forderung nach zielgruppenspezifischen Angeboten für Wohnungslose

Müller wünscht sich, dass Betroffene eine stärkere Lobby bekommen und es auch stärker zielgruppenspezifische Angebote gibt: "Im Bereich Wohnungslosigkeit gibt es verschiedene Milieus, verschiedene Altersgruppen, verschiedene Nationalitäten, verschiedene Abhängigkeiten."

Man müsse deshalb individueller, kleinteiliger an die Thematik der Menschen herangehen, beispielsweise mehr psychiatrische Einrichtungen schaffen für Wohnungslose, die entsprechend erkrankt sind. Daneben könne jeder Einzelne in der Gesellschaft Betroffenen helfen, findet Müller: "Dass man diese Menschen als Mitmenschen wahrnimmt. Es ist auch eine Hilfe, Geld zu geben. Aber ich finde: Der soziale Kontakt, das Gespräch, miteinander in den Austausch zu kommen, ist der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme."

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