• Mehrfamilienhäuser sollen verstärkt mit Lademöglichkeiten ausgestattet werden.
  • Als Optionen bieten sich Wallboxen in Tiefgaragen oder geteilte Ladeplätze im Freien an.
  • Ladepunkte sind jedoch bei Bestandsbauten deutlich schwieriger zu realisieren als bei Neubauten.

Ein Nachmittag in Halle. Der Verkehr rollt vorbei an großen Wohnblöcken, die dicht an dicht stehen. Wo hier eine Ladesäule für E-Autos hin soll, kann sich Steffen Schier nicht so richtig vorstellen.

Knappe Grundstücke: Stellplätze gehören Hauseigentümern oft nicht

Er ist Sprecher der Halleschen Wohnungsgesellschaft, kurz HWG. Sie gehört zu den größten Wohnungsvermietern in Halle: "Bei vielen Häusern oder bei vielen Eigentümern endet die Grundstücksgrenze mit der Hauskante. Da stellt sich dann natürlich die Frage, wo denn dann der Stellplatz für die Elektromobilität zur Verfügung gestellt werden soll. Das ist dann gar nicht mehr in der Eingriffssphäre des Eigentümers." Die Idee der Bundesregierung mit dem Masterplan sei ein ehrenwertes Ziel, sagt er. Aber so eine Idee müsse natürlich auch praktikabel sein.

Optionen: Tiefgaragen-Wallbox oder geteilte Stellplätze

Die HWG hat überwiegend Mehrparteienhäuser im Bestand, allerdings zumeist ohne Tiefgarage. Und das ist ein Problem. Die Wissenschaftlerin Annegret Stephan arbeitet am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und beschäftigt sich mit der Elektromobilität.

Sie hat gerade im Auftrag des Bundesforschungsministeriums das Potential von Mehrparteienhäusern untersucht und beschreibt die Optionen: "Eine Möglichkeit ist die Wallbox mit einer sogenannten Eins-zu-eins-Lösung. Also ich habe meinen eigenen Stellplatz in der Tiefgarage vom Mehrfamilienhaus und lade dann dort. Es kann sich aber auch die Möglichkeit nach geteilten Ladelösungen ergeben. Also mit Personen vom Haus. Oder auch das geteilte Laden mit Personen aus dem Quartier kann attraktiv sein. Insbesondere dann, wenn zu relativ günstigen Ladetarifen geladen werden kann."

Eigentümervereinigung: Ladeplätze attraktiv bei Neuvermietungen

Die notwendigen Abstimmungsprozesse können gleichwohl kompliziert werden. Erst recht dann, wenn mehrere Wohnungseigentümer in dem Objekt zu beteiligen sind.

Dennoch sieht der Leipziger Rechtsanwalt Jakob Reiche von der Eigentümer-Interessensgemeinschaft "Haus und Grund" große Chancen für Vermieter: "Das ist ja bei vielen Neuvermietungen ein entscheidender Faktor, dass man sagt, dass man erstens einen Stellplatz an sich hat. Das ist ja schon mal ein Thema, das viele umtreibt und wenn dieser Stellplatz dann auch noch so ausgerüstet ist, dass man dort eine Elektromobilität sicherstellen kann, insbesondere dann, wenn man in größeren Städten unterwegs ist, ist das natürlich auch ein Vorteil im Rahmen der Anzeige oder des Inserats, wenn die Ladesäule hingestellt wird."

Realisierung bei Neubauten einfacher als bei Bestandsbauten

Doch dafür müsste die Infrastruktur ausgebaut und angepasst werden. Und an dieser Stelle kommen die Energieversorger ins Spiel. Die Stadtwerke Halle teilen auf Anfrage von MDR AKTUELL mit, dass es noch keine realisierten Projekte bei Mehrparteienhäusern gebe.

Bei den Stadtwerken in Erfurt weist man darauf hin, dass bei Neubauten die Elektromobilität bereits mitgedacht werden müsse. Dies sei gesetzlich vorgeschrieben, erklärt David Händel, Abteilungsleiter für Energielösungen.

Schwieriger sei es bei nachträglichen Eingriffen: "Insbesondere in Bestandsobjekten ist die Errichtung von Lademöglichkeiten aufgrund von oft umfangreichen baulichen Maßnahmen mit hohen Investitionskosten verbunden. An dieser Stelle würden Fördermaßnahmen eine Erleichterung schaffen."

Tatsächlich spricht die Bundesregierung in ihrem "Masterplan Ladeinfrastruktur 2030" auch von staatlichen Förderungen. Um allerdings gleich hinterherzuschieben, dass die Haushaltslage dies auch hergeben müsse.

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