Ein mitgeschnittenes Telefonat zwischen dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und einem Kreml-Berater sorgt selbst in der Partei von US-Präsident Donald Trump für Irritation. Der US-Präsident verteidigte seinen Chefverhandler hingegen.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg war nach eigenen Angaben an den Mitschnitt eines etwa fünfminütigen Telefonats vom 14. Oktober gelangt, den sie als schriftliches Transkript veröffentlichte. Darin spricht Witkoff mit Juri Uschakow, dem außenpolitischen Berater von Kremlchef Wladimir Putin, und gibt ihm offenbar Tipps für den direkten Austausch zwischen den beiden Präsidenten. Er regte unter anderem an, Putin könne Trumps Rolle als „Mann des Friedens“ betonen. Zudem brachte der US-Sondergesandte die Idee eines „20-Punkte-Plans“, ähnlich wie für den Gaza-Krieg, ins Spiel, der als Grundlage für Gespräche über ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine dienen könne.
Der republikanische Kongressabgeordnete Brian Fitzpatrick sprach auf X von „einem Riesenproblem“ und forderte ein Ende „geheimer Nebenkanäle“. Parteikollege Don Bacon wurde noch deutlicher: Es sei „offensichtlich, dass Witkoff voll und ganz auf der Seite der Russen steht“, schrieb er. „Man kann ihm nicht zutrauen, diese Verhandlungen zu führen. Würde ein von Russland bezahlter Agent weniger tun als er? Er sollte entlassen werden.“
Der frühere US-Botschafter in Russland, Michael McFaul, reagierte entsetzt auf die Enthüllung über Witkoff. „Einfach schockierend“, schrieb er auf X. „Die Aufgabe aller Beamten im Bereich der nationalen Sicherheit der US-Regierung besteht darin, die nationalen Interessen Amerikas zu fördern, nicht die Interessen anderer Länder und insbesondere nicht die Interessen barbarischer imperialer Kriegstreiber wie Putin“, kommentierte der Ex-Diplomat, der von US-Präsident Barack Obama ernannt worden war und sich nun immer wieder äußerst kritisch über die Trump-Regierung äußert.
Trump nahm seinen Sondergesandten in Schutz. „Das ist eine ganz normale Sache“, sagte er während eines Flugs nach Florida, nachdem ihn eine Journalistin zu dem heiklen Bloomberg-Bericht befragt hatte. Bedenken, Witkoff sei zu russlandfreundlich, wies er zurück. Er habe die Aufnahme des Gesprächs zwar nicht gehört, für ihn klinge das Ganze aber nach „ganz normalen Verhandlungen“. Man müsse der Ukraine eben russische Positionen vermitteln und umgekehrt auch Moskau die Forderungen aus Kiew. Er gehe davon aus, dass Witkoff in Gesprächen mit der ukrainischen Seite ähnlich auftrete.
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Auf die Frage, ob er keine Sorge habe, dass sein Sondergesandter zu russlandfreundlich sei, antwortete Trump, der Krieg könne noch Jahre dauern – und Russland habe „viel mehr Einwohner und Soldaten“ als die Ukraine. Wenn das angegriffene Land daher einen Deal aushandeln könne, sei das seiner Ansicht nach „eine gute Sache“.
Kreml äußert sich zu Leak
Der Kreml bezeichnete die Veröffentlichung des Telefonats als Versuch, die Gespräche über ein mögliches Ukraine-Friedensabkommen zu behindern. Auf die Frage, warum das Telefonat durchgesickert sei, sagte Kreml-Berater Uschakow dem russischen Staatsfernsehen: „Wahrscheinlich, um zu behindern. Es ist unwahrscheinlich, dass dies zur Verbesserung der Beziehungen geschah.“ Uschakow fügte hinzu: „Was Witkoff betrifft, so kann ich sagen, es wurde eine vorläufige Vereinbarung getroffen, dass er nächste Woche nach Moskau kommt.“
Er habe „ziemlich oft“ mit Witkoff telefoniert, sagte Uschakow, lehnte es aber ab, sich konkret zu den Details des fraglichen Gesprächs zu äußern. „Die Essenz dieser Gespräche ist, dass sie vertraulich sind“, sagte er. „Ich werde das nicht kommentieren. Niemand sollte das kommentieren.“
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