Israels Militär hat nach eigenen Angaben bei dem Luftangriff auf einen Beiruter Vorort das ranghohe Hisbollah-Mitglied Haitham Ali Tabatabai getötet. Bei Tabatabai habe es sich um den Generalstabschef der Miliz gehandelt, teilten die Streitkräfte am Sonntag mit. Die Hisbollah äußerte sich zunächst nicht. Tabatabai hatte die Eliteeinheit Radwan angeführt.
2016 stufte die US-Regierung ihn als Terroristen ein und bezeichnete ihn als militärischen Führer, der die Spezialkräfte der Hisbollah in Syrien und im Jemen geleitet habe. Für Hinweise zu seiner Person wurden bis zu fünf Millionen Dollar ausgesetzt.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums kamen bei dem israelischen Luftangriff auf den Vorort Haret Hreik im Süden Beiruts am Sonntag mindestens fünf Menschen ums Leben. 25 weitere seien verletzt worden.
Eine große Rauchwolke stieg über Haret Hreik auf. In sozialen Medien kursierte ein Video, das eine Menschenmenge zeigte, die sich rund um den Einschlagsort drängte, der sich im vierten Stock eines Wohnhauses zu befinden schien. Eine israelische Drohne wurde in der Nähe des beschossenen Gebäudes gesichtet. Das libanesische Militär sperrte das Areal ab, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.
Mahmud Kamati, der stellvertretende Vorsitzende des politischen Rats der Hisbollah, sagte Reportern am Angriffsort, dass womöglich ein ranghoher Kämpfer getötet worden sei. Die Hisbollah-Führung prüfe noch, wie sie darauf reagieren werde und werde eine angemessene Entscheidung treffen. „Der Angriff auf die südlichen Vororte heute öffnet die Tür für eine Eskalation der Übergriffe im ganzen Libanon“, erklärte er. Ali Ammar, ein Parlamentarier der Hisbollah-Partei, sagte Reportern ebenfalls in der Nähe des Angriffsorts, dass eine zivile Gegend ohne jegliche militärische Präsenz getroffen worden sei.
Erster Luftangriff seit Juni
Es war der erste israelische Luftangriff auf ein Ziel im Raum Beirut seit Juni. „Wir werden weiterhin mit Nachdruck handeln, um jegliche Bedrohung für die Bewohner des Nordens (von Israel) und den Staat Israel zu verhindern“, teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz mit. Regierungssprecherin Schosch Bedrosian wich einer Nachfrage aus, ob Israel die USA vor dem Angriff informiert habe. Israel treffe seine Entscheidungen unabhängig, erklärte sie nur.
Israel und die USA haben den Druck auf den Libanon erhöht, die mächtige Hisbollah-Miliz zu entwaffnen. Das libanesische Militär legte einen Plan vor, den die Regierung im September genehmigt hatte. Er sieht vor, die Hisbollah bis zum Jahresende im ganzen Land zu entwaffnen.
Die Hisbollah hatte nach Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023, der durch den Terrorangriff der Hamas auf den Süden Israels ausgelöst wurde, damit begonnen, den Norden Israels zu beschießen. Israel reagierte mit Beschuss und Luftangriffen im Libanon. Beide Seiten gerieten in einen eskalierenden Konflikt, der sich Ende September 2024 zu einem Krieg ausweitete, in dem Israel zahlreiche Mitglieder der Hisbollah-Führung tötete und Teile ihres Arsenals zerstörte.
Vor fast einem Jahr trat eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah in Kraft. Seitdem hat Israel häufig Luftangriffe auf den Süden und Osten des Libanons geflogen und diese damit begründet, dass die Miliz versuche, ihre militärischen Fähigkeiten wieder aufzubauen. Die Regierung in Beirut weist den Vorwurf zurück. In den vergangenen Wochen hat Israel seine Luftangriffe auf Ziele insbesondere im Süden des Libanons intensiviert.
Der libanesische Präsident Joseph Aoun verurteilte den Angriff auf den Vorort Haret Hreik. Er warf Israel zudem vor, seinen Teil der Waffenruhevereinbarung nicht einzuhalten. Die internationale Gemeinschaft müsse „mit Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit“ eingreifen, um die Angriffe auf den Libanon und sein Volk zu stoppen, forderte Aoun.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.