Die ehemalige Co-Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, zieht im Magazin „Zeit“ Bilanz über ihre einjährige Amtszeit: „Für mich persönlich hat das ganze Jahr überhaupt nichts gebracht. Ich bin für viele Medien und die Partei verbrannt“, sagt die 26-Jährige im Interview.
Auf die Frage, ob sie gerne provoziere, antwortet Nietzard: „Klar.“ Neulich habe sie auf Social Media im Namen der Seenotrettungs-Organisation SOS Humanity zu Spenden aufgerufen. „Dahinter habe ich ein Foto von mir gepackt, auf dem man meine Brüste sehen konnte. Da weiß ich, das zieht, weil der Algorithmus das den Leuten bevorzugt anzeigt“, so die ehemalige Co-Vorsitzende der Grünen Jugend. „Sollen die Leute im Netz sie halt sehen. Wenn das mehr Spenden bringt, super!“ Aber manchmal funktioniere Provokation auch nicht.
Es habe sogar einen Pressesprecher gegeben, der Nietzard im Hintergrund beraten habe: „Der hat zu manchen meiner Ideen Nein gesagt. Einige Sachen von mir haben Sie also gar nicht lesen können“, verrät die 26-Jährige.
Laut einer Recherche des „Spiegel“ soll Nietzard andere in ihrer Partei gemobbt haben. Darauf angesprochen erklärte die Grüne, dass sie Menschen davon abgeraten habe, in Vorstände zu gehen, wenn sie diese nicht für fähig hielt. „Die können jetzt sagen, das war Mobbing. Ich sage: Das war Führung.“ Antreten hätten sie ja trotzdem können.
Auf die Anmerkung der „Zeit“-Journalistinnen, dass es so scheint, als hielte Nietzard eine starke Polarisierung der Gesellschaft für wünschenswert, entgegnete sie: „Ich finde Populismus nicht schlecht. Klar, gegen faschistischen Populismus muss gekämpft werden.“ Solche Leute wie Donald Trump würden doch wollen, dass die Menschen abstumpfen: „Genau deshalb braucht es einen linken Populismus, einen Gegenpart“, findet sie.
Dass sie ihrer Partei durch ihr provokantes Verhalten womöglich eher geschadet haben könnte, bestreitet Nietzard. „Wären die Grünen nicht auf alles eingegangen, was ich behauptet habe, wäre es halb so wild gewesen. Aber sie haben mir stets öffentlich widersprochen. Auch bei der ACAB-Sache...“
Böller-Post war „einfach lustig und völlig in Ordnung“
Trotz der heftigen Shitstorms, die sie auslöste, bereue sie nichts. Vielmehr ärgere sie, dass sie manche ihrer Äußerungen wieder zurücknehmen musste: „Das fuckt mich krass ab, weil ich das nicht löschen wollte. Ich hätte all die Sachen stehen lassen sollen, weil das meine Überzeugungen sind.“
Auch über ihren sogenannten Silvester-Post vom letzten Jahreswechsel denkt Nietzard so. Darin resümierte sie, dass Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, zumindest keine Frauen mehr schlagen können. Diesen Tweet findet sie bis heute „einfach lustig und völlig in Ordnung, und ich habe überlegt, ob ich ihn am kommenden Silvesterabend wieder tweete“.
Im Nachhinein stellt Nietzard die Löschung des Posts und ihre Entschuldigung dafür infrage: „Es gab Menschen, die auf eine krasse Art auf mich eingeredet haben, da dachte ich halt: Fuck, am Ende führt das zu großen Konsequenzen, lösche ich ihn halt.“
Auf die Frage, was sie während ihrer einjährigen Amtszeit denn erreicht habe, antwortet Nietzard, dass sie die Grüne Jugend übernommen habe, „als sie im Chaos versank. Und ich glaube, wir haben die Geschäfte später geordnet übergeben. Und damit ist auch alles geschafft, was ich in diesem Jahr erreichen wollte“.
Was sie künftig beruflich machen will, überlege sie derzeit noch. „Ich könnte wieder Sozialarbeiterin werden. Ich kann mir vorstellen, im politischen Betrieb zu bleiben, aber bin noch nicht sicher, wie“, sagt Nietzard. Spekulationen, dass sie zur Linken überlaufe, erteilt sie eine Absage: „Ich muss jetzt echt mal wieder Geld verdienen, ich habe leider noch keinen Sugardaddy.“
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