• Arbeitgeber gegen "neue Rente mit 63" Jahren
  • Späterer Renteneintritt für Akademiker möglich
  • Neuer Vorschlag: Rentenalter nach Berufen

Gerechter soll das deutsche Rentensystem werden. Das verspricht sich der Ökonom Jens Südekum von seinem Vorschlag, den Renteneintritt nicht an das Alter, sondern an die Beitragsjahre zu koppeln.

Der gleichen Meinung ist Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas. In der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" sagte die SPD-Politikerin: "Ich kann dem viel abgewinnen, weil das einfach insofern gerechter ist: Wer viel einzahlt, kann auch früher gehen. Und die, die erst später einzahlen, wissen, dass sie dann länger arbeiten müssen." Sie finde das "spannend und auch gerechter".

Arbeitgeber gegen neue Rente mit 63

Doch das sehen nicht alle so. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände lehnt den Vorschlag ab. Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter spricht von einer Neuauflage der Rente mit 63. Die ist falsch und bleibt falsch, sagt er.

Zuspruch gibt es dagegen vom Zentralverband des Deutschen Handwerks. Verbands-Präsident Jörg Dittrich, der auch Präsident der Handwerkskammer Dresden ist, hält es für richtig, sich mit dem Vorschlag zu beschäftigen. "Wir müssen unterscheiden, ob jemand mit 17 Jahren zu arbeiten begonnen hat und auch eingezahlt hat, oder ob er nach Studium und Ausbildung erst mit Anfang 30 in den Job startet. Da stellt sich doch die Frage, warum für alle dieselbe Altersgrenze gelten soll. Insofern ist es gut, dass jetzt offenbar neue Dynamik in die politische Debatte kommt."

Späterer Renteneintritt für Akademiker

Die Rentenexpertin Marlene Haupt von der Hochschule München ist von Südekums Idee nicht überzeugt. Vieles davon, was er vorschlägt, sei schon jetzt Teil des Rentensystems.

"Das bedeutet", erklärt Haupt, "wenn Sie früh Beiträge gezahlt haben, wenn Sie viele Beiträge gezahlt haben, dann bekommen Sie Renten früh und dann können Sie auch entsprechend hohe Renten beziehen. Das heißt: Dieser Akademiker, der erst mit 30 einsteigt, dem fehlen schon jetzt entsprechende Beitragsjahre, die dann durchaus auch zu niedrigeren Renten führen können."

Haupt: Vorschlag bringt neue Ungerechtigkeit

Haupt glaubt zwar, dass Menschen, die schon in jungen Jahren anfangen zu arbeiten, von dem vorgeschlagenen Rentensystem profitieren könnten. Dafür würde es neue soziale Ungerechtigkeit befeuern: "Nämlich dahingehend, dass wir dann beispielsweise zu der Logik kommen würden, dass dann Männer früher in Rente gehen können als Frauen", weil Männer eher durchgehende Erwerbsbiografien haben und weil "Frauen auch für Kindererziehung und ähnliches auch Jahre zu Hause geblieben sind." Und das große Problem der Rente, zu wenige Beitragszahler und zu viele Renten, löse der Vorschlag nicht.

Neuer Vorschlag aus der CDU

Unterdessen hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Nicklas Kappe vorgeschlagen, bei der Rente zwischen Berufen zu unterscheiden: "Wir müssen schauen, welche Berufsgruppen aus welchen Gründen länger arbeiten können", sagte das Mitglied der jungen Gruppe in der Unionsfraktion der Zeitung "Die Welt". Es sei aber auch richtig, sagte Kappe dem Blatt, "stärker auf die Jahre zu schauen, die jemand eingezahlt hat".

MDR AKTUELL, dpa

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